Kriegskinder auf der Teufelskanzel: Die Hölle wartete anderswo
Autor: Rainer Lutz
Coburg, Donnerstag, 04. November 2021
Einst glaubten die Leute, Satan selbst an einem Felsen im Einberger Wald gesehen zu haben. Später spielten dort Jungs Krieg - bis sie von politischen Führern in die Hölle der Weltkriege geschickt wurden.
Wild romantisch, wie sie ist, zieht die Einberger Schweiz seit je her die Menschen in ihren Bann. Um Felsen und Schluchten rankten sich einst Mythen von Waldgeistern und gar dem Teufel selbst.
Jungen machten sie über die Jahrzehnte immer wieder zum Ort für ihre Abenteuerspiele, waren dort Ritter, Cowboys oder Soldaten. Für einige von ihnen wurde aus dem Spiel tödlicher Ernst. Sie zogen in den Weltkrieg. Nicht alle kamen wieder. An sie erinnert eine Inschrift, die in den Fels der Teufelskanzel gehauen wurde.
Die Mundartdichterin und Heimatforscherin Anneliese Hübner schreibt darüber in ihrem Band "850 Jahre Einberg - Geschichte und Geschichten". Die Inschrift lautet: "In dankbarer Erinnerung unseren 1914 bis 1918 gefallenen Helden" erinnert an sie." Darüber steht: "Memento Mori" (Sei dir der Sterblichkeit bewusst) Darunter stehen die Initialen A. H. und K.G..
Erich Hutschgau, der heute den Steinmetzbetrieb führt, kennt die Geschichte der Inschrift an der Teufelskanzel nur zu gut. "Die hat mein Urgroßvater gemacht, das muss in den 20er Jahren gewesen sein", sagt er. "Später wurden dann durch meinen Großvater die Jahreszahlen 1939 bis 1945 angebracht." So wurde auch der jungen Männer gedacht, die im Zweiten Weltkrieg gefallen waren.
Die Inschriften an der Teufelskanzel inspirierten offenbar.
Es gab weitere Menschen, die an die Gefallenen, oft an bestimmte Einzelne von ihnen, erinnern wollten. So findet sich etwa am Oelweg eine Inschrift und eine große Darstellung des Eisernen Kreuzes. Sie ist Alfred Roos gewidmet. Jahrgang 1916 fiel er im August 1944. Was dort in Stein gemeißelt zu sehen ist, wurde nicht von einem der Steinmetze aus der Familie Hutschgau gestaltet. Erich Hutschgau konnte aber in Erfahrung bringen, von wem: "Das hat Karl Roos für seinen gefallenen Bruder gemacht", sagt er.
Einmal sensibilisiert, finden sich bei einem Spaziergang noch weitere Inschriften zu Ehren gefallener Soldaten aus den beiden Weltkriegen, etwa an einem Felsen nahe dem Schwarzen Teichla oder am Weg in Richtung Kipfendorf. So wurde der Einberger Wald mit seinen Felsen zu einem Park der Erinnerung an die jungen Männer, die aus Einberg, Rothenhof, Kipfendorf oder Spittelstein für Kaiser und später für Hitler in den Krieg zogen und umkamen.