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Landgasthof Meilschnitz wird zum Konzertsaal


Autor: Jochen Berger

Neustadt bei Coburg, Sonntag, 25. Mai 2014

Der Musizierkreis Neustadt unterhält sein Publikum mit einem abwechslungsreichen Programm von Johann Strauß bis Edward Elgar.
Der "Musizierkreis gehobener Unterhaltungsmusik" gestaltete einen Konzertnachmittag in Meilschnitz. Foto: Jochen Berger


"Kaffeehausmusik" verspricht ein Plakat vor dem Landgasthof in Meilschnitz. Ein Ankündigung mit offenkundig beachtlicher Anziehungskraft. Denn der Saal droben im ersten Stock ist bestens besucht beim Auftritt des "Musizierkreises gehobener Unterhaltungsmusik", wie sich die Volksmusik Neustadt seit einigen Jahren nennt.
Kaffee und Kuchen stehen auf den langen Tischreihen - und auf den Pult auf der Bühne liegen Noten von Johann Strauß und Edward Elgar, dazu Werke von Komponisten wie Alphons Czibulka, Gerhard Winkler oder Joe Knümann, deren Musik sich vielleicht noch im Programm von Kurkapellen finden.

Andalusischer Tanz

Und tatsächlich erinnert die Besetzung des Musizierkreises ein wenig an eine Kurkapelle: neun Streicher, dazu Flöte, Oboe, Klarinette und Posaune sowie ein E-Piano.

Damit lassen sich typische Salonorchester-Stücke wie Enrico Tossellis unverwüstliche "Tosselli-Serenade" ebenso stilsicher musizieren wie Gerhard Winklers "Andalusischer Tanz" oder der Kavalierwalzer aus Oscar Nedbals einst viel gespielter Operette "Polenblut".


Amüsante Texte


Mit seiner "Kaffeehausmusik" präsentiert der Musizierkreis ein Konzertformat, das auch vom kurzweiligen Wechsel zwischen Musik und unterhaltenden Zwischentexten lebt. Als Moderatorin stellt Christine Luche dabei nicht nur die einzelnen Werke und ihre Komponisten vor, sondern serviert auch geschickt ausgewählte kurze Texte von Eugen Roth bis Loriot, ergänzt durch einige amüsante und hintersinnige Texte in Neustadter Mundart.
Norbert Luche ist ein Routinier am Dirigentenpult des Musizierkreises, der seit mehr als drei Jahrzehnten unter seiner Leitung spielt. Luche weiß ganz genau, worauf es bei dieser Musik besonders ankommt - auf rhythmischen Schwung und einschmeichelnd gespielte Melodien, aber auch auf gut ausmusizierte Übergänge. Diese kleinen Veränderungen im Tempo, diese Verzögerungen, aber auch die rasanten Beschleunigungen verleihen dieser Musik ihre Lebendigkeit.


Umsichtiger Dirigent

Unter Luches stets konzentrierter, umsichtiger Leitung entwickelt der Musizierkreis immer wieder gut ausbalancierte Klangfülle. Vor allem aber beweist der Musizierkreis sein Gespür für den Stil dieser Musik, die gefühlvoll, aber nicht gefühlig klingen soll.

Die insgesamt vierte Auflage der "Kaffeehausmusik" - zum zweiten Mal im Landgasthof Gunsenheimer in Meilschnitz - wird zum ungetrübten Erfolg beim Publikum, wie der ausdauernde Beifall beweist. Erst nach einer bereitwillig gewährten Zugabe dürfen die Interpreten endgültig von der Bühne.


Klangkörper mit langer Geschichte


Hintergrund Hinter dem Namen "Musizierkreis gehobener Unterhaltungsmusik - Volksmusik Neustadt" (seit 2001) steht die Geschichte eines Klangkörpers, der schon viele Veränderungen erlebt hat seit der Gründung im Jahr 1882. Damit zählt der "Musizierkreis" zu den traditionsreichsten Kulturträgern in der Puppenstadt. Die Keimzelle des heutigen Ensembles war der "Zitherclub Neustadt", aus dem 1912 der "Zitherverein Neustadt" hervorging. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein in "Volksmusik Neustadt" umbenannt. Die musikalische Leitung des Ensembles liegt seit dem Jahr 1982 in den Händen von Norbert Luche. - Kontakt: Christine Luche (Telefon: 09568/6568).