Ländliche Kultur - aber sakrisch
Autor: Dr. Carolin Herrmann
Coburg, Samstag, 19. Oktober 2019
Das erste Gastspiel in der neuen Witzmannsberger Kulturhalle bestritten die Well-Buam. Des hodd echt gebassd.
Des hat gebasst wie die bayerische Faust aufs frängische Auge, die Well-Brüder zum Auftakt des kulturellen Lebens in der neuen Veranstaltungshalle Witzmannsberg. Weil diese Teilformation des nachwirkenden Biermösl-Blosn-Kosmos, der Stachel im bayerischen Fleisch, wie es einmal in einer Kritik hieß, im Grunde auf der gleichen subversiven Humorwelle segelt wie die Franken, die gerne ein Stachel im bayerischen Fleisch wären, haben die 300 Leut' in dem ausverkauften Saal gelacht und gelacht. Man hat sich bestens verstanden; schließlich haben die Frangn über die lange Zeit der Usurpation hinweg die Sprache der Besatzer aus dem Süden gelernt.
Umgekehrt gstanzln die Wellbrüder fassungslos, dass jetzt a Franke bayerischer Ministerpräsident ist. Mach mer uns halt zusammen über die Österreicher her, ein gemeinsamer Feind is was wert.
Vor einer Woche eingeweiht, hat die Rödentaler Veranstaltungsagentur Friedrich mit diesem ersten Gastspiel in der neu en Halle am Freitag gezeigt, wo es - unter anderem - hier hingehen soll. Vier bis fünf Mal im Jahr will Friedrich die neue Halle mit professioneller Kleinkunst und Kabarett bespielen. Schließlich geht es hier nicht nur um einen neuen Ortsmittelpunkt, der von Bürgern und Vereinen bittschön intensiv genutzt werden möge, wie zur Eröffnung letzte Woche ausdrücklich betont wurde, sondern um ein unter anderem mit EU-Mitteln gefördertes Kulturzentrum für den gesamten Landkreis. "Wenn die Coburger jetzt Kultur erleben wollen", so sehen das die Well-Buam, "dann können sie nach Witzmannsberg kommen".
Tatsächlich ist aus dem maroden Schwimmbad eine ansprechende Veranstaltungshalle mittlerer Größe geworden, wie man sie hier in der Region brauchen kann, durchaus auch von Coburg aus gesehen; selbstverständlich nicht so urig wie etwa der Schwarzer Bär in Beiersdorf, dafür aber größer, andererseits aber auch wieder nicht zu groß.
Die einseitig ansteigende Decke und der gesamte Raum werden durch dimmbare Lampenkreise unterschiedlicher Größe auch graphisch gestaltet. Keine schlechte Atmosphäre. Für die Well-Brüder und ihre tausend Instrumente bis zu den Alphörnern war die Akustik einwandfrei Sonstiges muss sich erst noch erweisen.
Nur furchtbar warm is es in den zweieinhalb Stunden Konzert dort drin geworden. Die sollten noch mal nachguggn, ob sie wirklich die Sauna ausgebaut haben. Empfahlen auch die Well-Brüder.
Was die alles können!
Die drei haben bei ihrem Kabarett-Konzert wirklich was geboten. Was der Stofferl musikalisch virtuos alles bringt, is irre, von der Trompete (aber schließlich war der auch Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern), über die Harfe, die Quetschn, die Geige, Zupfinstrumente - och, irgendwie lässt der nix aus. Aber auch der Michael, der Große, der der allmächtige Organisator der Truppe sein soll, mit Tuba, Drehleier, Gitarre, Cello, Steirisches Akkordeon spieln sie ja alle, Solo-Brummtopf...