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Landfrauen fragen nicht, sie machen einfach


Autor: Gabi Bertram

LKR Coburg, Donnerstag, 19. Februar 2015

Für die bayerische Landesbäuerin, Anneliese Göller, ist ehrenamtliches Engagement ein wichtiges Element in der Daseinsfürsorge. Der Bauernverband spiele mit seinen vielen Mitgliedern dabei eine große Rolle im Freistaat.
Klarer Geschlechtervorteil für Monika Hohlmeier (rechts) beim Häkeln, bei dem sich Ludwig Weiß (links) und Hans Michelbach die Zähne ausbissen. Gudrun Möckl von der Hauswirtschaftsschule griff helfend ein.  Foto: Gabi Bertram


Das Landfrauenjahr steht heuer unter dem Motto "Aktives Ehrenamt - Lebendiges Land". Ein passendes Motto, denn in den Reihen der Coburger Landfrauen wird wohl kaum eine Bäuerin gesessen haben, die nicht schon einmal im Dienste der Gesellschaft und der Mitmenschen ehrenamtlich tätig war.
Kreisbäuerin Heidi Bauersachs sprach in ihrer Begrüßung von einem Jahr der guten Ernte resümierte. Aber am Ende bleibe eben doch ein schaler Geschmack - nicht nur wegen des aktuellen Preistiefs, sondern auch, weil sich die Landwirte immer wieder an den Pranger gestellt fühlen und um ihr Image kämpfen müssen. Zu Unrecht, fand die Heidi Bauersachs: "In Deutschland leben wir im Schlaraffenland voller Regale und billiger Lebensmittelpreise." Landwirte und Konsumenten, forderte sie, müssten mehr aufeinander zugehen und Verständnis füreinander entwickeln.
Dem Jahresthema widmete sich auch die Landesbäuerin Anneliese Göller, die

mit klaren Worten eine Lanze für das Ehrenamt brach. Nein, es stimme nicht, was da Wilhelm Busch in seinem Gedicht übers Ehrenamt reimte: "Willst du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben. Willst du nicht zu früh ins Grab, lehne jedes Amt gleich ab ..."
Ehrenamtliches Engagement, so Göller, trage das gesellschaftliche Zusammenleben und reiche vom Besuchsdienst für einen kranken Mitbürger über Nachbarschaftshilfe bis hin zu Vereinen, Feuerwehr oder Kirche. Dazu brauche es Menschen, die sich Zeit nehmen, Geld investieren und viel Herz, um Werte zu leben. Ins Ehrenamt würden sich die Landfrauen mit ihren vielfältigen ehrenamtlichen Diensten einreihen, das ländliche Leben so aktiv mitgestalten, sich einbringen und so mehrfachen Nutzen schaffen.
Gerade im ländlichen Raum sei ehrenamtliches Engagement längst Bestandteil der öffentlichen Daseinsfürsorge. Umso wichtiger sei es, Ehrenamtliche zu würdigen, zu schätzen und auch diejenigen einzubeziehen, die eher unauffällig im Verborgenen wirken. Denn für sie sei es selbstverständlich, zu helfen. Ehrenamt mache Spaß und Freude, schaffe soziale Netzwerke und das bis ins kleinste Dorf, fördere Gemeinschaftsgefühl und Kontakte. Der Bayerische Bauernverband habe viele Ehrenamtliche, die sich für einen lebenswerten und lebendigen ländlichen Raum engagieren. Aber Ehrenamt sei nicht nur Würde, sondern oftmals auch Bürde, sagte Göller und verwies auf die zeitliche Belastung, die bürokratischen Regeln und psychischen Grenzen. "Die Übernahme eines Ehrenamts ist kein Spaziergang und weit mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung", schloss Göller.

Hohlmeier beim Häkeln überlegen

In einem lockeren Gespräch brachten Landrat Michael Busch (SPD), Bürgermeister Bernd Höfer (CSU), der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) und die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) im Frage- und Antwort-Spiel mit der Kreisbäuerin und ihrer Stellvertreterin, Dagmar Hartleb, ihre Hochachtung gegenüber den Landfrauen zum Ausdruck. Viel mehr noch - dem Beruf des Landwirts und das Ehrenamt an sich seien wichtige gesellschaftliche Faktoren.
Im klaren Geschlechtervorteil dominierte Monika Hohlmeier beim Luftmaschen-Häkeln, wo sich die Männer in der Runde an Häkelnadel und Wolle eher die Zähne aus- oder vor Anstrengung fast die Zunge abbissen. Natürlich gab es im Saal reichlich Gelächter und Applaus für die Damen der Hauswirtschaftsschule, die den Männern unter die Arme griffen.
Höchst unterhaltsam war auch Strick-Modenschau, die von den Models des Kreisverbandes Coburg im Bauernverband elegant bestritten wurde. Musikalisch umrahmt wurde der Landfrauentag vom Landfrauenchor und diesmal auch von zwei jungen Mädels auf dem Saxofon: Katharina Becker und Lorena Hemmerich. gb