Komponist aus Neustadt: zur Musik geboren, in den Krieg gezwungen
Autor: Jochen Berger
Neustadt bei Coburg, Montag, 14. Februar 2022
Mit der Benennung des Löhleinwegs würdigte Neustadt einen künstlerisch bedeutsamen Sohn der Stadt.
Seit 1956 erinnert in Neustadt eine nach ihm benannte Straße an einen interessanten Künstler des 18. Jahrhunderts: Georg Simon Löhlein. Der Musiker und Komponist wurde am 16. Juli 1725 in Neustadt getauft, das damals noch Neustadt an der Heide hieß und zum Herzogtum Coburg zählte. Die Löhleinstraße liegt vom Stadtzentrum aus gesehen jenseits der Bahnlinie und führt als Parallelstraße zur Hauptstraße Am Moos an der Mittelschule Am Moos entlang.
Die künstlerische Begabung scheint Löhlein in die Wiege gelegt worden zu sein. Denn sein Vater Johann Michael Löhlein war Anfang des 18. Jahrhunderts als Organist und Schulmeister in Neustadt tätig. Seine Mutter Rosina war eine Tochter des Bürgermeisters Andreas Müller, der in Abständen insgesamt sechs Jahre als regierender Bürgermeister Neustadts agierte. Von seinem Vater erhielt Georg Simon Löhlein den ersten Musikunterricht.
Vor dem Beginn seiner Künstlerkarriere aber stand für Löhlein ein dramatisches Ereignis. Denn auf einer Reise nach Kopenhagen wurde der 16-Jährige von preußischen Werbern aufgegriffen und - wegen seiner stattlichen Größe - zum Dienst in der Königlichen Garde gezwungen. Als Soldat für Friedrich II. nahm Löhlein an den beiden Schlesischen Kriegen in den Jahren 1740/42 und 1744/45 teil. Erst mit der Schlacht bei Kollin 1757 im Siebenjährigen Krieg endete für Löhlein das erzwungene Soldatenleben.
Zunächst kehrte er in seine Heimatstadt zurück, ließ sich dann aber an der Universität in Jena immatrikulieren. Dort wurde er schon 1761 zum Akademischen Musikdirektor und zum Leiter des Collegium musicum der Universität ernannt. In Jena schrieb er seine ersten wichtigen Kompositionen, bevor er 1763 nach Leipzig übersiedelte.
Letzte Lebensstation Danzig
Dort nahm er regen Anteil am Musikleben, musizierte unter dem seinerzeit sehr bekannten Johann Adam Hiller. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich durch Musikunterricht. Zudem profilierte er sich als Verfasser einer seinerzeit bedeutsamen "Clavierschule", die einst hohe Auflagen erzielte.
Seinen Ruf als musikalische Autorität begründete er endgültig mit einem Lehrbuch - seiner "Anweisung zum Violinspielen. Verlegt wurden seine Werke zu Lebzeiten bei dem renommierten Musikalienverlag Breitkopf.
Seine letzte Lebensstation führte ihn nach Danzig. Im Jahr 1781 nahm der den Ruf als Kapellmeister der Oberpfarrkirche an. Schon nach siebenmonatiger Tätigkeit erlag er einem Lungenleiden, das er sich in Ausübung seines Kirchendienstes zugezogen haben soll. Löhlein starb am 16. Dezember 1781 in Danzig. Beigesetzt wurde er in der Marienkirche.