Lebensfroh, aber den Tod vor Augen: Eine Frau erzählt
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Dienstag, 22. Januar 2019
Wie man einer tödlichen Krankheit begegnet - ohne daran zu verzweifeln: Agathe Prommersberger hat ihren Humor nicht verloren. Ganz im Gegenteil.
Eierstockkrebs im Brustkorb!? "Hätte es nicht auch was Normales sein können?" Agathe Prommersberger muss darüber lachen. Humor ist (offensichtlich), wenn man trotzdem lacht, schießt es mir da durch den Kopf. Die Frau mit den kurzen, flaumigen Haaren hat in den vergangenen zwei Stunden mehr gelacht als ich in der ganzen letzten Woche. Tatsächlich meint es das Schicksal mit der 59-Jährigen nicht gut und ihre Situation ist alles andere als lustig: Das gesicherte Rezidiv des Ovarialkarzinom, wie es offiziell heißt, umschließt ihre Organe im Oberkörper und muss dauerhaft mit einer Antikörper- oder Chemotherapie behandelt werden. Es ist nicht heilbar.
Was ist es, das Agathe Prommersberger so positiv erscheinen lässt? Woher nimmt sie die Kraft, die sie planen und verreisen lässt? Zwei Wochen Kuba im Februar, sechs Wochen Alpenüberquerung im Frühsommer stehen in ihrem Terminkalender.
Ein Spaziergang an der frischen Luft bringt sie in Erzähllaune. Sie empfinde es als Gnade, mit einer positiven Einstellung zum Leben und einer gesunden Portion Humor geboren zu sein. "Das macht das Leben einfach schöner!", sagt sie. "Irgendwie bin ich ein barocker Mensch, lebens- und sinnesfroh, aber den Tod immer vor Augen", beschreibt die Diplom-Pädagogin wie sie sich oft fühlt.
Der Humor hilft ihr, die Situation anzunehmen. Agathe Prommersberger lacht gern und viel. Aber mit Hirn müsse der Witz schon sein. Sie mag Karl Valentin und Loriot. Diese feine Art, das Hintergründige, Anarchische - keine brüllenden Schenkelklopfer-Weisheiten á la Mittermeier und Barth.
Lachen kann sie aber auch ganz ohne Grund. Sagt sie - und legt los.
Wir haben die erste Anhöhe unseres Weges noch nicht ganz geschafft, da bleibt sie stehen und lacht. Lacht laut. Lacht hell. Lacht gerade heraus. Lacht ansteckend. Dagegen kann sich niemand verschließen. Dieses fröhliche Lachen klingt nicht gekünstelt - obwohl es das doch ist, oder?
"Wer gerne und viel lacht, weiß wie gut das tut - dem Körper und der Seele", erklärt sie. In der Reha hat sie auch Sitzungen im Lach-Yoga besucht. Aus Neugier - und, weil es ihr Spaß macht. "Es ist schon eine geniale Anlage, dass wir unser Gehirn austricksen können, in dem wir nur unsere Mundwinkel nach oben ziehen und ein Lachen andeuten - ob echt oder nicht."