Druckartikel: Kräftiger Gesang ist ihm der schönste Lohn

Kräftiger Gesang ist ihm der schönste Lohn


Autor: Bettina Knauth

Oberelldorf, Dienstag, 02. Januar 2018

Seit nunmehr 50 Jahren ist die Oberelldorfer Bittner-Orgel bei Otto Neeb in besten Händen. Ans Aufhören denkt der 62-Jährige noch nicht.
Der Orgelbock der Filialkirche St. Nikolaus in Oberelldorf ist seit einem halben Jahrhundert der Stammplatz von Otto Neeb. Marien- und Loblieder spielt der mittlerweile 62-Jährige am liebsten. Foto: Bettina Knauth


Ein stolzes, aber stilles Jubiläum feierte an Weihnachten 2017 Otto Neeb aus Oberelldorf. Dabei spielt er ein durchaus lautes Instrument: Neeb ist Organist der Filialkirche St. Nikolaus in seiner Heimatgemeinde. Und das seit nunmehr einem halben Jahrhundert.

Mit weihnachtlichen Liedern in der Nachmittagsandacht begann der damals erst Zwölfjährige am 1. Feiertag 1967 seine Organistentätigkeit. Alles fing mit einer Melodica an, die der junge Otto von den Eltern zu Weihnachten geschenkt bekam. Die räumliche und personelle Nähe zur Kirche mag eine Rolle für sein Interesse gespielt haben: Nicht nur, dass Neebs Elternhaus in unmittelbarer Nähe zur Kirche liegt. Sein Vater Raimund war dort als Mesner tätig und seine Mutter Anna kümmerte sich um den Schmuck und die Sauberkeit im Gotteshaus. Nicht von ungefähr also zog die Orgelbank den jungen Mann magisch an. "Es reizte mich, das Spiel mit den einzelnen Tönen zu probieren", blickt der heute 62-Jährige zurück.

Ab dem Schuljahr 1967 erhielt Neeb Klavier- und Orgelunterricht. Nach und nach spielte der junge Musiker in den Ferien zu den Gottesdienstfeiern und Andachten die Kirchenorgel. Dabei handelt es sich um eine über 150 Jahre alte Bittner-Orgel, mit einer noch im Original erhaltenen Manualklaviatur. "Das Instrument aus dem Jahr 1858 ist noch gut in Schuss, auch wenn es dringend einmal gereinigt werden müsste", sagt Neeb.


Gelernter Bürokaufmann

Nach dem Tod seines Vorgängers Georg Finzel im Jahr 1975 übte der gelernte Bürokaufmann ununterbrochen das Amt des Organisten aus, egal ob an Sonn- oder Werktagen, bei Tauffeiern, Hochzeiten, Beerdigungen oder Festgottesdiensten. "Egal bei welchem Anlass: Wer die Orgel benötigte, wusste immer, wohin er sich wenden musste", so Neeb. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat er unter sechs Pfarrern und dazu unzähligen Gastpriestern und Leitern von Wortgottesdiensten an der Orgel gedient. Nicht selten sprang Neeb dazu in den Nachbarfilialkirchen ein, egal ob in Dietersdorf, Dürrenried oder in Seßlach. "Auch in evangelischen Kirchen habe ich schon ausgeholfen", schildert der 62-Jährige. Nicht nur, dass Neeb das Liedgut von drei Gebetbuchausgaben einstudierte. Seit fast zwei Jahrzehnten ist er obendrein als Kirchenpfleger in der Verwaltung für die kirchlichen Belange seiner Heimatkirche tätig. Einzig, als er sich die Ferse brach, musste das engagierte Gemeindemitglied ein Dreivierteljahr pausieren. "Schnell fand ich aber wieder den Weg mit Krücken zur Orgelbank hinauf", erinnert sich Neeb mit einem Lächeln.

Was spielt der Organist denn am liebsten? So genau vermag das Neeb auf Anhieb gar nicht zu sagen. Marien- und Loblieder fallen dem Katholiken dann ein. Dagegen legt er keinen Wert auf modernes Liedgut: "Das liegt schon daran, dass neue Lieder vom Volk meist nicht mitgesungen werden, weil sie nie eingeübt wurden." Gern lässt der Virtuose seine 50-jährige Tätigkeit Revue passieren, auch wenn er um sein Jubiläum kein großes Aufhebens machen möchte: "Es waren schöne und erlebnisreiche Jahre, bei denen ich zu sehr vielen freudigen, aber auch zu immens traurigen Anlässen auf der Orgelbank gesessen habe." Unvergessen ist Neeb ein spontaner Einsatz an der Orgel der Nürnberger Frauenkirche: Weil kein Kollege für die Andacht anwesend war, sprang der wegen eines Kommunionsausflugs zufällig anwesende Oberelldorfer kurzfristig ein.

Rückblickend dankt Neeb "dem Herrgott, dass er mir die Gabe und das Talent zum Orgelspielen gegeben hat". Sein Dank gilt aber auch seiner Frau Hildegard und den beiden Söhnen Sebastian und Maximilian: "Ich vermag die vielen Stunden nicht zu zählen, die sie an Feiertagen wie Weihnachten und Ostern oder auch an normalen Sonntagen wegen meines Dienstes an der Orgel auf mich, ihren Ehemann und Vater, verzichten mussten."


Er wünscht sich weiterhin viele Gottesdienstbesucher

Für die Zukunft wünscht sich der bescheidene Jubilar weiterhin viele Gottesdienstbesucher, die gerne zu den Klängen der Orgel singen. Ans Aufhören denkt Neeb längst noch nicht: "So lange ich noch auf den Orgelbock steigen kann, mache ich weiter." Die fortgesetzte Dauer seines Engagements hänge ja auch davon ab, wie lange in der Filialkirchengemeinde Oberelldorf noch Gottesdienste abgehalten würden, gibt er zu bedenken. Gegen einen Nachfolger, vielleicht jemanden aus der Heimatgemeinde, den er in "sein" Schleifladen-Instrument einweisen kann, hätte Neeb nichts einzuwenden.