Klimawandel in Coburg längst zu spüren
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Donnerstag, 25. Oktober 2018
Klimaschutzbeauftragter Wolfgang Weiß erstattete seinen Bericht und warnte davor, den trockenen Sommer 2018 auf die leichte Schulter zu nehmen.
Der lange, regenlose Sommer hat auch im Coburger Land Spuren hinterlassen. Wolfgang Weiß, der dem Coburger Stadtrat in seiner Funktion als Klimaschutzbeauftragter der Stadt Bericht erstattete, zeigte am Donnerstag noch einmal Bilder von "ausgetrocknete Natur und verbrannter Erde". Und Weiß warnte davor, diesen Sommer als einmaliges Phänomen auf die leichte Schulter zu nehmen.
"Der Klimawandel hat selbst in unseren gemäßigten Breiten schon Konsequenzen." Das trockene Klima der vergangenen Monate sei äußerst ungünstig für Waldökosysteme. "Selbst klimatolerante Bäume wie Eiche oder Buche bekommen da Stress. Lassen wir mal drei, vier solche Jahre in Folge kommen, dann krempelt das unsere Wälder um", mahnte Weiß.
Offenbar habe die Menschheit nichts dazugelernt, kritisierte der Klimaschutzbeauftragte und spielte damit auch auf die Meinung mancher Politiker an, die den Klimawandel vehement leugneten. Die Menge der Treibhausgase sei so hoch wie nie zuvor, von einer Trendumkehr sei noch nichts zu spüren. "Die brauchen wir aber, wenn wir Erfolge erzielen wollen."
Ein Beleg dafür, dass der Klimawandel auch hier bereits begonnen habe, sei beispielsweise die Ausbreitung von trockenheitsliebenden Insekten, erläuterte Weiß. Der Borkenkäfer sei diesen Sommer in einem Maße aufgetreten, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. "Und der Eichenprozessionsspinner war vor zehn Jahren hier noch völlig unbekannt." Zwar liegt Coburg in der Verbreitungskarte, die Weiß zeigte, noch nicht im Kerngebiet, aber direkt an dessen Rändern. Für eine Stadt wie Coburg, wo viele Eichen stehen, sei der Schädling ein großes Problem, zumal er auch heftige Hautreaktionen auslösen kann.
Um Klimaschutz "an einem Beispiel zu zeigen", hatten Wolfgang Weiß (Grüne), Adelheid Frankenberger (SBC) und Klaus Klumpers (ÖDP) im vergangenen Juni den Antrag gestellt, die Geschwindigkeit auf der "Stadtautobahn" von 70 auf 50 zu reduzieren. Behandelt werden soll der Antrag im nächsten Frühjahr - nach eingehender Prüfung.
Darüber, dass in Sachen Klimaschutz etwas getan werden muss, waren sich im Grunde alle Stadträte einig, an der Intensität allerdings schieden sich die Geister. Einige Stadträte wie Max Beyersdorf (CSU) oder Hans-Heinrich Ulmann (CSB) wollen lieber auf kleine Schritte statt auf "Umerziehungsprogramme" setzen. Es sei dem Bürger doch nicht zu vermitteln, dass er zum Beispiel aufs Auto verzichten solle, wenn anderswo gleichzeitig der Braunkohletagebau gefördert werde, meinte Hans-Heinrich Ulmann.
Das wollte Monika Ufken (SPD) so nicht stehen lassen. Er stelle dem Bürger ein schlechtes Zeugnis aus, entgegnete sie Ulmann. "Die Bürger wissen längst, was angesagt ist", glaubt Ufken und sieht den Stadtrat in der Pflicht: "Wir haben die Aufgabe, voranzugehen, und ich glaube, da gehen die Bürger mit."