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Betrug in Kronach: Banker nahm wohl gezielt ältere Kunden aus


Autor: Katja Nauer

Coburg, Mittwoch, 18. Oktober 2017

Der 49-jährige ehemalige Bankkaufmann aus Kronach hat sich wohl gezielt ältere Kunden ausgesucht. Rund 500.000 Euro soll er ergaunert haben.
Im Landgericht Coburg wird der Fall des spekulationssüchtigen Bankangestellten verhandelt. Foto: Jochen Berger


Aufgefallen ist dies einer Betreuerin und dem Filialleiter. Zwei der Zeugen, die der angeklagte Kronacher Bankkaufmann um ihr Erspartes betrogen haben soll, leiden an Demenz und sind laut ärztlichem Attest nicht vernehmungsfähig. Ein weiterer Betroffener ist so gebrechlich, dass wahrscheinlich das Gericht bei ihm vorbeischauen wird, um eine Aussage zu bekommen.

Der 49-jährige Kronacher, der sich seit Montag vor der Ersten Großen Strafkammer am Landgericht Coburg wegen Untreue, Diebstahls, Urkundenfälschung und Betrugs verantworten muss, hat sich für seine Machenschaften augenscheinlich gezielt ältere Kunden ausgesucht. Über einen Zeitraum von Juni 2011 bis Mai 2016 soll der Banker aus dem Kassenbestand seiner Arbeitsstelle, einer Bankfiliale im Landkreis Kronach, mehr als 500.000 Euro unrechtmäßig an sich gebracht haben.


Arglose Kunden

Um nicht aufzufliegen, soll er in 161 Fällen von den Konten seiner arglosen Kunden eben jene Geldbeträge wieder abgehoben haben. Elf Kunden erleichterte er so um ihr Erspartes - die Beträge summierten sich in der Regel auf einen vierstelligen Betrag und teilweise sogar auf rund 50.000 Euro pro Abhebung. Dabei fälschte der Mann teilweise Unterschriften.

Auch vor der eigenen Familie machte der Mann, der sich selbst als "Getriebener" und hochgradig spekulationssüchtig bezeichnete, nicht Halt. Mit gefälschten Unterschriften von seiner Ehefrau und einem seiner Söhne soll er sich Bauspardarlehen in Höhe von fast 40.000 Euro erschwindelt haben.
Einer älteren Dame brachte der Angeklagte ihre Rente und die Auszahlungen sogar nach Hause. Das stieß bei seinem damaligen Vorgesetzten, der am Mittwoch vor Gericht aussagte, und den Kollegen auf Verwunderung. Der Filialleiter der Bank wohnte unmittelbar neben der Rentnerin. "Uns ist aufgefallen, dass er sich auffällig um manche Kunden kümmerte." Als der Chef die Kontoauszüge der alten Frau überprüfte, stellte er fest, dass 50.000 Euro abgehoben worden seien, angeblich, um sie deren Verwandten zu übergeben. Da sei er hellhörig geworden, sagte er aus. "Die Dame hat keine Kinder und mit den Verwandten stand sie auf Kriegsfuß."


Schlüssel abgeben und Geschäftsstelle verlassen

Als die Betreuerin eines weiteren betagten Kunden rückwirkend Auskünfte über Geldbewegungen haben wollte und von Betrug sprach, hätten bei ihm die Alarmglocken geläutet, erklärte der Zeuge. Der Vorgesetzte begann nachzuforschen und fragte persönlich bei seiner betagten Nachbarin nach. Im Anschluss an seine Ermittlungen sei er direkt zu seinem Vorgesetzten gefahren und hätte ihn in Kenntnis gesetzt. Im Rahmen einer internen Ermittlung sei dem Angeklagten schließlich die Verfügungsgewalt entzogen worden, erzählte der Filialleiter. "Er musste seine Schlüssel abgeben und die Geschäftsstelle verlassen."
Beisitzende Richterin Bianca Franke fragte nach dem Lebensstil des 49-Jährigen. Der Angeklagte habe Urlaube in Mallorca und in New York Hubschrauberflüge gemacht sowie einen englischen Sportwagen besessen, erklärte der Zeuge. Laut Facebook sei er wohl auch bei der Formel Eins "schwer unterwegs" gewesen. Er habe sich schon gefragt, wie sein Mitarbeiter, der vier Kinder und bestimmt auch viele Ausgaben für deren Berufsstart habe, das hinbekomme, sagte er weiter. Auf seine Nachfrage hin habe der Angeklagte ihm erzählt, dass die Familie Vermögen habe und er den Sportwagen mit seinem Sohn zusammengebastelt habe und dieser gar nicht so teuer gewesen sei.
Immer wieder sei der Angeklagte kurz nach Beginn seiner Arbeitszeit für längere Zeit verschwunden gewesen und habe früh fast täglich telefoniert, gab der Vorgesetzte an. Nachdem er erfahren habe, was dem 49-Jährigen alles zur Last gelegt wurde, sei er "maßlos enttäuscht".

Für das Verfahren sind drei weitere Termine angesetzt.