Sie ist fast 300 Jahre alt - die Herbst-Orgel in Lahm. Äußerlich sieht sie solide aus - und benötigt dennoch dringend eine gründliche Sanierung. Der Weg dorthin kann aber viele Schwierigkeiten bieten.
Die alte Dame war seine erste große Liebe - als Organist. Noch immer schwärmt Harald Ritzensteiger von ihr - der Herbst-Orgel in der Schlosskirche von Lahm im Itzgrund: "Das ist ein ganz besonderes Instrument." Doch in seine Begeisterung über das historische Instrument mischt sich große Sorge. Denn die von Heinrich Gottlob Herbst geschaffene, 1732 eingeweihte Orgel muss saniert werden. Dringend. Und am besten umfassend.
Doch das dürfte teuer werden. Wie teuer - das freilich wagt noch niemand ernsthaft zu schätzen. Klar ist nur: sechsstellig wird der Betrag auf jeden Fall sein. Die finanzielle Ausgangslage ist heikel für die kleine evangelische Kirchengemeinde in Lahm mit ihren rund 600 Gläubigen. Schließlich hat die Landeskirche deutlich gemacht, dass von ihr kein Geld kommen wird für eine Sanierung. "Bei einem solchen Instrument müsste sich die Landeskirche unbedingt engagieren", sagt Ritzensteiger und verweist auf die besondere Bedeutung der Lahmer Orgel. Mit 29 klingenden Registern und nicht zuletzt mit der klanglichen Wucht in den tiefen Registern ist sie typisch für den mitteldeutschen Orgelbau - und damit außergewöhnlich im fränkischen Raum.
Die besondere Bedeutung dieser Orgel sollte eigentlich Fördermöglichkeiten erschließen, meint Ritzensteiger: "Heuer war das Jahr der Orgel - doch davon hat man nicht viel gemerkt."
Aus diversen denkbaren Fördergeld-Töpfen kommt freilich vorerst auch kein Geld - denn bevor Fördergelder fließen, muss erst ein Gutachten her, in dem aufgelistet ist, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Herbst-Orgel dauerhaft spielfähig zu halten.
Extrem wetterfühliges Instrument
Allein ein solches Gutachten aber ist teuer - zwischen 5000 und 20000 Euro. An der Herbst-Orgel hat Ritzensteiger als Gymnasiast das Orgelspiel gelernt. Sein Lehrer: Friedrich Kneule, der damalige Bezirkskantor. Seit 35 Jahren schon sitzt Ritzensteiger (54) Sonntag für Sonntag in den Gottesdiensten auf der Orgelbank in Lahm.
Bevor Harald Ritzensteiger sich Sonntag für Sonntag in den Gottesdiensten auf die Orgelbank setzt, muss er nachstimmen und die drängendsten Intonationsprobleme beheben. Die Herbst-Orgel ist eine reichlich betagte Instrumenten-Dame - mit alterstypischen Problemen, die über das Stadium Wehwehchen weit hinaus gehen.
Fast drei Jahrhunderte hat die Herbst-Orgel überstanden und dabei weitgehend ihren Originalzustand bewahrt. Doch die letzte Sanierung liegt fast vier Jahrzehnte zurück - und war schon damals keineswegs unumstritten.