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Klänge wie aus 1001 Nacht im Glasmuseum Rosenau


Autor: Jochen Berger

Rödental, Freitag, 22. November 2013

So begegnen sich Abendland und Morgenland. Mit seinem Gastspiel verzaubert das Ensemble "Sounds of Orient" sein Publikum im Glasmuseum Rosenau.
Als Virtuose auf der orientalischen Kastenzither Kanun begeisterte Gilbert Yammine beim Gastspiel im Glasmuseum Rosenau. Gespielt wird das Kanun mit Plektren an den Zeigefingern.Foto: Jochen Berger


Eine schöne Vorstellung, eine Vorstellung wie aus einem Märchen: Orient und Okzident in einem harmonischen Dialog. Ein Traum nur angesichts der kriegerischen Konflikte dieser Welt?

Exotische Assoziationen

In der Musik immerhin lässt sich ein solcher Dialog manchmal tatsächlich und sehr spannungsvoll mit Leben erfüllen. Das beweist das Ensemble, das schon mit seinem Namen exotisch klingende Assoziationen weckt: "Sounds of Orient". Elektrobass und die Kanun genannte arabische Kastenzither begegnen sich in diesem Ensemble, Flöte, Klarinette und Saxofon musizieren gemeinsam mit der Flachtrommel namens Daf und der Bechertrommel Tonbak.

Vielschichtige Melange

Im Glasmuseum im Park von Schloss Rosenau trifft diese vielschichtige klingende Melange dann auch noch auf fragile Kunstschätze, die im künstlichen Licht der Scheinwerfer

zauberhaft funkeln. Weltmusik mit Jazz-Anklängen präsentiert das Quartett um den Erlanger Bassisten Rainer Glas gemeinsam mit dem libanesischen Kanun-Virtuosen Gilberg Yammine, der seine Kunst in diesem Jahr schon bei der Verleihung des Coburger Rückert-Preises im Juni auf der Veste präsentiert hatte.

Der Reiz des Exotischen

Jazzig angehauchte orientalische Musik im Glasmuseum - das klingt im ersten Moment nach einer kräftigen Prise Exotik. Was aber fasziniert das Publikum an diesem außergewöhnlichen Konzertabend? Ist es wirklich nur der Reiz des Exotischen? Oder vermittelt sich bei diesem Gastspiel, das vom Glasmuseum in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule präsentiert wurde, tatsächlich eine Vorstellung davon, was Musik des Orient auszeichnet?

Jazz-Klassiker als Zugabe

Unverkennbar jedenfalls gehorcht diese Musik einer anderen Grammatik als die abendländische Kunstmusik, deren Formensprache lange Zeit von Polyphonie und Sonatensatz geprägt wurde. Diese Klänge des Orients dagegen setzen auf Steigerungseffekte durch variierte Wiederholungen, auf Ostinato-Wirkungen, die bisweilen fast in Trance versetzen können.

Kunst oder Ritus, ästhetisches Phänomen oder Medium religiöser Ekstase? Die Musik von "Sounds of Orient" lässt sich auch in dieser Hinsicht nicht so einfach festlegen.

Faszinierendes Instrument

Frappierend der Klangreichtum dieses Ensembles. Das beginnt schon bei Rainer Glas, der seinem Elektro-Bass eine Fülle von Nuancen entlockt - von der kaum hörbaren Basslinie im Hintergrund bis zum wuchtigen rhythmischen Akzent. Facettenreich: Hubert Winter im fliegenden Wechsel an Flöte, Klarinette und Saxofonen.

Ein faszinierendes Instrument ist die Kanun genannte Kastenzither. Das Kanun kann bald wie eine Zither, bald wie eine Laute klingen und im nächsten Moment fast wie eine Harfe aufrauschen.

"Caravan" als Zugabe

Welcher Reichtum an Spielmöglichkeiten die Flachtrommel Daf und die Bechertrommel Tonbak bieten, führt der aus dem Iran stammende Trommelvirtuose Hadi Alizadeh mit brillanten Solonummern dem staunenden Publikum vor. Am Ende dieses außergewöhnlichen Abends gibt es dann noch einen unverwüstlichen Jazz-Klassiker in orientalisch angehauchtem Klanggewand: "Caravan".