Druckartikel: Kritik an der Informationspolitik zum Windpark bei Zedersdorf

Kritik an der Informationspolitik zum Windpark bei Zedersdorf


Autor: Gabi Arnold

Sonnefeld, Sonntag, 12. Oktober 2014

Am geplanten Bürger-Windpark bei Zedersdorf scheiden sich die Geister: Während die Bürger am Sinn des Projektes zweifeln, verweisen die Befürworter auf die Notwendigkeit, neue Wege bei der Energieversorgung zu gehen.
Es muss doch nicht immer weiß - wie hier beim Windpark bei Tremersdorf - sein: Sollten bei Sonnefeld Windkraftanlagen errichtet werden, könnte sich Sig Simon aus Zedersdorf auch bunte Masten vorstellen. Foto: Berthold Köhler


Am Kraiberg zwischen Zedersdorf und Plesten soll ein Bürgerwindpark mit fünf Windkraftanlagen entstehen. In der Sporthalle von Gestungshausen haben sich die Verantwortlichen von Gemeinde, Landratsamt, der Regierung von Oberfranken und der Betreiberfirma "Naturstrom" den Fragen der Bürger gestellt. Dabei wurden erhebliche Bedenken und zahlreiche Einwände von Bürgern gegen das Projekt deutlich.

Im September hat die Gemeinde Sonnefeld der Wege-Erschließung zu der geplanten Anlage zugestimmt. Wie Bürgermeister Michael Keilich (CSU) erklärte, ist der Bürgerwindpark seit dem Jahr 2012 ein Thema in Sonnefeld. Die Gemeinde hatte auf die Ausweisung eigener Gebiete verzichtet und stattdessen die von Regierung vorgeschlagenen Gebiete akzeptiert.

Doch der Windpark scheint nicht allen Bürgern zugefallen: Gesundheitliche Beeinträchtigungen, Schattenwurf, Lärmbelästigungen, Wertminderung der Immobilien und Unwirtschaftlichkeit der Anlagen waren die häufigsten Einwände, die am Freitagabend zu hören waren.

Thomas E. Banning (Vorstandvorsitzender von "Naturstrom") informierte ausführlich über die Bedeutung regenerativer Energie. Die Ressourcen der konventionellen Rohstoffe (Gas, Steinkohle, Braunkohle) seien nun mal endlich und schon heute bestehe eine Lücke. "Wir müssen jetzt in die Alternativen einsteigen, denn wir haben nur diese eine Welt", sagte Banning.


"Energieversorgung gehört in Bürgerhand

Ein Umdenken müsse erfolgen. Die Lösung sieht Banning in den erneuerbaren Energien, wie Sonnenenergie, Wasserenergie, Erdwärme, Bioenergie und Windenergie. Banning: "Wir müssen Wind und Solar zu den zentralen Säulen in der Zukunft machen."

Der Wind sei die billigste Methode, um Energie zu erzeugen. Der Verbraucher zahle nicht mehr, sondern sogar weniger, zeigte sich Banning überzeugt. Bei der Realisierung des Windparks sollen die Bürger beteiligt und einbezogen werden: "Energieversorgung gehört in Bürgerhand und der Bürger vor Ort soll den Nutzen haben."


Privilegierte Projekte

Christiane Odewald (Regierung von Oberfranken) erklärte, dass Windanlagen privilegierte Projekte seien und Vorranggebiete ausgewiesen werden müssen. Außerhalb dieser Gebiete sei der Bau nicht zulässig. Ferner sollen keine Einzelanlagen entstehen, sondern es soll eine Konzentration auf einem Standort erfolgen.

Bei der Standortwahl müsse ein Kriterienkatalog erfüllt werden - darin gehe es um Abstände zu Wohnsiedlungen, um Landschaftsschutz und Naturschutzgebiete, Artenschutz. Über 200 Flächen seien demnach begutachtet und dann im Itzgrund sowie in Sonnefeld nach gründlicher Prüfung als Vorranggebiete ausgewiesen worden.


Strom für rund 11.000 Haushalte

Projektleiter Kevin Palmer-Wilson gab über den Stand der Planungen Auskunft. Fünf Windräder sollen in den Kraiberg gebaut werden, die Gesamthöhe beträgt 199 Meter, es sollen damit 11 000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Der Abstand zum nächsten Wohnhaus beträgt 786 Meter.

Für das Transportfahrkonzept (Anfahrt über die A73, Untersiemau, B 289, B4, BB303 über Ebersdorf, Sonnefeld Richtung Windpark) müssen "Eingriffe" vorgenommen werden. Das heißt: Die Wege müssen auf 4,50 Meter verbreitert werden, auch einige Bäume müssen gerodet werden. Betroffen sei eine Fläche von 0,42 Hektar.


Bürger fühlen sich "überrannt"

Nach zwei Stunden Informationen kamen die Bürger zu Wort. Viele Redner fühlten sich "überrannt", zu spät informiert und nicht oder schlecht aufgeklärt und ausgeschlossen. Ralf Neubauer aus Mittelwasungen sagte beispielsweise: "Die Anlieger sind sehr schlecht informiert worden." Er bezweifelte die Wirtschaftlichkeit der Anlage. Matthias Engel aus Mittelwasungen befürchtete Wertminderung der Wohnung und gesundheitliche Beeinträchtigungen.


Wenn schon, dann bitte bunt

Sig Simon aus Zedersdorf regte an, wenn sie schon gebaut würden, die Windräder in bunten "Lutscherfarben" zu bauen. "Wieso müssen die immer weiß sein?", fragte Simon. Mit einem bunten Windkraftpark ziehe Sonnefeld dann wenigstens vielleicht Touristen an. Nach der stundenlangen - teils sehr emotional und hitzig geführten Diskussion - gab es am Rande aber auch immer mal wieder Zustimmung. Allerdings meldeten sich die Befürworter nicht mit eigenen Beiträgen zu Wort.