Druckartikel: Klangvolle fränkisch-thüringische Kooperation in Untersiemau

Klangvolle fränkisch-thüringische Kooperation in Untersiemau


Autor: Jochen Berger

Untersiemau, Samstag, 15. Dezember 2018

Wie die Sängervereinigung Bad Rodach und das Collegium musicum Hildburghausen das Weihnachtsoratorium von Heinrich Fidelis Müller in Untersiemau interpretieren.
Die Sängervereinigun Bad Rodach und das Collegium musicum Hildburghausen unter der Gesamtleitung von Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik gestalteten ein Konzert in der Kirche St. Salvator in Untersiemau.Foto Jochen Berger


Eingängig und leicht verständlich für die Zuhörer - so sollte die Musik sein, die der komponierende Priester Heinrich Fidelis Müller in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schrieb. In seinem Weihnachtsoratorium aus dem Jahr 1879 hat er dieses Ziel fraglos erreicht, wie die applausfreudigen Besucher in der St. Salvatorkirche in Untersiemau erlebten.

Sorgfältig einstudiert

Fränkisch-thüringisch gemischt war das Aufgebot der Mitwirkenden: Unter der Leitung von Hildburghausens Kirchenmusikdirektor Torsten Sterzik trat die Sängervereinigung Bad Rodach auf. Von Julia Lucas sorgfältig einstudiert, überzeugte die Sängervereinigung durch konzentrierten, klanglich ausgewogenen Gesang. Das Collegium musicum Hildburghausen begleitete stets aufmerksam und setzte die klaren gestalterischen Impulse von Torsten Sterzik konzentriert um.

Müller statt Bach

Wer den Begriff Weihnachtsoratorium hört, denkt gewiss zuerst an Johann Sebastian Bachs populäres Werk - voller Schwung und mit Trompetenglanz und Streicherbrillanz. Dabei wurde dieses Werk ursprünglich gar nicht als Weihnachtsoratorium bezeichnet, sondern war als Kantatenzyklus konzipiert.

Bekannte Weihnachtslieder

Heinrich Fidelis Müller dagegen verfolgte mit seiner Musik ein ganz anderes Ziel als Bach. Er wollte ganz bewusst Musik schreiben, die von Chören ohne Mühe zu bewältigen sein sollte. Dazu wählte Müller als Basis bekannte Weihnachtslieder, die die Vorlage für fast alle Chorsätze liefern. Harmonisch ist das Werk bewusst schlicht gehalten, wobei einige rein instrumentale Abschnitte klangliche Abwechslung garantieren.

Gelungene Aufführung

Die Sängervereinigung aus Bad Rodach verhalf dem knapp einstündigen Werk durch ihren engagierten Vortrag zu einer rundum gelungenen Wiedergabe. Die Sopranistin Julia Lucas gestaltete die Solostellen mit schlichtem, innigem Ausdruck und rundete damit die gelungene Aufführung wirkungsvoll ab.

Aus dem Leben eines Priesters und Komponisten

Heinrich Fidelis Müller wurde 1837 in Fulda geboren. Früh erhielt er Musik- und Klavierunterricht. Nach dem Studium der Theologie am Priesterseminar in Fulda empfing Müller 1859 die Weihe zum Priester. Nach einigen Jahren als Kaplan im Bistum Fulda wurde er Pfarrer in Bockenheim bei Frankfurt am Main. Nach Stationen in Kassel und Amöneburg bei Marburg wurde er 1894 Domkapitular in Fulda. Hier wurde er 1902 zum Domdechant ernannt. Er starb am 30. August 1905. In seinen kompositorischen Werken strebt Müller nach leichter Verständlichkeit und Aufführbarkeit.