Kohl und die Coburger Bratwurst
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Freitag, 16. Juni 2017
Der "Kanzler der Einheit" war in seiner langen Amtszeit auch einmal im Coburger Land zu Besuch.
3000 Sänger aus aller Welt kamen am 10. Mai 1987 in Coburg zur 125-Jahr-Feier des Deutschen Sängerbundes zusammen - mittendrin, als Festredner, Helmut Kohl. Eine Besonderheit, denn Kohl war der erste Bundeskanzler, der als Schirmherr des Sängerjubiläums offiziell in der Vestestadt weilte. Sieben Jahre zuvor war zwar Kohls Amtsvorgänger Helmut Schmidt auf dem Schlossplatz, doch dieser Besuch firmierte als Wahlkampfveranstaltung.
Helmut Kohl schaute am 10. Mai 1987 nicht nur kurz in Coburg vorbei. Er nahm sich Zeit für die Vestestadt und absolvierte in der Stadt und im Landkreis gleich eine ganze Reihe von Terminen: Im Rathaus trug er sich ins Goldene Buch ein, gemeinsam mit dem damaligen Kultusminister, Hans Zehetmair. Beim Festakt im Landestheater würdigte er die Leistung der Sänger, bezeichnete die Volksmusik als "Klammer zwischen beiden deutschen Staaten" und bekräftigte seinen Glauben an ein geeintes Deutschland. Den jungen Coburgern musste der Bundeskanzler übrigens fleißig Autogramme schreiben.
Auch dem damals noch existierenden Grenzübergang zur DDR Rottenbach-Eisfeld stattete der Bundeskanzler einen Besuch ab. Das Leben an der Grenze ändere nichts daran, dass er Gast ein einer Stadt sei, die mitten in Deutschland und Europa liege, sagte der dem Bericht im Tageblatt zufolge. Damals schien die Einheit noch in weiter Ferne.
Die Geschenke, die er erhielt - eine Porzellanfigur, einen Bildband und die Jubiläumsmedaille der Sparkasse in Gold (Zehetmair bekam nur die silberne Version) - kommentierte er mit den Worten: "Man sieht, ich bin in einer reichen Stadt."
Beim Rathausempfang überraschte Helmut Kohl seine Gastgeber dann noch in besonderer Weise: Als ihm ein Glas Sekt angeboten wurde, verzichtete der Bundeskanzler und ließ OB Karl-Heinz Höhn wissen: "Ich möchte lieber eine Coburger Bratwurst."