Landestheater Coburg lockt mit den drei großen B: Beethoven, Brahms, Bruckner
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 03. Juli 2015
Was bringt die neue Konzertsaison am Landestheater neben Beethoven, Brahms und Bruckner? Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig verrät, warum die Kinderkonzerte künftig "Concert for Kids" heißen.
Seit fünf Jahren ist Roland Kluttig Generalmusikdirektor in Coburg. In seiner sechsten Spielzeit am Landestheater bietet das von ihm konzipierte Konzertprogramm eine Mischung aus Klassikern und weniger bekannten Werken. Der Bogen spannt sich von Beethoven, Brahms und Bruckner bis zu Moór.
Die Kinderkonzerte firmieren in der neuen Saison unter dem Etikett "Concert for Kids". Was hat es damit auf sich?
Roland Kluttig: Man kann sich einfach auf Dauer der Macht des Englischen kaum entziehen. Dennoch haben wir nicht nur den Namen geändert, sondern wollen in der neuen Saison bei den einzelnen Konzerten noch genauer definieren als bisher, an welche Altersgruppe sich das jeweilige Programm richtet.
Das "Concertino" steht in der neuen Saison gleich fünffach auf dem Programm. Wie erklären Sie sich die große Nachfrage nach diesen Gesprächskonzerten?
Das "Concertino" ist für das Publikum sicher auch deshalb interessant, weil wir uns da noch im Probenprozess befinden. Die Atmosphäre ist nicht so feierlich wie beim normalen Sinfoniekonzert, sondern entspannter. Und es bietet die Möglichkeit, mehr über ein Werk zu erfahren, als dies im Konzert möglich ist.
Nach der 2. und der 5. Symphonie von Bruckner in den vergangenen Jahren folgt in der neuen Saison die "Siebte". Was hat den Ausschlag für dieses Werk gegeben?
Ich hätte gerne auch die 6., 8. oder 9. Symphonie dirigiert. Aber die waren alle erst vor relativ kurzer Zeit in Coburg zu hören. Die "Siebte" dagegen stand in Coburg schon recht lange nicht mehr auf dem Programm.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Werke aus?
Wir spielen in unseren Sinfoniekonzerten relativ viele Raritäten. Umso wichtiger aber ist es, immer wieder auch Standardstücke zu spielen, die die Musiker noch "in den Fingern" haben und bei denen man sehr deutlich spürt, wo man steht. Bei den Standardstücken kann das Orchester erfahren, wie gut es wirklich geworden ist. Das sind die Stücke, bei denen wir sehr von der neu gewonnenen Präzision des Zusammenspiels profitieren. Auf die ganze Saison gesehen kommt es auf die gute Balance zwischen neuem Repertoire und Standardwerken an.
Coburgs Intendant Bodo Busse ist ein bekennender Ralph Vaughan Williams-Fan. Wie sehr musste er sich dafür einsetzen, dass die 3. Sinfonie dieses Komponisten auf das Programm kommt?
Mit englischer Musik habe ich generell sehr lange gefremdelt. Die 3. Symphonie von Ralph Vaughan Williams halte ich für ein sehr interessantes Werk, das zunächst unglaublich idyllisch klingt und manchmal an Filmmusik gemahnt. Aber irgendwann merkt man, dass diese Idylle trügerisch ist. Sie ist inspiriert von Erlebnissen in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs. Ich habe lange überlegt, was ich zu diesem Werk stellen werde und habe mich schließlich für die 6. Symphonie von Schostakowitsch entschieden. Beides ist Musik mit doppeltem Boden, in beiden Fällen gibt es eine Geschichte dahinter, die anders ist, als man im ersten Moment meint. Die Schostakowitsch-Symphonie geht mit zwei kurzen, sehr effektvollen Sätzen zu Ende, aber sie ist mitnichten so lustig, wie sie im ersten Moment scheint.
Wie sieht es in der neuen Saison mit Kooperationen aus?
Ich freue mich auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der "Gesellschaft der Musikfreunde". In der nächsten Saison werden wir im Kongresshaus ein reines Brahms-Programm spielen und dabei auch das monumentale 2. Klavierkonzert interpretieren, auch wenn das Kongresshaus dafür eigentlich fast zu klein ist.
