Kein Weihnachtsfrieden im "Fall Spachmann"
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Freitag, 20. Dezember 2013
Noch immer ist unklar, ob die Nachkorrektur der Abi-Noten Folgen für den Direktor des Gymnasiums Casimirianum hat.
Obwohl das Ermittlungsverfahren im Fall "Spachmann" abgeschlossen ist, kann der Leitende Oberstaatsanwalt Anton Lohneis das Ergebnis noch nicht mitteilen. "Wir sind nicht mehr zuständig", sagte er am Freitag auf Tageblatt-Anfrage. Die Sache liege nun an oberster Stelle bei Gericht. Am Montag hoffe er, mehr sagen zu können.
Wie Lohneis auf Nachfrage erläuterte, seien die Ermittlungen wegen Falschbeurkundung im Amt schwierig gewesen. Bindend, auch für die Justiz, sei in diesem Fall die Schulordnung. Das Verfahren gegen den Pressesprecher des Kultusministeriums wurde wegen erwiesener Unschuld eingestellt. Nun gebe es aber noch fünf weitere Möglichkeiten, die den Fall "Spachmann" betreffen. Der Direktor des Gymnasiums Casimirianum hatte die Abiturnoten im Fach Deutsch über den Kopf der Zweitkorrektoren generell um einen Punkt angehoben und die Lehrerkonferenz darüber nicht rechtzeitig informiert.
Wie Lohneis erklärte, gebe es neben der erwiesenen Unschuld noch Verfahrenseinstellungen mangels Tatverdacht, wegen geringer Schuld und gegen Geldauflage. Auch eine Anklage könnte am Ende des Ermittlungsverfahrens stehen. Die wiederum könnte mit einem Strafbefehl oder einer Anklageschrift verbunden sein.
Mit welchen disziplinarischen Folgen Spachmann durch das Kultusministerium zu rechnen habe, hänge ebenfalls von den Ermittlungsergebnissen ab, sagte Ludwig Unger. "Wir warten ab, was rauskommt", betonte der Pressesprecher und erläutert: "Solange eine übergeordnete Behörde ermittelt hat, haben wir unsere Untersuchungen eingestellt." Sind die abgeschlossen, wird das Kultusministerium den Fall dienstrechtlich würdigen. Tatsache sei, so Unger, dass Spachmann sich nicht an die Vorgänge gehalten habe, die in der Schulordnung festgeschrieben sind.
Unger selbst, der ebenfalls der Falschbeurkundung im Amt beschuldigt wurde und jetzt "frei" gesprochen wurde, hat am Donnerstag Anzeige wegen übler Nachrede und Verleumdung gegen Unbekannt gestellt. Die anonyme Anzeige im Sommer gegen Spachmann, Unger und den Ministerialbeauftragten der Regierung von Oberfranken, Edmund Neubauer, enthielt so viele Insider-Informationen, dass der Oberstaatsanwalt den Fall untersucht hat. "Da kannte sich jemand richtig gut aus", hieß es damals. Nach Tageblatt-Informationen soll die Anzeige Ungers gestern im Lehrerkollegium des Casimirianums für "ziemlich viel Aufregung" gesorgt haben. Von Weihnachtsfrieden also noch keine Spur.