Druckartikel: Landkreis wehrt sich: Raum Coburg nicht im Bundesverkehrswegeplan

Landkreis wehrt sich: Raum Coburg nicht im Bundesverkehrswegeplan


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Donnerstag, 21. April 2016

Der Bundesverkehrswegeplan für die Jahre bis 2030 erfasst keine einzige Maßnahme im Coburger Land und nur eine im "weiteren Bedarf" in der Stadt.
Die Bundesstraße 303 führt mit ihrer erheblichen Verkehrsbelastung noch immer mitten durch den Ort Tambach. Foto: Rainer Lutz


Der Bundesverkehrswegeplan 2030 ist im Entwurf fertig, und der Landkreis fühlt sich dabei ziemlich übergangen. Das wurde bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energie und Mobilität am Donnerstag deutlich.
Nun bleibt den Vertretern des Coburger Landes nur, sich im Konsultationsverfahren zum Plan nach Kräften dafür einzusetzen, dass von den 264,5 Milliarden Euro, die bis 2030 investiert werden sollen, ein paar mehr in dies Region fließen.


Auf Platz eins der Stellungnahme des Landkreis-Ausschusses steht der Lückenschluss für die Schiene zwischen Nordwest-Oberfranken und Südthüringen. "Der Landkreis Coburg geht von einer neuerlichen Prüfung des Schienenlückenschlusses zwischen Nordwest-Oberfranken und Südthüringen mit Elektrifizierung des gesamten Trassenverlaufs zwischen Eisenach und Coburg aus", steht da recht selbstbewusst. Man hofft, dieses Vorhaben über das parlamentarische Verfahren in den Verkehrswegeplan einbringen zu können.


Traditionelle Vernetzung

Argumente liefert die traditionelle Vernetzung des südthüringer Raumes mit dem nahen oberfränkischen ebenso wie der Pendlerstrom, der sich täglich in der Region hin und her bewegt. Mit rund 10 000 Berufstätigen in einem Raum dieser Dimension belege Coburg und der angrenzende südthüringer Raum bundesweit einen Spitzenplatz bei den Pendlerbewegungen. Könnten sie verstärkt auf die Schiene ausweichen, wäre eine gewaltige Menge an CO2 zu sparen, heißt es in der Stellungnahme.


Güterverkehr könne zwar auch auf der im Bau befindlichen ICE-Trasse fahren - aber nur sehr eingeschränkt, weil sich Güter- und Personenzüge in Tunnels nicht begegnen dürfen. Die Strecke passiert in der Region aber ausgerechnet sehr viele Tunnels. Obendrein sei die Nutzungsgebühr auf der ICE-Neubaustrecke so hoch, dass der Güterverkehr sie wohl meiden würde.


Umgehung unrentabel

Eine Umgehung der Ortschaft Tambach auf der Bundesstraße 303 wurde als unrentabel eingestuft und der Bedarf zum Ausbau nicht festgestellt. Das will der Landkreis nicht hinnehmen. Sei das doch die letzte problematische Ortsdurchfahrt auf der Verbindungsachse Coburg und Schweinfurt. Der Bund wird daher aufgefordert, umgehend diesen Abschnitt einer neuen Prüfung zu unterziehen.


Hohe "Sowieso-Kosten"

Auch ohne Umgehung bestehe erheblicher Handlungsbedarf an diesem Abschnitt der B 303. Die Coburger Planer sprechen von hohen "Sowieso-Kosten". Geld, dass besser nicht in eine schlechte Übergangslösung investiert werden sollte, sondern lieber als Teil für die Finanzierung der Umgehung genutzt.


Der Ausbau der B 4 in Coburg Weichengereuth ist zwar im Bundesverkehrswegeplan enthalten, aber nur in der Einstufung "weiterer Bedarf". Das bedeutet, es kann noch etliche Jahre dauern, ehe etwas geschieht. Der Landkreis ist sich mit der Stadt einig, dass dieser relativ kurze Abschnitt unbedingt in die Einstufung "vordringlich" gehoben werden muss.


Nicht zuletzt müsse auch Geld für den Ausbau der Bundesstraße 173 in die Planung eingestellt werden, um sie zu einer echten Entlastung für die Bundesstraße 303 im Coburger Land werden zu lassen.


Dörfles-Esbachs Bürgermeister Udo Döhler (UBW) und Herrmann Bühling (CSU) stimmten der Stellungnahme des Landkreises zum Bundesverkehrswegeplan nicht zu. "Ich kann nicht zustimmen, weil die Ausführungen zum Schienenlückenschluss trassenneutral abgefasst sind", erklärte Döhler. Für ihn und Bühling kommt eine Verbindung entlang der einstigen Werratalbahn durch Dörfles und das Lautertal nicht infrage. Vielmehr müsse eine Trassenführung über Bad Rodach verfolgt werden.


Grünes Band, nächste Stufe

Stefan Beyer von der ökologischen Bildungsstätte in Mitwitz informierte über die im Februar angelaufene Projektphase II zur Umsetzung des Naturschutzgroßprojekts "Das Grüne Band" im Bereich Rodachtal, Lange Berge und Steinachtal. Die im Pflege- und Entwicklungsplan vorgesehenen Projektmaßnahmen sollen nun Schritt für Schritt bis zum Jahr 2026 realisiert werden.
Dabei sollen in den kommenden zehn Jahren über neun Millionen Euro in die Region fließen. Das Fördergebiet umfasst über 8000 Hektar entlang eines 126 Kilometer langen Teilstücks der ehemaligen innerdeutschen Grenze, die sich als "Grünes Band" von der Ostsee bis nach Bayern hinzieht.