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Keiner soll im Landkreis Coburg schlechter fahren


Autor: Simone Bastian

LKR Coburg, Donnerstag, 09. Juli 2015

Der Landkreis Coburg wird im September ein neues Busliniensystem ausschreiben. Der zugehörige Nahverkehrsplan soll noch im Juli verabschiedet werden - und Landrat Michael Busch (SPD) bekennt: Ziel ist, möglichst wenig Geld auszugeben.
Ein Bus der OVF in der Waschanlage in Coburg. Die OVF betreibt die Buslinien im Landkreis in Eigenregie, lässt aber die Konzessionen dafür nächstes Jahr auslaufen. Deshalb will der Landkreis im Herbst neue Linien ausschreiben. Den zugrundeliegenden Nahverkehrsplan kritisiert aber der VCD. Foto: Simone Bastian/CT-Archiv


Die Kritik von Gerd Weibelzahl (Verkehrsclub Deutschland) am Entwurf des Nahverkehrsplans hat Wirkung gezeigt - aber nicht in der Form, die Weibelzahl vermutlich wollte. Am Montag hatte er sich mit einem offenen Brief an Landrat Michael Busch (SPD) gewandt mit dem Appell, die Verabschiedung des Nahverkehrsplans durch den Kreistag zu vertagen. Stattdessen solle der Planentwurf überarbeitet werden.

Busch denkt aber nicht daran, den Punkt abzusetzen. Stattdessen bat er am Donnerstag zum Pressegespräch, um darzulegen, warum der Entwurf des Nahverkehrsplans so ist, wie er ist. Große rechtliche Bedeutung hat der Plan übrigens nicht, sagte Marita Nehring, Beauftragte für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für Stadt und Landkreis Coburg. Hauptsächlich diene er dazu, zu prüfen, ob neue (Bus-)Linien, die von Unternehmen eingerichtet werden, auch mit den Zielen des Landkreises im Einklang stehen.

Allerdings steht der Nahverkehrsplan vor dem Hintergrund eines großen Umbruchs in der Landkreis-Verkehrspolitik, wie sowohl Mathias Schmechtig als auch Landrat Busch deutlich machten. Schmechtig, der ein Beratungsbüro in Kassel betreibt, hat seit eineinhalb Jahren den Nahverkehrsplan für Stadt und Landkreis erarbeitet.
Der Plan soll fünf Jahre gelten und enthält für die Stadt kaum Änderungen. Dort fahren in bewährter Weise die SÜC-Busse, und das System werde für eine Stadt der Coburger Größenordnung sehr gut angenommen, sagte Schmechtig. Das Defizit des Busbetriebs decken die SÜC aus den Überschüssen beim Energie- und Wasserverkauf.

Anders sieht es im Landkreis aus: Dort betreibt die Bahntochter Omnibusverkehr Franken (OVF) die Buslinien noch eigenwirtschaftlich, das heißt, auf eigenes Risiko. Einen Teil der Kosten kann sie durch die Zuschüsse des Freistaats für Schulbusse decken. Aber nun hat die OVF dem Landkreis mitgeteilt, dass sie ihre Linienkonzessionen nicht mehr verlängern will. Ab September 2016 fährt also kein Bus mehr rund um Coburg, wenn der Landkreis nicht ein neues System aufbaut.

Dieses System ist im Nahverkehrsplan beschrieben und dient als Grundlage für die Ausschreibung im September diesen Jahres. Der Landkreis plant, zwei Linienbündel europaweit auszuschreiben. Es sei damit zu rechnen, dass örtliche Busunternehmen als Subunternehmen zum Zuge kommen werden, sagten Schmechtig und Nehring. Weibelzahl hatte nämlich kritisiert, dass angesichts des geforderten Leistungsumfangs kein heimisches Unternehmen in der Lage sei, sich an der Ausschreibung zu beteiligen.

Fahrten nach Bedarf

"Es geht vor allem darum, den Nahverkehr mit minimalen Mitteln zu bedienen", sagte Schmechtig. Genau das hatte Weibelzahl bemängelt, doch es ist die Vorgabe des Kreistags, bestätigte Landrat Busch. Der Landkreis wird den ÖPNV bezuschussen müssen, will aber so wenig Geld wie möglich dafür ausgeben. Gleichzeitig soll das System so aufgebaut werden, dass niemand schlechter fährt als bisher.

Die Lösung, die im Nahverkehrsplan (und in der Ausschreibung) stehen wird, heißt "Bedarfsverkehr". Ein solches Modell gibt es bereits im Raum Rodach und werde gut angenommen, berichtete Nehring. Künftig sollen nur noch auf drei Hauptachsen (Coburg-Seßlach, Coburg-Itzgrund, Ebersdorf-Sonnefeld-Weidhausen) Linienbusse fahren. Der Rest des Landkreises sei durch die Bahnlinien nach Neustadt/Sonneberg, Bad Rodach und Ebersdorf erschlossen. Als Zubringer zu den Bus- und Bahnlinien dienen Fahrzeuge, die zu bestimmten Zeiten nur bei Bedarf fahren.

Weibelzahl hatte dagegen einen flächendeckenden Taktverkehr vorgeschlagen und angeregt, die Linien bis in die Nachbarlandkreise zu führen. Doch außerhalb seiner Grenzen will der Landkreis Coburg keinen Busverkehr finanzieren. Außerdem sei der Nahverkehrsplan nur das Fundament, betonte Mathias Schmechtig. Sollte sich auf manchen Strecken erhöhte Nachfrage zeigen, könne man das Angebot auch ausweiten. Ein Mix aus Linien- und Bedarfsverkehr habe sich andernorts bewährt, und "wir können dem Landkreis nicht empfehlen, Abenteuer auszuprobieren".