Kommt Amazon ins Coburger Land?
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Donnerstag, 21. November 2013
Das Internet-Versandhaus Amazon ist stetig auf Expansionskurs. Deshalb gibt es auch Pläne für weitere Logistikzentren. Nun gibt es Spekulationen, dass das Unternehmen sich im Coburger Land ansiedelt.
In einer Behörde der Region wurde dieser Tage getuschelt: "Habt Ihr schon gehört: Amazon will nach Niederfüllbach?!" - "Echt? Na, das wäre ja ein Ding!" Aber was ist wirklich dran an der Geschichte, wonach der Versand-Gigant derzeit Ausschau hält nach einem Standort für ein neues Logistikzentrum und dabei das Coburger Land ins Visier genommen hat?
Bei Amazon hält man sich sehr bedeckt - aber das alleine hat noch nichts zu sagen. "Wir kommentieren solche Sachen immer erst dann, wenn alles unter Dach und Fach ist", sagte am Donnerstag Stefan Rupp von der Amazon-Pressestelle dem Tageblatt auf Nachfrage. Außerdem lässt er sich noch den Satz entlocken, dass sein Unternehmen natürlich "immer möglichst nah am Kunden" sein wolle. Das bedeutet: Für Amazon kommen nur Standorte in direkter Nähe zu einer Autobahn infrage.
Arbeitsbedingungen in der Kritik
Potenzielle Standorte im Coburger Land wären somit - auch mit Blick auf noch verfügbare Flächen - allen voran Ebersdorf, Grub am Forst oder auch Niederfüllbach. "Ja, Flächen hätten wir", sagt Bernd Reisenweber (BG), Bürgermeister von Ebersdorf. Und grundsätzlich würde er Amazon in seiner Gemeinde auch begrüßen: "So etwas gibt immer einen Schub." Zumal sich dann ja oft auch noch weitere Firmen in der Nachbarschaft ansiedeln würden.
Allerdings weiß Bernd Reisenweber auch, dass die Arbeitsbedingungen bei Amazon immer wieder in der Kritik stehen; so beklagen Gewerkschaften, dass der Internet-Gigant vor allem seine vielen Zeitarbeiter schlecht behandeln und auch schlecht bezahlen würde. "Naja, sagen wir mal so", räumt Bernd Reisenweber augenzwinkernd ein, "das Heimatministerium wäre mir in Ebersdorf natürlich lieber gewesen!"
Aber zurück zu Amazon: Ein Grundstücksmakler, der nicht genannt werden möchte, berichtete dem Tageblatt am Donnerstag, dass sich der Internet-Versandhändler derzeit sehr wohl in der Region nach einem möglichen Standort umschaue. Konkret hätte das weltweit agierende Unternehmen eigentlich den gesamten Abschnitt entlang der Autobahn zwischen Coburg und Bamberg im Blick.
Amazon unterhält in Deutschland derzeit sieben Logistikzentren: in Bad Hersfeld, Brieselang (bei Berlin), Graben (Landkreis Augsburg), Koblenz, Leipzig, Pforzheim sowie in Werne und Rheinberg (beides NRW). Diese Zentren sind bis zu 130.000 Quadratmeter groß und dienen als Lager- und Umschlagplätze der Ware, die dann bundesweit an die Online-Kunden verschickt wird. Zuletzt wurde spekuliert, ob Amazon - aufgrund der Vorwürfe der Gewerkschaft - das eine oder andere Logistikzentrum in Deutschland wieder schließt und stattdessen einiges der Logistikarbeit an neue Standorte nach Polen verlagert.
Weltweiter Online-Marktführer
An vielen der deutschen Logistik-Standorte hat Amazon eigenen Angaben zufolge bis zu 1000 Mitarbeiter sowie saisonal oft noch hunderte Aushilfskräfte.
Ebenfalls nach eigenen Angaben hat Amazon als Marktführer des Handels im Internet die "weltweit größte Auswahl für Bücher, CDs und Videos". Die Mitarbeiterzahl liegt weltweit bei fast 110 000, der Jahresumsatz beträgt mittlerweile mehr als 50 Milliarden US-Dollar. Amazon betreibt außer seinem Hauptgeschäft zahlreiche weitere Dienste wie beispielsweise die Online-Videothek "Love-Film", den Hörbuchanbieter "Audible", das Analyse-Tool "Alexa Internet" und die Filmdatenbank "IMDb".