Klinikum Coburg: Wie geht's weiter?
Autor: Simone Bastian
Coburg, Freitag, 17. August 2018
Erweiterung oder doch ein Neubau auf dem BGS-Gelände? Es gibt noch mehr Argumente als die Kosten, sagt Professor Johannes Brachmann.
Johannes Brachmann hat ein zweites Büro: Nach wie vor ist der renommierte Herzspezialist als Chefarzt der Inneren Medizin auf der Ebene 3 im Neubau des Klinikums Coburg tätig. Gleichzeitig hat er als medizinischer Geschäftsführer von Regiomed ein Arbeitszimmer im sechsten Stock des ehemaligen Schwesternwohnheims. Mehrmals geht im Gespräch sein Blick hinüber auf den Klinikkomplex, weist seine Hand auf die verschachtelt wirkenden Gebäude. Coburger Tageblatt: Herr Professor Brachmann, Regiomed plant den Neubau eines Klinik-Campus. Warum wollen Sie vom Standort Ketschendorfer Straße weg? Johannes Brachmann: Hier wurde schon einmal ein Neubau in einen Altbau gesetzt. Schon damals gab es Überlegungen, einen kompletten Neubau zu errichten. Vieles, was in einem Neubau hätte realisiert werden können an Abläufen, Räumlichkeiten, Wegen, konnte nicht umgesetzt werden. Wir sind hier in einem sehr dicht besiedelten Wohngebiet, in dem wir keine weiteren Expansionsflächen haben. Die einzige Fläche, die wir nutzen können, ist der Berg in Richtung Hubschrauberlandeplatz. Das würde eine weitere Großbaustelle bedeuten, und das alles im laufenden Betrieb. Für die Mitarbeiter und die Patienten wären es sehr schwierige Zustände, ebenso für die ohnehin geplagte Nachbarschaft. Der Bereich rund ums Klinikum ist jetzt schon stark belastet, und er würde an einer unerträglichen Grenze belastet werden, wenn wir hier noch eine solche Großbaumaßnahme machen würden, die sich über acht bis zehn Jahre hinzieht. Einen Neubau könnten wir hinstellen, ohne den Betrieb hier zu beeinträchtigen, und dann umziehen.
Für den Standort hier würde sprechen, dass er leicht zu erreichen ist. Es gibt hier viele ambulante Einrichtungen. Könnte man nicht einige hier belassen? Grundsätzlich wäre das denkbar. Wir gehen aber davon aus, dass wir nicht nur mit dem Klinikum, sondern auch mit den ambulanten Strukturen umziehen werden, weil auch da die benötigten Großgeräte vorhanden sind und die Nutzung von zentralen Einrichtungen eher zu- als abnimmt. Die engere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung ist politisch gefordert und auch aus medizinischer Sichtsinnvoll. Eine der großen Stärken unserer Geriatrie ist ja, dass sie hier jederzeit auf die Möglichkeiten der Fachabteilungen zurückgreifen kann, wenn zum Beispiel ein Darmverschluss auftritt, ein akuter Herzinfarkt oder ein entgleister Diabetes. Wir wollen auch niedergelassene Ärzte einladen, künftig die gemeinsamen Möglichkeiten zu nutzen. Hier haben wir für eine solche Ausweitung der ambulanten Dienste gar keinen Platz. Wenn wir ambulante Spezialleistungen anbieten, fragen wir uns immer: Wo machen wir das überhaupt?
Was ist mit dem Haus der Schwesternschaft? Das hat gar nicht die räumlichen Voraussetzungen und ist hochgradig sanierungsbedürftig. Da würden mit Sicherheit siebenstellige Beträge hineinfließen müssen.
Die engere Verzahnung von ambulant und stationär mag sinnvoll sein. Aber warum müsste der Standort Neustadt aufgegeben werden? Die Betten, die Neustadt jetzt hat, werden Coburg zugeschlagen. Das ist nicht immer glücklich kommuniziert worden. Was sich ändern wird, und das ist auch die Aussage des Ministeriums, ist die Art der Nutzung. Was nach jetzigem Stand sicher ist, dass auf jeden Fall eine Notfallversorgung am Standort Neustadt bleiben wird. Aber auch wenn wir in Coburg renovieren, erwartet das Ministerium, dass wir einen Plan vorlegen, der eine medizinnahe Nutzung für Neustadt beinhaltet.