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Landtagspräsidentin Stamm zu Gast in Coburg


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Freitag, 01. Februar 2013

Landtagspräsidentin Barabara Stamm überraschte mit ihrer Rede im Coburger Osten. Dass zur dortigen Schlachtschüssel über hundert Menschen gekommen sind, ist für Barbara Stamm allerdings nicht überraschend.
Das ist ein Service! Weil es bei ihrer Ankunft in Lützelbuch regnete, wurde Barbara Stamm vom Ortsverbandsvorsitzenden Mathias Zimmer mit Regenschirm vom Auto ins Gasthaus geleitet. Fotos: Oliver Schmidt


Barbara Stamm fühlte sich sichtlich wohl. Sie lachte, plauderte und prostete gut gelaunt in die Runde. Mit Jürgen W. Heike teilte sie sich sogar eine Blutwurst, und gerne erfüllte sie auch Autogrammwünsche. Die bayerische Landtagspräsidentin gab sich ganz volksnah bei der "Schlachtschüssel" des CSU-Ortsverbands Coburg-Ost. Dessen Vorsitzender Mathias Zimmer hatte Barbara Stamm als "Grande Dame der CSU" angekündigt sowie als "fränkische Speerspitze in München". Doch wie eine "Speerspitze" gab sich die Würzburgerin zumindest an diesem Abend im Lützelbucher Gasthof Fink nicht unbedingt. Das Derbe blieb dem Koch überlassen. Barbara Stamm präsentierte sich eher als das "soziale Gewissen der CSU".

Mathias Zimmer hatte zunächst einige Anmerkungen zum demografischen Wandel gemacht. Mit Blick auf den Rückgang der Einwohnerzahl von Coburg forderte er Maßnahmen für die Infrastruktur (Verkehrslandeplatz, ICE-Halt), um dadurch Arbeitsplätze zu sichern, sowie Verbesserungen der Lebensbedingungen für junge Leute allgemein. Andernfalls würde die Zahl der Geburten weiter drastisch zurückgehen.

Barbara Stamm griff das Thema gerne auf, stellte aber gleich zu Beginn klar: "Nur mit Geldleistungen erreicht man bei jungen Menschen kein bewussteres Ja zu Kindern." Stattdessen müsse sich zu allererst etwas an der Wertschätzung in der Gesellschaft ändern. Konkret: Der Wert von Kindern müsse wieder mehr geschätzt werden, vor allem aber der Wert des Erziehens. So müssten Erziehungszeiten stärker bei der Rente angerechnet werden. Dass dies so manche Präsidenten von Wirtschaftsverbänden anders sehen, brachte Barbara Stamm auch in Lützelbuch auf die Palme: "In einer Gesellschaft, in der der Wert des Erziehens von Kindern nicht anerkannt wird, läuft etwas schief." Ebenso dürfe Familienpolitik nicht mit Sozialpolitik gleichgesetzt werden: "Familienpolitik ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe!"

Werte als roter Faden

Werte - das zog sich wie ein roter Faden durch Barbara Stamms Rede. So sprach sie sich auch für gerechtere Löhne aus: Zwar sei sie nicht - wie die SPD - für einen gesetzlichen Mindestlohn. Aber man könne "doch nicht so tun", als ob es nicht erschreckend viele Menschen gebe, denen ihr Lohn nicht zum Leben reicht. Weniger überraschend war Barbara Stamms Plädoyer für das von der CSU - mit Erfolg - eingeforderte Betreuungsgeld. "Das hat aber nichts mit einer Herdprämie zu tun!"

Einen Appell richtete Barbara Stamm an die Kommunen: "Es muss ein Wettlauf um die jungen Familien beginnen!" Sprich: Niemand dürfe sich nur auf die Hilfen von Land und Bund verlassen, sondern jeder müsse auch selbst etwas tun. Städte und Gemeinden einer Region sollten gemeinsam Konzepte entwickeln und sich - etwa beim Erhalt kleiner Schulen - nicht gegenseitig ausspielen.

Wichtig sei zudem - und da war wieder das Leitmotiv "Werte" - stets den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen und nicht etwa einen Computer. Die erstaunlich gut besuchte Veranstaltung in Lützelbuch sei ja der beste Beweis dafür: "Die Menschen wollen noch zusammenkommen, miteinander reden - und zusammen eine ordentliche Schlachtschüssel essen!" Sagte es, und freute sich dann, dass mit ihrer Rede der offizielle Teil des Abends beendet war und das Essen serviert werden konnte.


Die besten Sprüche beim Stamm-Besuch


"Wir dürfen den demografischen Wandel nicht immer nur gleich als Bedrohung sehen. Die Menschen werden älter - beziehungsweise: Die junge Lebensphase verlängert sich ...das ist doch erst einmal ein großes Glück!"
Mathias Zimmer, Vorsitzender des gastgebenden CSU-Ortsverbands Coburg-Ost

"Wir wollen alle älter werden - aber nicht alt."
Barbara Stamm

"Es kommen immer mehr Preußen zu uns - Bayern zieht eben an!"
Barbara Stamm zum starken Zuzug in den Ballungszentren

"Der Anteil der Kinder in der Bevölkerung sinkt - das hat fatale Folgen. Und zwar nicht nur für mich als Kinderarzt."
Mathias Zimmer augenzwinkernd

"Zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehört mehr als nur der Ausbau von Krippenplätzen."
Barbara Stamm

"Die Attraktivität des flachen Landes wird in Zukunft noch stärker zum Ausdruck kommen, weil sich die Situation mit den Mietpreisen in den Ballungszentren noch verschärfen wird."
Barbara Stamm

"Wir sind solidarisch, aber nicht blöd! Wohlgemerkt: Das ist ein Zitat von unserem Ministerpräsidenten Horst Seehofer! Man muss ja heutzutage sehr aufpassen beim Zitieren..."
Barbara Stamm zum Länderfinanzausgleich

"Ich wünsche Dir, dass Du mit Deiner FDP in den Landtag kommst. Wir brauchen schließlich auch eine gute Opposition!"
Mathias Zimmer begrüßt bei der Veranstaltung Jens-Uwe Peter, den Direktkandidaten der Coburger FDP zur Landtagswahl