Kreiswasserwacht Coburg mahnt: Jedes Schwimmbecken ist wichtig
Autor: Berthold Köhler
Coburg, Freitag, 29. August 2014
Die Mitglieder der Kreiswasserwacht haben Sorge, weil immer mehr Schwimmbäder geschlossen werden. Deshalb gibt es auch immer weniger Kinder, die schwimmen können.
Die tödlichen Badeunfälle an der Nord- und Ostsee haben die Arbeit der Rettungsdienste wieder einmal verstärkt ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Auch im Coburger Land gibt es jene Menschen, die bei der Wasserwacht ehrenamtlichen Dienst verrichten - in Coburg, Rödental, Neustadt, Sonnefeld sowie Ahorn-Witzmannsberg. Dramatische Ereignisse wie an Deutschlands Küsten gab es für die Wasserwachtler heuer bislang nicht. Aber eine Sache, die treibt Udo Bähr (den Kreisvorsitzenden der Wasserwacht) dennoch um: "Die Zahl der Kinder, die schwimmen können, ist klar rückläufig. Das ist unsere große Sorge."
Angesichts dieser Entwicklung - auf die übrigens nicht nur die Wasserwachten, sondern auch die deutschen Bademeister, die DLRG sowie die Sportverbände immer wieder sorgenvoll hinweisen - kommen Nachrichten wie die über die unsichere Zukunft des Witzmannsberger Schwimmbades für Udo Bähr
"Wenn dieses Bad von der Landkarte verschwindet, wird ein großes Gebiet im Landkreis nicht mehr abgedeckt", warnt Bähr. Sebastian Scholz, Bährs Kollege von der Wasserwacht, zählt dann auch gleich auf, welche Gemeinden von einer Schließung des Witzmannsberger Bades betroffen wären: Ahorn, Seßlach, Weitramsdorf und der gesamte Itzgrund. "Die stehen dann alle auf dem Schlauch - insbesondere, was den Schwimmunterricht angeht", warnt Scholz. Ohnehin sei es inzwischen ja schon so, dass in manchen Schulen gar kein Schwimmunterricht mehr angeboten wird - weil es an Zeit und geeigneten Bädern mangelt.
Die Wasserwacht mit ihren über 1400 Mitgliedern in Stadt und Landkreis versucht nach Kräften, den Rückgang der Schwimmstunden in den Schulen mit eigenen Angeboten auszugleichen. " Die Schwimmausbildung ist inzwischen eine unserer wichtigsten Aufgaben", erklärt Bähr, der aus Rödental stammt und ein Urgestein der Wasserwacht in Coburg ist. Er hofft deshalb, dass das Witzmannsberger Bad erhalten werden kann.
Und da Sebastian Scholz bestätigt, dass die Wasserwacht derzeit "in guten Gesprächen" mit dem Ahorner Bürgermeister, Martin Finzel (parteilos) ist, dann macht das ja Hoffnung. "Dieses Bad ist wichtig - für Kinder, aber auch für Erwachsene", betont Scholz. Ach ja, und für die Wasserwacht auch. Derzeit müssen die Mitglieder der Witzmannsberger Ortsgruppe nach Rödental zum Training fahren. Aber dort sind, wie in den anderen Hallenbädern der Region auch, die Trainingszeiten knapp bemessen.
Wo baden nicht verboten ist
Vom namensgebenden Begriff der Wachdienste ist das Coburger Land für die Wasserwacht kein einfaches Gebiet. Mit Ausnahme des Bad Rodacher Waldbades gibt es keinen einzigen klassischen Badesee. Das heißt: Es besteht auch keine Verpflichtung, dass irgendwo eine Badeaufsicht zur Verfügung steht. Während Udo Bähr über die öffentlichen Gewässer im Coburger Land spricht, sitzt er im Bus der Wasserwacht und blickt auf den Goldbergsee. Obwohl dieser offiziell nicht als Badegewässer ausgewiesen ist, tummeln sich am Stausee gerade an schönen Wochenenden viele Badefreunde.
Deshalb schickt auch die Wasserwacht ab und an ihre Aktiven an den See, um zumindest ein bisschen Sicherheit zu vermitteln. "Denn ein grundsätzliches Badeverbot", erklärt der Kreisvorsitzende der BRK-Wasserwacht, "gibt es hier nicht." Auch, wenn der Goldbergsee offiziell nicht als Badegewässer ausgewiesen ist.
Ob der Stausee westlich von Coburg irgendwann einmal als Badesee ausgewiesen wird, vermögen die Führungskräfte der Kreiswasserwacht derzeit nicht zu sagen. Klar ist für sie aber schon, dass der Goldbergesse von seiner Lage und seinem Gesamtbild her wohl am ehesten im Coburger Land dafür genutzt werden könnte. "Wäre dies der Fall, dann müsste natürlich auch eine regelmäßige Badeaufsicht her - zumindest am Wochenende und an Feiertagen", macht Bähr klar. Auf die Frage, ob die Kreiswasserwacht diesen Dienst personell auf die Reihe bringen könnte, müssen Bähr und Scholz nicht eine Sekunde überlegen - sie nicken sofort.
Mit rund 150 Aktiven könne die Kreiswasserwacht diese Herausforderung auf jeden Fall stemmen.
Udo Bähr und die Seen im Coburger Land
Bad Rodach "Das Waldbad ist ein tolles Bad, bei dem wir seit Jahren die Badeaufsicht übernehmen. Bei Bedarf sind wir immer mit zwei Mann vor Ort."
Dörfles-Esbach "Als ehemalige Tongrube kein ungefährliches Gewässer. Unter Wasser befinden sich spitze Baumstämme, dazu kommt das steile Ufer. Insgesamt: Nicht unproblematisch."
Rödental "Der Froschgrundsee spielt im Coburger Land seit einigen Jahren überhaupt keine Rolle mehr als Badegewässer. Als dort noch gebadet wurde, haben wir bei der Aufsicht mal einem Mann einen Angelhaken aus dem Fuß ziehen müssen - das war eine kuriose Geschichte."
Coburg "Der Goldbergsee ist zweifelsohne ein schönes Fleckchen im Coburger Land. So viel steht mal fest. Ob er mal als Badegewässer ausgewiesen wird? Das werden wir sehen..."