Kinder als Tarnung genutzt: Drogenfahrt in Coburg vor Gericht
Autor: Katja Nauer
Coburg, Freitag, 19. Dezember 2014
Ein 37-Jähriger ist wegen bewaffneten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln angeklagt. Das Gericht in Coburg wartet aber noch auf Urteile aus Jena.
Die letzte Drogenfahrt des 37-jährigen Jenaers und seiner ehemaligen Lebensgefährtin wurde ihnen zum Verhängnis: Die Polizei nahm die beiden nach einer rasanten Verfolgungsjagd über 13 Kilometer Autobahnstrecke fest. Mit im Auto saßen die zwei vier und acht Jahre alten Töchter der Frau. Die Einkaufsfahrt zu einem Vietnamesenmarkt in Tschechien, auf dem das Paar Crystal-Speed besorgt hatte, war als harmloser Familienausflug getarnt.
Am zweiten Verhandlungstag sagten zwei Polizeibeamte vor der Ersten Großen Strafkammer aus. Eine Polizistin, die die Frau nach Coburg gebracht und diese anschließend vernommen hatte, erinnerte sich nach Einsichtnahme ins Vernehmungsprotokoll: Die 32-Jährige habe bestätigt, mit ihrem damaligen Lebensgefährten insgesamt dreimal ins Nachbarland gefahren zu sein, sagte sie. Die Einkäufe seien von der Frau als gelbliche, feuchte Kristalle beschrieben worden.
Auf Waldwegen zurück nach Deutschland gefahren
Alle zwei Wochen sei der Mann, entweder mit dem Auto der Lebensgefährtin oder einem Leihwagen, nach Tschechien zum "Dealer seines Vertrauens" gefahren, sagte die 32-Jährige gegenüber der Beamtin aus. Dabei habe er jeweils zwischen 500 und 1100 Euro an Bargeld mitgenommen. Auf dem Rückweg seien sie einen Waldweg entlang über die "Grüne Grenze" zurück nach Deutschland gefahren. Anfangs habe sie nicht gewusst, dass ihr Lebensgefährte keinen Führerschein hat, erzählte die Frau dem Staatsanwalt auf dessen Nachfrage. Später habe sie bewusst für ihn die Kurierfahrzeuge der gehobenen Klasse angemietet.
10 bis 44 Gramm Crystal vertickt
Die Drogen, jeweils zwischen 10 und 44 Gramm, wurden gewinnbringend an Abnehmer im Raum Kronach und Jena verkauft. Einen Teil des Crystal-Speeds zweigte das Paar für den Eigenkonsum ab. Der Angeklagte räumte ein, einem Abnehmer erzählt zu haben, dass er am nächsten Tag eine Kurierfahrt nach Tschechien geplant hat, um Nachschub zu besorgen. Dieser Nachschub allerdings landete auf der Straße: Im Laufe der polizeilichen Verfolgungsfahrt wusste sich das Paar wohl nicht mehr anders zu helfen und warf das Crystal durchs Autofenster. Doch vergebens: Die kristallinen Substanzen wurden von der Polizei von der Straße gekratzt und analysiert.
Ohne Führerschein, aber mit Klappmesser unterwegs
Zusätzlich fand der zuständige Beamte bei der Untersuchung des Autos auch ein Klappmesser. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37-Jährigen deshalb bewaffnete unerlaubte Einfuhr und bewaffnetes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht unerheblicher Menge vor. Zudem soll der Angeklagte wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis bestraft werden.
In Jena wurde ebenfalls im Fall des Angeklagten verhandelt. Diese Gerichtsurteile lagen allerdings weder dem Leitenden Richter am Landgericht, Gerhard Amend, noch der Staatsanwaltschaft und auch nicht den Anwälten der Angeklagten vor.
Aus verfahrenstechnischen Gründen wurde die Verhandlung deshalb auf Montag, 29. Dezember, verschoben.