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Koreaner begeistern in Coburg


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Freitag, 14. November 2014

Ein Gemeinschaftsprojekt der Musikfreunde mit der Kulturabteilung der Stadt Coburg präsentierte in der Reihe "Podium junger Künstler" das erfolgreiche, lebhaft gefeierte Novus String Quartet aus Korea.
Podium junger Künstler: Das Novus String Quartet aus Korea begeisterte das Publikum bei seinem Coburg-Debüt im Pfarrsaal von St. Augustin.  Foto: Jochen Berger


Es sind sympathische junge Künstler mit gleichwertigem Können, die traumhaftes Zusammenspiel und beseeltes, dynamisch ausgefeiltes Musizieren und temperamentvolle Gestaltung demonstrieren: Jaeyoung Kim, Young-Uk Kim, Seungwon Lee und Moonngwhee Moon. Sie bilden das 2007 gegründete Novus String Quartet, auf dem große Hoffnungen ruhen.

Mit Werken von Mozart, Berg und Mendelssohn absolvierten sie am Donnerstagabend ein anspruchsvolles, interessantes Programm im Großen Saal von St. Augustin, der zwar akustisch nicht ideal, aber trotzdem ein ansprechendes Ambiente für Konzerte bietet.

"Mozart plus", die geplante Reihe mit sämtlichen Streichquartetten des Meisters, wurde zu Beginn fortgeführt mit der Nr. 22 C-Dur KV 465, dem sogenannten "Dissonanzen - Quartett", das seinen Namen von der harmonisch kühnen Einleitung des 1. Satzes erhielt.

Nach einem expressiven Anfang erklang frisch und zupackend das Allegro, andächtig und ausdrucksvoll gestaltet das Andante cantabile, spritzig mit dynamischen Gegensätzen das Menuetto und beschwingt wie virtuos mit hoher Präzision das Allegro molto. Eine stilsichere, mit viel Beifall bedachte Interpretation.

Waren die Dissonanzen bei Mozart nur angedeutet, so spielten sie jetzt eine größere Rolle, denn im Zwölfton, in der freien Atonalität oder einer Mischform sind die sechs Sätze der Lyrischen Suite (1926) des Schönberg-Schülers Alban Berg angesiedelt. Zur Aufführung des für Streichorchester konzipierten Werks kam die Quartettfassung, die höchste Anforderungen verlangt und in ihrer dicht und kunstvoll gearbeiteten Faktur vom Quartet technisch überlegen und klanglich differenziert vom "gehauchten" Ton bis zu orchestraler Klangfülle wiedergegeben wurde. Wie gleichwertig die Positionen im Quartett besetzt sind, wurde erkennbar, als bei diesem Werk zweite und erste Violine Plätze tauschten.

Hoffentlich war die für viele Zuhörer noch immer ungewohnte Tonsprache von Alban Berg nicht schuld, dass nach der Pause mehrere Plätze frei blieben. Sie haben ein Gipfelwerk der Kammermusik und dessen leidenschaftliche Wiedergabe durch das Novus Quartet versäumt. Felix Mendelssohn-Bartholdy schrieb sein Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80 als "Requiem für Fanny", seine geliebte Schwester, der er wenige Monate später in den Tod folgte.

Geistesverwandt mit Schuberts Quartett "Der Tod und das Mädchen" finden sich hier aufgewühlte, unruhige Stimmungen, schroffe Tremoli, schneidende Klänge und ein trostloser, atemberaubender Schluss. Es gab anhaltenden Beifall für eine unter die Haut gehende, nachhaltige Wiedergabe dieses Meisterwerks und die besinnliche Zugabe mit einem apart "westlich" gesetzten koreanischen Volkslied.

Konzert-Tipp

Ausblick Montag, 8. Dezember, 20 Uhr, Kongresshaus - Liederabend Ute Döring (Mezzosopran), Antonio Grimaldi (Klavier), Werke von Robert Schumann und Gab riel Fauré.