Landestheater Coburg: Roland Kluttig dirigiert Benjamin Brittens Außenseiter-Drama
Autor: Jochen Berger
Coburg, Mittwoch, 16. Januar 2019
"Peter Grimes" erzählt die Geschichte eines tragischen Scheiterns. GMD Roland Kluttig ist der Dirigent der Neuinszenierung am Landestheater Coburg.
Benjamin Brittens erste Oper "Peter Grimes" erzählt die tragisch endende Geschichte eines Außenseiters wie beispielsweise auch Alban Berg zwei Jahrzehnte zuvor in "Wozzeck". Das Werk feiert am 26. Januar Premiere am Landestheater Coburg. Welche Herausforderungen die 1945 uraufgeführte Oper den Interpreten bietet, verrät Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig im Interview.
Woran scheitert die Titelfigur in "Peter Grimes"? Wie gestaltet Britten dieses Scheitern?
Roland Kluttig: Britten schildert in diesem Werk höchst differenziert die Beziehungen zwischen dem Einzelnen - dem Außenseiter - und der Menge, in diesem Falle der Dorfgemeinschaft. Im Gegensatz zur literarischen Vorlage, in der Peter Grimes ein Monster ist, gestaltet Britten ihn mit großer Empathie als einen komplizierten Charakter. Die Typen der Dorfgemeinschaft wiederum legt Britten recht schematisch an. Ich sehe es so, dass Peter Grimes von Anfang an keine Chance hat, er kommt nicht "aus seiner Haut" und die Gemeinschaft, mit Ausnahme von Ellen Orford und Balstrode, ist nur auf eine Verurteilung aus. Die am Anfang geschilderte Situation spitzt sich im Laufe des Stückes immer auswegloser zu.Stilistisch finden sich in "Peter Grimes" viele Einflüsse. Welche sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig?
Wo liegen bei diesem Werk die Herausforderungen für den Dirigenten? Wo für das Orchester?
Die Herausforderung liegt darin, die große Klarheit, mit der Britten das Werk komponiert hat, herüberzubringen. Das betrifft den Dirigenten wie das Orchester. Technisch ist das Werk für einige Orchestergruppen sehr anspruchsvoll, insbesondere die Bläser sind sehr gefordert. Wir alle sind aber insbesondere von Brittens Meisterschaft in der Behandlung des Orchesters begeistert.Wie schwierig ist die Titelpartie des Peter Grimes im Vergleich zu anderen Tenor-Partien von "Fidelio" bis "Parsifal"?