Druckartikel: Leben und leiden bei 37 Grad in der Coburger Natur

Leben und leiden bei 37 Grad in der Coburger Natur


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Montag, 06. August 2018

Während Hitze und Trockenheit manche Lebensräume in ihrer Existenz bedrohen, kommen andere ganz gut damit klar.
Frank Reißenweber zeigt, wie hoch das Wasser im Waschteich normalerweise stehen sollte.Rainer Lutz


Das Coburger Land ächzt unter der Gluthitze. Pflanzen und Tiere leiden. Doch während die Dürre manche Lebensräume in ihrer Existenz bedroht, kommen andere ganz gut damit klar, und manche Arten profitieren sogar, wie Frank Reißenweber erklärt, der als Biologe am Landratsamt Coburg für den Biotopschutz zuständig ist.
Zu den Verlierern gehören Feuchtlebensräume aller Art. Der Görsdorfer Waschteich in der Lautertaler Flur etwa. Er hat seinen Namen wohl daher, dass früher einmal die Görsdorfer hier ihre Wäsche gewaschen haben. Das ist schon lange nicht mehr möglich. "Er ist im Laufe der Zeit zu einem Moorteich geworden", erklärt Frank Reißenweber. Moosflächen am Rand und dicht wucherndes Wollgras zeichnen ihn jetzt aus. Doch normalerweise steht am Auslassbauwerk, dem Mönch, schon noch kniehoch das Wasser. Jetzt ist es verschwunden. "Das kann so ein Moorteich schon mal verkraften. Aber wenn es öfter passiert oder dauerhaft so wird, dann ist es das Ende für diesen Lebensraum", erklärt der Biologe.


Trockenen Fußes im Moor

Wenige Kilometer weiter liegt das Rottenbacher Moor. Ein Übergangsmoor wie dieses gibt es erst wieder in der Rhön oder dem Fichtelgebirge. "Für unsere Region ist das eine absolute Seltenheit", beschreibt Frank Reißenweber das älteste Naturschutzgebiet des Coburger Landes. "Wo wir jetzt stehen, könnten wir normalerweise nicht mehr stehen", verdeutlicht er die Folgen der Trockenheit. Diese nutzt dem Faulbaum, der sich gerade massenhaft auf der rund einen Hektar großen Fläche ausbreitet. Bäume sterben in der Nässe des Moors normalerweise ab. Bleibt es zu lange oder zu oft so trocken wie in diesem Sommer, wird das auch dieser Lebensraum nicht überstehen. Und nicht nur dieser. Würden die Moore in Bayern austrocknen, rechnen Wissenschaftler damit, dass die dadurch freigesetzten Treibhausgase fünf Prozent der Gesamtmenge im Freistaat ausmachen würden. Eine Menge, die erst einmal kompensiert werden will.
Noch gibt es seltene Moose, Sonnentau, Wollgras, Moosbeere und Siebenstern im Rottenbacher Moor. Die Arten haben sich wieder erholt, nachdem sie im Supersommer 2003 bereits einmal einen schweren Schlag hatten verkraften müssen. Jetzt werden sie erneut hart getroffen. Oft darf das nicht passieren, meint Frank Reißenweber, sonst wäre es um das Moor geschehen.


Die Profiteure

In dem Maß wie in den Feuchtgebieten der Druck durch Verbuschung wächst, sinkt er in der Dürre auf mageren Standorten wie dem ehemaligen Übungsplatz Lauterberg oder am Hang über Tiefenlauter. Die Pflanzen dieser Halbmagerrasenflächen sind für Trockenphasen gerüstet. Büsche, die das Gebiet erobern wollen, brauchen aber Wasser. Fehlt es in einem Maß wie in diesem Jahr, gelingt die Ausbreitung kaum.
Wollige Kratzdistel, Händelwurz und Co haben dagegen keine Probleme mit der Dürre. In der Fläche blüht es hier und da. "Das sind jetzt die Tankstellen für Blüten besuchende Insekten", sagt Frank Reißenweber. Dazu gehören auch Bienen, wie er sie als Hobby-Imker selbst züchtet. "Mit der Honigernte bin ich heuer sehr zufrieden", sagt er. Vor allem Waldhonig brachten seine fleißigen Brummer reichlich ein.


Warme Aussichten möglich

Und in Zukunft? Was der Klimawandel letztendlich für die Region bringen wird, weiß auch Frank Reißenweber nicht. Doch es gibt Auswirkungen, Zeichen, dass sich das Weinklima des Würzburger Raumes in unsere Region ausbreiten könnte. Wärme liebende Orchideenarten, oder Insekten wie die Holzbiene, tauchen neuerdings bei uns auf. Arten, die es bisher nicht gab, und eventuell Boten einer Veränderung hin zu mehr Sommern wie diesem.
Wohl dem, der Wasser sucht und Hilfe bekommt, damit er es jetzt noch findet. Die kommt im Lautertal aus der Natur selbst. Biber haben dort den Bachlauf mehrstufig angestaut und so über mehrere Hundert Meter ein Feuchtbiotop geschaffen, das Pflanzen und Tieren Rückzugsraum bietet, die auf solch eine Umgebung angewiesen sind.