Landestheater Coburg startet in die neue Saison
Autor: Jochen Berger
Coburg, Donnerstag, 01. Sept. 2016
Zum Auftakt seiner letzten Saison am Landestheater begrüßt Intendant Bodo Busse das Ensemble zum Start in die Probenarbeit.
Auf den ersten Blick beginnt dieser Tag wie ein ganz normaler Probenauftakt am Landestheater. Gewimmel und Gewusel am Bühneneingang - fast ein bisschen wie am ersten Schultag, wenn sich die Schüler fragen, wer welchen Klassenlehrer bekommt und wer denn eigentlich die Neuen sind. Urlaubserinnerungen werden ausgetauscht - und immer wieder heißt es: "Schöne Spielzeit".
Drinnen dann im Zuschauerraum scheinbar auch alles wie gehabt. Von der Bühne herab begrüßt Intendant Bodo Busse sein Ensemble - bekannte wie neu hinzu gekommene Sänger und Tänzer, Schauspieler und Bühnenarbeiter, Musiker und Techniker.
Doch in Wirklichkeit ist nichts mehr, wie es vor einem Jahr war. Ein Hauch von Abschied weht durch das sanierungsbedürftige Haus am Schlossplatz. Denn diesem Anfang wohnt das Ende inne.
Zur bloßen Abschiedstour freilich soll diese letzte Busse-Saison nicht werden. Zu ehrgeizig ist das Programm - vor allem im Musiktheater. Beethovens "Fidelio" zum Auftakt, Wagners "Parsifal" im Frühjahr, dazu "Die Hochzeit des Figaro" als letzte Opernpremiere.
"Ort der Begegnung"
Bodo Busses Ensemble-Begrüßung - zum Auftakt seiner letzten Coburger Spielzeit wird sie zu einer künstlerischen Regierungserklärung, die auch die Wirklichkeit außerhalb des Musentempels keineswegs ignoriert, vielmehr ins Zentrum seiner Überlegungen rückt.
In Zeiten des Terrors, in denen fast Woche für Woche neue Nachrichten über Attentate die Schlagzeilen beherrschen, steht jedes Theater vor neuen Herausforderungen. "Überall begegnen wir einer Atmosphäre der Angst und der Verunsicherung", konstatiert Busse: "Überall zerstört der mögliche Terror unser privates Gefühl von Geborgenheit."
Busses Botschaft angesichts der potentiellen Bedrohung auch in unmittelbarer Nähe angesichts der Anschläge in Ansbach und München ist unmissverständlich: "Die Fassungslosigkeit gegenüber dem schier Unfassbaren, Irrationalen sollte uns nicht lähmen."
Wie aber soll das Theater konkret reagieren? "Müssen wir politisch werden?" fragt Busse: "Oder sind wir es vielleicht schon durch unser bloßes Tun?" Vielleicht sei "das Refugium Theater als ein Ort der Begegnung schon als Institution ein Symbol für die zukunftsweisende und heilende Kraft der zwischenmenschlichen Begegnung." Busses Schlussfolgerung: "Das Rettende ist die Gemeinschaft, die Begegnung, die Teilhabe am kulturellen Leben."
Preiserhöhung kostet Besucher
In seiner Ansprache belässt es Busse freilich nicht beim Sinnieren über Terror. Auch die ganz konkrete Situation des Landestheaters am Vorabend der Generalsanierung rückt der Intendant ins Blickfeld. Mit "Sieben-Meilen-Stiefeln" nähere man sich endlich dem Baubeginn. Ausdrücklich würdigte Busse den mehrheitlichen Beschluss des Stadtrats für die Theatersanierung und den Erhalt des gesamten Theaterbetriebs in Coburg.Das Landestheater sei fest verankert in der Coburger Bevölkerung, auch wenn die Zahl von knapp 110 000 Besuchern in der vergangenen Spielzeit einen Rückgang der Auslastung von neun Prozent (rund 72 Prozent statt zuvor 81 Prozent) bedeute. Schuld an diesem Rückgang sei die umfassende Preiserhöhung von durchschnittlich 14 Prozent und die komplette Umstellung des Preissystems gewesen, meint Busse.
Weil vor allem teure Plätze schlechter verkauft wurden, habe man schon in der vergangenen Saison eine Korrektur vorgenommen und das Wahl-Abo "schnell und unbürokratisch" wieder eingeführt. Zugleich aber verweist Busse darauf, dass das Landestheater in der vergangenen Saison eine Reihe von Kassenschlagern im Programm hatte - von "Räuber Hotzenplotz" bis "Copacabana" und dem Märchenballett "Aschenbrödel".
So startet das Landestheater Coburg in die Spielzeit 2016/2017
Samstag, 10. September Theaterfest zur Museumsnacht - 16 Uhr, Eintritt frei
Sonntag, 11. September Soiree "Fidelio" - 11 Uhr, Eintritt frei
Samstag, 17. September Soiree "Die Schatzinsel" - 19 Uhr, Eintritt frei
Sonntag, 18. September Beethoven "Fidelio", Premiere - 18 Uhr
Donnerstag, 22. September Beethoven "Fidelio" - 19.30 Uhr
Samstag, 24. September "Brahms pur" - Konzert zur Saison-Eröffnung, 20 Uhr; Ingrid Lausund "Bin nebenan", Premiere - 20 Uhr, Theater in der Reithalle
Sonntag, 25. September Matthias Straub "Die Schatzinsel", Rock-Musical, Premiere - 18 Uhr; Ingrid Lausund "Bin nebenan", 20 Uhr, Theater in der Reithalle
Montag, 26. September "Brahms pur", 1. Sinfoniekonzert - 20 Uhr
Dienstag, 27. September Ingrid Lausund "Bin nebenan" - 20 Uhr, Reithalle
Donnerstag, 29. September Straub "Die Schatzinsel" - 19.30 Uhr
Freitag, 30. September Beethoven "Fidelio" - 19.30 Uhr
Vorverkauf Eintrittskarten im Vorverkauf gibt es in der Tageblatt-Geschäftsstelle (Hindenburgstraße 3a).