Druckartikel: Kleiner Trupp mit großem Herz begeistert auf Waldbühne

Kleiner Trupp mit großem Herz begeistert auf Waldbühne


Autor: Gabi Bertram

Heldritt, Sonntag, 09. Juni 2013

Mit dem klassischen Märchen "Schneewittchen und die sieben Zwerge" feierten die Akteure des Heimatvereins Heldritt am Samstagabend auf der Waldbühne vor nahezu ausverkauften Rängen eine großartige Premiere.
Und sie lebt noch: Anna Stenglein begeistert in der Rolle des Schneewittchens nicht nur die sieben nicht minder putzigen Zwerge. Fotos: Gabi Bertram


Der Wetterbericht vorneweg: Nach der bitterkalten Lustspielpremiere war es am Samstag bei der ersten Vorstellung des Märchens nicht nur trocken, sondern auch warm.

Noch bis einen Tag vor der großen Premiere war an der Aufführung gefeilt worden, die letzten Details der Kulisse entstand erst kurz vor dem Wochenende. Die Suche nach einem Schneewittchen und einem Prinzen, gab Friedhelm Wölfert als Vorsitzender des Heimatvereins beim Willkommensgruß zu, hatte sich zwar etwas schwieriger gestaltet. Aber letztlich fand auch diese Suche mit Anna Stenglein und Malte Schlosser, den beiden Abiturienten aus Coburg, ein erfolgreiches Ende.

Eine gute Wahl haben die Heldritter da getroffen, auch wenn die Rolle des Prinzen nur eine kleine Rolle ist. Dafür steht Schlosser aber wenigstens hoch zu Ross gemeinsam mit seinem wirklich "allerliebsten" Schneewittchen auf der Bühne. Dass die Schauspiel-Eleven im Laufe der wochenlangen Probenarbeiten zu einem eingespielten Team geworden waren, gab dem Märchenspiel das richtige i-Tüpfelchen.

Regisseurin Delia Schneider gelang eine anspruchsvolle Inszenierung des klassischen Märchens der Gebrüder Grimm. Sie arbeitete besonders die Charaktere der Zwerge in Mimik und Gestik ausgezeichnet heraus. Die Zwerge - allesamt von Kindern gespielt - schlugen sich nicht nur tapfer, sondern phänomenal. Nur in den ersten Minuten war in der Luft das Lampenfieber spürbar - dann hatten sich auch schon alle freigespielt.

Lustige Zwergennamen

Ihrem Zwergennamen alle Ehre machten Laura Stampf als mürrischer "Grummel", Charlotte Ritz als "Schlau" (eigentlich eher oberschlau), Dirk Morgenroth als leicht täppischer "Seppel", Anika Schneider als immer müder "Schlummer", die kleine Anna Baumgärtner als nuckelschmatzender und sooo anhänglicher "Schmunzel", Jan-Luca Müller als stets hungriger und gefräßiger "Vielfraß" und Romina Geisler als mit allerlei Tand herausgeputzter "Putzig".

Ein wahres Zwergengewusel tobte über die Bühne - mehr oder weniger eifrig beschäftigt bei Haus- und Küchenarbeiten im winzigen Zwergen-Interieur der kleinen Stühlchen, Tellerchen und Tässchen, der Zwergenmützen und der bunten Schuhchen.

Bis dann Schneewittchen in ihr unbekümmertes Leben tritt. Das schöne Schneewittchen, das freilich schöner war als die eitle Königin. Der gab Kerstin Ritz die nötige Boshaftigkeit rund um die wichtigste Frage ihres Lebens: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?

Als da aus dem Publikum irgendwo weit hinten mit dem Brustton der Überzeugung ein Kind rief "Ich", war das Gelächter im Publikum groß. Wer vor Kindern spielt, muss mit Zwischenrufen immer rechnen - und mit einem gespielt wütenden "Ab in den Kerker", hatte die Königin die Lage schnell im Griff.

Kinder in der Hauptrolle

Überhaupt lachten und fieberten die Kinder nicht nur mit, sie spielten auch mit. So waren die Kinder vom Ballettstudio am Ketschentor in Coburg als Waldtiere plüschig verkleidet ins Märchenspiel integriert. Dies war ein überaus kluger Inszenierungs-Schachzug von Delia Schneider, die damit zwei Teams auf der Bühne zu einem integrierte.

Auch wenn Hofmarschall (Manfred Artus) und Kammerfrau Petra Finzelberg im garstigen Ränkespiel der Königin und dem munteren Zwergenleben ein wenig in den Nebenrollen-Statur gedrückt wurden - die gehorsamsbedachte Zofe und der trottelige Hofmarschall verstanden es mit Witzigkeit und übertriebener Übereifrigkeit, die Eitelkeit und Boshaftigkeit der Königin ins Lächerliche zu ziehen und dem Märchen das Düstere zu nehmen.

Was dem Spiel noch die Königskrone aufsetzte, waren Kulissen und Kostüme und Vierbeiner als Mitakteure. Glitzernde, wallende Königsgewänder und Kleider, die bunten Zwergenkostüme, der blasen-blubbernde Giftkessel, ein gläserner Sarg, der Jägershund und Ross und Reiter - all das fügte sich zu einem zauberhaften und viel umjubelten Märchenspiel zusammen.

Fazit: Die Besucher bekommen eine entzückende Inszenierung zu sehen. Am Ende waren alle im Publikum begeistert. Nicht nur die "Spanische Fliege" ist also ein Geheimtipp für die Freiluft-Theatersaison, sondern für klein und groß auch das Schneewittchen mit ihrem putzigen Zwergentrupp.