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Kunstverein Coburg droht mit Wegzug


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Donnerstag, 10. Dezember 2015

Der Vorsitzende des Kunstvereins, Joachim Goslar, ist stinksauer: Der Neubau im Rahmen der Umgestaltung des DSZ kostet Parkplätze und versperrt die Sicht. Sollte es bei den Plänen bleiben, droht er mit dem Wegzug...
Auf Joachim Goslars Montage wäre es dann vorbei mit dem freien Blick auf den Ausstellungspavillon des Coburger Kunstvereins.Foto-Montage: Joachim Goslar


Joachim Goslar traut seinen Augen nicht, als er am Donnerstagmorgen die Zeitung aufschlägt. Was ist das? Was soll dieser halbrunde Bau auf dem Parkplatz vor dem Kunstverein? Der Vorsitzende spricht von der Vogel-friss-oder-stirb-Methode und meint damit den einstimmigen Beschluss des Bau- und Umweltsenats zu den Umgestaltungsplänen des Diakonisch-Sozialen Zentrums. In nicht-öffentlicher Sitzung hatten die Mitglieder am Mittwoch den neuen Entwürfen von Projekt Bauart (Hirschaid) zugestimmt.


Abschied aus Coburg?

Für Goslar bedeutet das ein bewusstes Verdrängen der Coburger Kultur. Denn der Kunstverein befindet sich in direkter Nachbarschaft und würde durch den geplanten Neubau in den Hintergrund rücken. "Wenn für die Stadt der Kunstverein keine Rolle mehr spielt, dann können wir den auch dicht machen", echauffiert sich der Vorsitzende.
Er droht damit, einen neuen Platz zu suchen oder gleich ganz aus Coburg wegzuziehen.


Goslar ärgert es zudem, aus der Zeitung erfahren zu müssen, was genau geplant ist. Immerhin hat er einst vom früheren Baubürgermeister Hans-Heinrich Ulmann die schriftliche Zusicherung für zehn Besucherparkplätze vor dem Kunstverein. Diese Parkplätze jedoch würden definitiv wegfallen, sollten die Pläne so umgesetzt werden, wie sie vom Bau- und Umweltsenat genehmigt wurden. Auch die Sicht auf den Ausstellungspavillon des Kunstvereins wird verbaut.


Optisch getäuscht

Goslar begibt sich sofort vor Ort und fotografiert die Örtlichkeiten. Er vergleicht sie mit den Plänen und kommt zu dem Schluss, dass die Pläne den Betrachter optisch täuschen. Schon ein zweistöckiger Neubau würde die Sicht verdecken, wie er in einer Montage deutlich macht. Tatsächlich geplant ist aber ein dreistöckiger Riegel.
Wie Thomas Siebenhaar von Projekt Bauart, dem neuen Eigentümer der Immobilie, gegenüber dem Tageblatt deutlich macht, sollte zunächst keine Information über den Sitzungsbeschluss nach außen dringen. Doch er habe sich für eine kurze Information entschlossen. Näheres soll in einer Pressekonferenz in der nächsten Woche erläutert werden.


Insgesamt 90 Wohneinheiten werden auf dem Gelände des einstigen DSZ entstehen - allesamt barrierefrei. Das Investitionsvolumen beziffert er mit rund 15 Millionen Euro.


Eigentlich sollte das Bauvorhaben noch in diesem Jahr starten, doch die Umgestaltung hatte immer wieder Fragen aufgeworfen, sodass jetzt ein neuer Entwurf mit einem Neubau unmittelbar an der Straße vorgelegt wurde.