Kreistag Coburg: Resolution gegen zusätzliche Stromtrasse
Autor: Berthold Köhler
LKR Coburg, Freitag, 20. November 2015
Der Kreistag verabschiedet eine Resolution, in der sämtliche in der Planung befindlichen Leitungen durch das Coburger Land ablehnt. Wirtschaftsförderer Schmitz und Udo Döhler warnen zudem vor dem Bau einer Gleichstromtrasse.
Das Signal an die Bundesnetzagentur und die Netzbetreiber ist deutlich: Das Coburger Land wird sich mit aller Macht gegen sämtliche Planungen für weitere Stromleitungen zur Wehr setzen. Dies ist die Quintessenz einer Zehn-Punkte-Resolution, die der Kreistag gestern ohne jede Gegenstimme verabschiedet hat.
Das Ziel von Landrat Michael Busch (SPD) ist damit erreicht: Der Landkreis hat eine gemeinsame Position gegen sämtliche Varianten der Trasse "P 44" eingenommen. Und die lautet: Nicht durchs Coburger Land! Markus Mönch, der als Sprecher der "Unabhängigen Landkreisbürger" die Kreistags-Sondersitzung auf den Weg gebracht hatte, fasste zu Beginn der zweistündigen Diskussion die Botschaft an die Trassen-Planer zusammen: "Wir sind gegen P 44. Egal, wo sie steht."
Landkreis-Wirtschaftsförderer Martin Schmitz, der gemeinsam mit Juristin Linda Ketterer die Vorarbeiten für die Resolution geleistet hatte, setzte sich zu Beginn der Sitzung äußerst kritisch mit dem derzeitig gültigen Netzentwicklungsplan auseinander. Schmitz verwies insbesondere auf ein "Worst-Case-Szenario", das dem Landkreis drohen könnte: Dieses würde eintreten, wenn neben der Trasse "P 44 mod." parallel zur im Bau befindlichen 380-kV-Trasse auch noch eine Gleichstromleitung durch die Region führen würde. "Es würde dann keinen weiteren Landkreis in Deutschland geben, der so stark belastet wäre", stellte Schmitz klar.
Im Gegensatz zur Bundesnetzagentur war der Netzbetreiber "Tennet" der Einladung des Landkreises zur Kreistagssitzung gefolgt und hatte mit Jörg Max Fröhlich sowie Ina-Isabelle Haffke zwei Vertreter entsandt. Die mussten sich, wenig überraschend, immer wieder Kritik am Ablauf der Netzplanung anhören. Immerhin: Die Bewohner des östlichen Landkreises dürfen sich über einige Aussagen Fröhlichs freuen. Die Trasse "P 44 mod." (von Schalkau über Redwitz und Würgau nach Grafenrheinfeld) bezeichnete Fröhlich zum Beispiel als "technisch machbar", aber auch mit "großen Nachteilen" versehen. Alleine schon deshalb, weil diese deutlich länger wäre als eine direkte Linie Schalkau nach Grafenrheinfeld. Auch er sehe es so, dass eine parallele oder gar neue Trasse neben der bestehen 380-kV-Leitung (Fröhlich nannte sie "Frankenleitung") "erhebliche Akzeptanzprobleme" bei der Bevölkerung haben werde.
Einen praktischen Tipp für die Bevölkerung und Politiker des Coburger Landes hatte Fröhlich auch noch parat: Er riet, Einwendungen im laufenden Konsultationsverfahren zum Netzentwicklungsplan per Mail an www.netzentwicklungsplan.de anstatt per herkömmlicher Briefpost einzusenden. Der Vorteil dabei, erklärte der Tennet-Sprecher: "Dann werden die Stellungnahmen sofort im Internet veröffentlicht."
Dass sich Fröhlich und Haffke - zumindest zwischen den Zeilen - für die direkte Linie der Trasse "P 44" stark machten, ärgerte einige Kreisräte sichtlich. "Knallhart", schimpfte Christian Gunsenheimer (Freie Wähler), werde so vom Netzbetreiber versucht, die verschiedenen Interessen gegeneinander auszuspielen. Denn klar ist: So lange "P 44" vom Übergabepunkt Schalkau aus nach Grafenrheinfeld führen soll, bleibt der Landkreis Coburg nicht verschont. Bei der direkten Linie wäre dann eben der westliche Landkreis (Meeder, Bad Rodach, Seßlach) betroffen. Gunsenheimer machte klar, dass die Menschen der Region diese Spielchen nicht mitmachen werden: "Der ganze Landkreis wird sich wehren." Rainer Mattern (CSU) warf den Tennet-Vertretern sogar vor, eine "Irrsinnsveranstaltung" zu inszenieren. Von den Netzplanern und -Betreibern werde eine Trasse so lange hin und her geschoben, bis sie den Schwächsten erwische.