Coburgs Konzertmeister Martin Emmerich hat mit seinem Aramis-Trio die Coburger Erstaufführung des Klaviertrios von Emánuel Moór gespielt. Nun folgt die Erstaufführung des Tripelkonzerts von Moór beim 2. Sinfoniekonzert. Wie ist es dazu gekommen?
Ausgangspunkt war die Überlegung, gemeinsam mit dem Trio unseres Konzertmeisters ein Projekt zu machen. Das Trio hat sich dann auf die Suche begeben nach Alternativen zu Beethovens Tripelkonzert. Das Trio von Moór ist immerhin für das legendäre Casals-Thibaud-Cortot-Trio geschrieben werden. Und wir werden das Werk auf seine heutige Tauglichkeit für den Konzertsaal prüfen. Dazu gibt es die selten zu hörende 2. Suite von Béla Bartók, in der Bartók noch gar nicht so ungarisch klingt, in der vielmehr Einflüsse von Richard Strauss zu hören sind. Und das passt eigentlich ganz gut zusammen mit dem Spätromantiker Moór.
Auf welches Werk freuen Sie sich in der neuen Saison am meisten?
Eigentlich freue ich mich auf jedes Konzert. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich die "Siebte" Bruckner wählen, weil ich bislang in meiner Karriere nur sehr wenig Bruckner dirigieren konnte.
Blick in den Konzert-Kalender des Landestheaters Coburg
26.,27. September Concert for Kids I - Leitung: Dominik Tremel - Spiegelsaal Landestheater
3. Oktober Sonderkonzert "25 Jahre Deutsche Einheit" - Werke von Beethoven; Antje Weithaas (Violine) - Landestheater
5. Oktober 1. Sinfoniekonzert - Werke von Ludwig van Beethoven; Antje Weithaas (Violine) - Landestheater
31. Oktober Concertino I - Bartók, Schubert - Kongresshaus
2. November 2. Sinfoniekonzert - Werke von Franz Schubert, Béla Bartók und Emánuel Moór; Aramis-Trio - Kongresshaus
7. November Mitmachkonzert, Leitung: Alexander Merzyn - Landestheater
21., 24., 26. November Concerto for Kids II - Leitung: Dominik Tremel - Spiegelsaal Landestheater
5. Dezember Adventskonzert - Werke von Dvorák, Bruch und anderen; Leitung: Alexander Merzyn - Landestheater
6. Januar Neujahrskonzert - Werke von Strauß, Brahms und Kálmán; Moderation: Bodo Busse - Kongresshaus
23. Januar Concertino II - Mussorgski/Ravel; Leitung und Moderation: Bruno Ferrandis
25. Januar 3. Sinfoniekonzert - Werke von Rimski-Korsakow, Ibert und Mussorgski/Ravel; Pirmin Grehl (Flöte), Leitung: Bruno Ferrandis - Landestheater
30. Januar, 2., 6., 22., 24. Februar "Concert for Kids", Leitung: Dominik Tremel - Spiegelsaal Landestheater
12. März Concertino III - Vaughan Williams und Schostakowitsch - Landestheater
14. März 4. Sinfoniekonzert - Werke von Vaughan Williams, Schostakowitsch
2. April Barockkonzert - Stefan Temmingh (Blockflöte), Leitung: Lorenzo Da Rio - Landestheater
22. Mai Concert for Kids IV - Bruch; Leitung: Alexander Merzyn - Landestheater
28. Mai Concertino IV - Brahms; Benjamin Moser (Klavier) - Kongresshaus
30. Mai 5. Sinfoniekonzert - Werke von Brahms; Benjamin Moser (Klavier) - Kongresshaus
12. Juni "Compose Ayres" - Schüler Coburger Schulen, Musiker des Philharmonischen Orchesters - Landestheater
25. Juni Klassik-Open-Air, - Rosengarten
2. Juli Concertino V - Bruckner - St. Moriz
4. Juli 6. Sinfoniekonzert - Werke von Ospald und Bruckner - St. Moriz
Dirigent Wenn nicht anders vermerkt, steht Generalmusikdirektor Roland Kluttig am Pult