Landeszupforchester Thüringen gastiert erstmals in Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 07. Sept. 2014
Was passiert, wenn sich Mandolinen und Mandolen mit Gitarren verbinden? Das Landeszupforchester Thüringen und sein umjubeltes Gastspiel in der Heilig-Kreuz-Kirche.
Dieser Nachmittag ist eine einzige Liebeserklärung an die Musik. Wer das Landeszupforchester Thüringen bei seinem Gastspiel in der Coburger Heilig-Kreuz-Kirche hört, erlebt ein Konzert, in dem sich Können und Begeisterungsfähigkeit, Disziplin und Enthusiasmus scheinbar ganz selbstverständlich verbinden. Dass in diesem Orchester drei Profis neben gut eineinhalb Dutzend Laien gemeinsam Musizieren, würde niemand vermuten - wenn nicht Daniela Heise als Dirigentin in ihrer Moderation am Ende darauf hinweisen würde.
Filmmusik und Barockklänge, Michael Jackson und Georg Friedrich Händel, Nino Rotas Musik zu "Der Pate" und George Gershwin - viele unterschiedliche Stile haben Platz in diesem abwechslungsreich konzipierten Programm, das dennoch nie in die Gefahr gerät, irgendwie beliebig zu wirken.
"Aus Omas jungen Tagen"
"Wir können viele Arten von Musik spielen", sagt Daniela Heise mit berechtigtem Stolz. Und das klingende Resultat gibt ihr Recht. Wer den Begriff Zupforchester hört, könnte im ersten Moment etwas irritiert sein und sich fragen, wie ein solches Orchester denn live klingen mag. In der Heilig-Kreuz-Kirche erlebt das Publikum jedenfalls einen bemerkenswert vielfältigen, fein abgestuften Klang. Vom zart schwebenden Mandolinen-Tremolo bis zum kraftvollen, tragfähigen Tuttiklang demonstriert das Landeszupforchester Thüringen eine große Palette an Abstufungen.
Das etwa 20-köpfige Ensemble, das im Rahmen eines Probenwochenendes im Raum Coburg in der Heilig-Kreuz-Kirche gastiert, folgt stets sehr konzentriert und reaktionsschnell den gestalterischen Akzenten seiner Dirigentin. Daniela Heise achtet dabei nicht nur auf das bemerkenswert präzise Zusammenspiel, sondern formt immer wieder spannungsvolle Übergänge, variiert das Tempo und lässt die Musik lebendig atmen.
Während zwei Gruppen von Mandolinen in diesem Orchester die Rolle der Geigen im klassischen Sinfonieorchester übernehmen, füllen Mandolen den Part der Bratschen aus. Gitarren und Bass-Gitarren schließlich ersetzen Celli und Kontrabässe. Und bei Bedarf wie in dem Dixi "Aus Omas jungen Tagen" von Alexander König-Ossadtschi kommt als zusätzliche Klangfarbe noch ein flott gespieltes Waschbrett hinzu.
Bemerkenswert ist die stilistische Vielseitigkeit dieses Ensembles. Eine Sarabande von Georg Friedrich Händel gelingt dem Landeszupforchester ebenso überzeugend wie eine Adaption von Michael Jacksons "Earth Song".
Anspruchsvolle Originalwerke
Freilich finden sich nicht nur geschickte Arrangements in dieser Vortragsfolge, sondern auch einige interessante Originalkompositionen für Zupforchester.
Dazu zählt zum Auftakt die Konzertouvertüre von Dieter Kreidler sowie in der Mitte des Programms die "Rapsodia Vissani" von Rossen Balkanski. Mit seinem zahlreichen Taktwechseln ist diese melodisch eingängige "Rapsodia" ein beachtlich anspruchsvolles Werk, das den Gästen aus Thüringen aber scheinbar mühelos gelingt.
Begeisterte Zuhörer
John Miles' Hit "Music" wird dann zum umjubelten offiziellen Abschluss eines ausdauernd beklatschen Konzerts. Als freudig aufgenommene Zugabe erklingt schließlich noch "Somebody loves me" aus der Feder von George Gershwin.
Nach dem rundum gelungenen Coburg-Debüt des Landeszupforchesters Thüringen haben viele der begeisterten Zuhörer nur noch einen Wunsch - ein Wiederhören mit diesem besonderen Klangkörper.
Aus der Geschichte eines ungewöhnlichen Orchesters
Das Landeszupforchester (LZO) Thüringen wurde im November 2005 neu gegründet und vereint Musiker aus dem gesamten Bundesland Thüringen. Die Ensemblemitglieder treffen sich zu mehreren Probenwochenenden im Jahr zumeist in der Landesmusikakademie Sondershausen.
Wettbewerbe Musikschullehrer, Musikstudenten, aber auch interessierte Laien der verschiedensten Berufsgruppen eint die Liebe zur Zupfmusik und ihr gemeinsames Hobby, das Orchestermusizieren. Das LZO nahm bereits mehrfach am Wettbewerb der Landesauswahlorchester teil.