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Klangexperiment in Coburg: Wie schmeckt Musik?


Autor: Jochen Berger

Coburg, Dienstag, 27. Juni 2017

Zum Auftakt des Coburger Kammermusikfestivals "Klanggrenzen" begegnen sich Musik und Wein.
Das Ensemble Dreiraum gestaltete das Auftaktkonzert des Festivals Klanggrenzen (von links): Chikako Nagatsuka, Thomas Acker und Philipp Grzondziel. Foto: Jochen Berger


Diese Instrumentenkombination ist ein Fall für musikalische Genießer. Oboe, Klarinette und Fagott - im Zusammenspiel können diese drei Instrumente eine Fülle feiner klanglicher Nuancen entfalten.

Ensemble Dreiraum nennt sich ein Holzbläsertrio, gebildet aus Musikern des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg. Die Oboistin Chikako Nagatsuka, der Klarinettist Philipp Grzondziel und der Fagottist Thomas Acker verstehen sich auf das Spiel mit delikat abgestuften Klangfarben.


Und sie sind bereit, sich auf ein synästhetisches Experiment einzulassen zum Auftakt des Kammermusikfestivals Klanggrenzen. Denn die zweite Coburger Auflage dieses Festivals - sie beginnt mit der Frage "Musik schmeckt?" und präsentiert die Kombination Musik und Wein im dazu passenden Ambiente.


Historisches Gewölbe

Das historische Gewölbe der Weinhandlung Oertel im ehemaligen Zeughaus beweist auf Anhieb seine Eignung als Kammermusiksaal für exquisite Werke.


Das Trio serviert eine klug zusammengestellte französisch-italienisch-deutsche Werkauswahl. Diese spezielle Holzbläserbesetzung eignet sich hervorragend für erlesene kleine Stücke wie sie sich beispielsweise in der Sammlung "Cinq piéces en trio" von Jaques Ibert finden oder für die zauberhafte, subtil klangmalerische Pastorale von Darius Milhaud.


Wunderbar gesanglich musizieren sie im Wechselspiel der Stimmen das Divertimento KV 229 von Wolfgang Amadeus Mozart, der besser als wohl jeder andere Komponist Holzbläserstimmen zum Klingen zu bringen wusste.


Triosonate von Bach

Zumindest überraschend, am Ende aber doch ganz folgerichtig gelingt die eigentlich für Orgel geschriebene Triosonate e-Moll von Johann Sebastian Bach. Denn die drei Holzbläserstimmen klingen wie lebendig gewordene Orgelregister. Sehr stimmig und jederzeit klar in den melodischen Linien ertönt Bachs Sonate.


Schlank und frisch

Wie aber bringt man Musik und Wein, Kunst und Gaumenfreuden zusammen? Seniorchef Rainer Oertel, als ehemaliger langjähriger Vorsitzender und Chorist des traditionsreichen Sängerkranzes Coburg ein kundiger Freund der Musik, begibt sich für diesen besonderen Abend auf die Spurensuche in der Vita der Komponisten, um Berührungspunkte zu finden.


Vor allem aber lässt er sich ein auf die Musik und ihren jeweiligen Charakter und lässt entsprechende Weine probieren. Bei Bach darf der Wein kraftvoll und körperreich schmecken, bei Mozart schlank und frisch in Gestalt eines Weißweins aus der Wachau den Vergleich mit der Musik wagen.


Das Finale ist dem Komponisten und Gourmet Gioacchino Rossini gewidmet. Seine Sinfonia zu "La Cenerentola" wird begleitet von einem üppigen, gehaltvollen, reifen Wein - einem Rotwein aus der Toscana. Das applausfreudige Publikum erklatscht sich zum Schluss noch zwei bereitwillig musizierten Zugaben.




So geht's weiter beim Festival "Klanggrenzen"


Dienstag, 27. Juni, 20 Uhr "Musik schmeckt" - Musik und Wein mit dem Ensemble Dreiraum und Musik von Mozart, Ibert, Sima und anderen.

Die Maske des Roten Todes - Musik und Grusel. Werke von Debussy, Beethoven und Caplet - Philharmonisches Streichquartett der Münchner Philharmoniker. Jugendzentrum Domino, 9. Juli, 20 Uhr

Schumanns Schatten Musik und Lesung. Werke von Nils W.Gade, Volker David Kirchner, Robert Schumann. Dazu liest Frederik Leberle aus Peter Härtlings Buch "Schumanns Schatten". Pfarrzentrum St. Augustin, 11. Juli, 20 Uhr

Entrückung. Musik und Malerei. Das Festival-Streichquartett mit Werken von Bach, Mozart und Schönberg. Dazu gibt es in Zusammenarbeit mit der Glaserei Späth eine Ausstellung mit Werken von Wieland Prechtl. VR-Bank Filiale am Coburger Theaterplatz, 12. Juli, Beginn: 19.30 Uhr
Sonnenbrand am Wolgastrand. Ein Crossover-Operettenabend mit Julia Da Rio und ihrem Operettentrio Mondieu Operettenassekuranz. Leise am Markt, 13. Juli, 20 Uhr

Infos: unter www.klanggrenzen.de und in den ausliegenden Programmbroschüren

Karten im Vorverkauf beim Coburger Tageblatt, Hindenburgstraße, in der Buchhandlung Riemann sowie per Internet. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt.