Kreis Coburg: Forscher entdeckte auf Lichtbildern kleine Sensation - "sehr spannend"
Autor: Fynn Partheymüller
Großwalbur, Dienstag, 27. Sept. 2022
In Großwalbur (Landkreis Coburg) wurde eine mittelalterliche Befestigungsanlage beim "Tag des offenen Denkmals" vorgestellt. Philipp Schinkel vom Institut für Fränkische Landesgeschichte wurde als Fachmann dazugeholt und berichtet von einer "echten Seltenheit".
           
- "Tag des offenen Denkmals 2022": Über 100 Interessierte informieren sich über Turmhügelburg
- Landkreis Coburg: Mittelalterliche Befestigungsanlage im Jahr 2019 entdeckt
- Zufällig auf älteren Luftbildern entdeckt: "echte Seltenheit"
Im Rahmen des "Tag des offenen Denkmals 2022" wurde in Großwalbur (Landkreis Coburg) ein Bodendenkmal für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei der Anlage, die erstmals 2019 entdeckt wurde, handelt es sich um eine "echte Seltenheit", wie Philipp Schinkel vom Institut für Fränkische Landesgeschichte gegenüber inFranken.de berichtet. Ralf Obst vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) bemerkte dabei auf einem älteren Luftbild von 2017, dass sich im ausreifenden Getreide mehrere archäologische Strukturen als dunklere Verfärbungen darstellten. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um zwei Ringgräben und mehrere mögliche Gebäudestandorte.
Seltener archäologischer Fund in Kreis Coburg: Experte begeistert von "tollen Ergebnissen"
"Die Turmhügelburg am Ortsrand von Großwalbur konnte anhand der Bilder "glaubhaft" abgeleitet werden, erklärt Schinkel. Der Burgentyp, "welcher von Wällen, Gräben oder Palisaden umgeben ist, wurde schwerpunktmäßig zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert als Sitz des niederen Adels im ländlichen Raum angelegt".
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Mittels "geophysikalischer Prospektionsmethoden" (mit einem sogenannten Gradiometer) untersuchte Schinkel den Fundort. Schinkel zeigt sich indes sehr zufrieden mit der Untersuchung. "Dass die Ergebnisse so toll werden, wurde zwar gehofft, aber sicherlich nicht erwartet. Der Zuspruch aus dem Dorf und der weiteren Umgebung war sehr groß".
Durch den "Tag des offenen Denkmals" wurde die Anlage für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mehr als 100 Personen kamen laut Schinkel vorbei, um sich über die Anlage zu informieren. "Für den Landkreis Coburg stand 2022 die Gemeinde Meeder im Fokus. Da der schlichte Erdhügel vor Ort für die meisten Besucherinnen und Besucher wahrscheinlich zu schwer mit einer mittelalterlichen Turmhügelburg zu verbinden ist, wurde ich angefragt, den Turmhügel parallel zu untersuchen und den Besucherinnen und Besuchern so in Echtzeit moderne archäologische Forschung im Zusammenhang mit einem Bodendenkmal präsentieren zu können", erklärt er weiter.
Keine Ausgrabung von Großwalburer Turmhügelburg: "Wichtiger, Denkmal zu schützen und zu erhalten"
Auch wenn die Anlage aus Sicht von Schinkel eine "echte Seltenheit" darstellt, ist keine archäologische Ausgrabung geplant. "Die Ergebnisse der sogenannten Magnetometerprospektion, welche vor Ort durchgeführt wurde, bringt die Forschung schon sehr weit. Vor Ort ist es nun wichtiger, das Denkmal zu schützen und zu erhalten", erklärt er. Zumal er es nicht einschätzen könnte, wie groß und teuer die Baumaßnahmen wären, "eine ganze Turmhügelburg mit einem äußeren Grabendurchmesser von über 60 m auszugraben".
Das Bodendenkmal soll durch die technische Untersuchung erhalten bleiben. "Eine Ausgrabung ist immer auch eine "kontrollierte Denkmalzerstörung". Denn was man ausgräbt, ist anschließend für die Nachwelt nicht mehr da. Zerstörungsfreie Forschungsmethoden, wie sie in Großwalbur gewählt wurden, ermöglichen es, archäologische Ergebnisse zu sammeln und das Bodendenkmal dabei unangetastet zu lassen".