Klänge aus Hollywood faszinieren in Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 18. Mai 2014
Das Publikum bejubelt Korngolds Violinkonzert beim Concertino im Landestheater. Als Dirigent und Moderator gastiert Johannes Klumpp erstmals in der Vestestadt. Souveräner Solist in Korngolds Violinkonzert ist Martin Emmerich, Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters.
Im Grunde ist diese Musik eine Autobiografie in Tönen. Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert, 1947 uraufgeführt, erzählt von einem Leben zwischen Wunderkind-Ruhm und Exil, zwischen Hollywood-Glamour und der Sehnsucht nach der Heimat Wien.
Zumindest erzählt diese Musik von Korngolds Leben, wenn man sie so anschaulich erklärt und vorstellt, wie Johannes Klumpp beim vormittäglichen Concertino im Landestheater.
Bei seinem Coburg-Debüt am Dirigentenpult des Philharmonischen Orchesters erweist sich Klumpp jedenfalls als wortgewandter Musik-Erklärer und charmant plaudernder Geschichten-Erzähler, der das 1947 uraufgeführte Violinkonzert als schwelgerisch wohlklingendes Werk des Rückblicks präsentiert und zugleich zum umsichtigen Begleiter für den Solisten Martin Emmerich wird.
Denn Emmerich, seit Januar 2012 Konzertmeister des Landestheaters, präsentiert sich mit diesem Werk erstmals als Solist auf der großen Bühne des Musentempels - mit gesanglichem Ton, flinker Virtuosität und intensivem Ausdruck.
"Musik, die aus einer anderen Welt kommt und von früher erzählt" - so beschreibt Klumpp den Kopfsatz des einst für den gefeierten Violinvirtuosen Jascha Heifetz geschriebenen Konzertes. Die Welt, aus der Korngolds Violinkonzert kommt, ist das Wien der Jahrhundertwende mit seinen Kaffeehäusern und seinen Stehgeigern.
Meister der Orchestration
Warum aus diesem nostalgischen Rückblick bei aller melodischen Schwelgerei dennoch kein Kitsch wird, macht Klumpp klar, indem er immer wieder auf raffinierte kompositorische Details hinweist - auf die Vielfalt an Klangfarben und rhythmischen Verflechtungen zwischen Solostimme und Orchester. "Korngold ist ein unglaublicher Meister der Orchestration", schwärmt Klumpp und stellt zugleich klar, dass sich Korngolds Violinkonzert bei aller Brillanz in der puren Raffinesse keineswegs erschöpft.
Wer heute den Namen Erich Wolfgang Korngold hört, denkt vermutlich zunächst an Hollywood und seine symphonische Filmmusik. Dass freilich Korngold derjenige war, der das heutige Verständnis von Filmmusik nachhaltig geprägt hat, macht Klumpp mit seinen Erläuterungen klar.
Besonders deutlich wird das im hochvirtuosen, klangfarblich funkelnden Finalsatz: "Da ist die ganze Musik von Hollywood vorweggenommen - von ,Star Wars' bis ,Indiana Jones'."
Der Komponist und seine Interpreten in Coburg
Konzert-Tipp Montag, 20 Uhr, Landestheater Coburg; Copland "Quiet City", Korngold, Violinkonzert - Dvorák, 5. Sinfonie; Martin Emmerich (Violine), Philharmonisches Orchester, Dir.: Johannes Klumpp
Johannes Klumpp ist seit der Saison 2013/2014 Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Folkwang-Kammerorchesters Essen. Daneben führt ihn seine Konzerttätigkeit zu zahlreichen bedeutenden Orchestern. Geboren 1980 in Stuttgart, wurde er an der Musikhochschule in Weimar in den Fächern Dirigieren und Viola ausgebildet. Seit 2010 ist er Mitglied der Künstlerliste "Maestros von morgen".
Erich Wolfgang Korngold, 1897 in Brünn als Sohn des jüdischen Musikkritikers Julius Korngold geboren, erregte als Elfjähriger in Wien aufsehen mit seinem Ballett "Der Schneemann". Vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten emigrierte Korngold in die USA, wo er als Filmmusik-Komponist Karriere machte und zwei Oscars errang. Nach dem Krieg versuchte Korngold, mit Werken der absoluten Musik Anerkennung zu finden - allerdings vergeblich. Korngold starb 1957 in Los Angeles.