Landkreis Coburg ruft Jahr des Rollators aus
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Donnerstag, 24. Januar 2019
Das Seniorenbüro des Landkreises möchte den Rollator aus der Tabuzone holen und wirbt für den richtigen Umgang. Es gibt verschiedene Kursangebote.
Vorsichtig setzt Gundula P. (Name von der Redaktion geändert) einen Fuß vor den anderen. Am rechten Arm stützt sie sich auf ihre Krücke, an der auch die Handtasche und der Einkaufsbeutel baumelt. Mit links balanciert sie sich aus. Der Weg zum Auto ist beschwerlich - und gefährlich. Ein falscher Schritt und sie stürzt.
Gundula P. ist 83 Jahre alt, doch für die Benutzung eines Rollators fühlt sie sich zu jung. "So ein Ding nehme ich nicht, was denken denn da die Leut'", sagt sie ein bisschen störrisch.
Beim Seniorenkaffeekränzchen trifft sie auf eine alte Schulfreundin Sibylle, die vor wenigen Wochen wieder nach Coburg gezogen ist. "Ich verstehe dich gut. Mir ging das lange auch so. Aber eins kann ich dir sagen: Ich ärgere mich, dass ich meinen Rollator nicht schon viel früher genommen habe. Ich bin jetzt viel schneller und sicherer unterwegs."
Jahr des Rollators ausgerufen
Den Rollator aus der Tabuzone zu holen, das haben sich auch Anja Zietz (Aufgabenbereichsleiterin Senioren) und Gesundheitsmanagerin Beate Speyerer (Seniorenbüro) vom Landratsamt auf die Fahne geschrieben. Das Jahr 2019 haben sie zum Jahr des Rollators ausgerufen. Ihnen zur Seite steht Wolfgang Hasselkus. Der Seniorenbeauftragte der Stadt Rödental ist für sein Engagement für die Gesundheit und Fitness der Senioren weit über den Landkreis hinaus bekannt.
Der Rollator sei als Hilfsmittel für die Bewegung der Älteren nicht mehr wegzudenken. "Ohne Rollator sind sie sturzgefährdet und bleiben zu Hause und mit ihm tauchen sie wieder in Dörfern und Städten auf den Gehsteigen auf. Sie gehen Einkaufen und setzen sich drauf und beobachten das Leben um sie herum", ermuntert der Mediziner die älteren Menschen.
Rollatorkurse starten
Aber das Gefährt müsse richtig genutzt werden und genau da setze das Jahr des Rollators an: Die richtige Höheneinstellung für eine nur leicht gebeugte Haltung - die richtige Technik, um den Bordstein zu überwinden - der wichtige Einsatz der Bremsen beim Hinsetzen - die Reparatur, wenn etwas klemmt oder wenn die Bremsen defekt sind. Auf all das müsse geachtet werden. "Wir planen verschiedene Aktionen und Projekte in den Kommunen des Landkreises", kündigt Beate Speyerer an. Dazu gehören unter anderem Rollator-Kurse. Der erste startet am Mittwoch, 20. Februar, 15 Uhr in Sonnefeld. Weiter geht's dann am Donnerstag, 21. März, in Weidhausen und am Dienstag, 26. März in Ebersdorf. "Uns ist wichtig, dass die Menschen sicher mit dem Rollator unterwegs sind und auch ihre Muskulatur richtig einsetzen", unterstreicht Anja Zietz.
Ein Stück Freiheit
Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga, sieht das genauso: "Ein Rollator gibt nicht nur Halt und Sicherheit, sondern schenkt Menschen mit eingeschränkter Mobilität auch ein Stück Freiheit. Wer schlecht sieht, setzt eine Brille auf - wer nicht gut zu Fuß ist, sollte ebenso selbstverständlich einen Rollator nutzen.