Kein Platz für Häuslebauer in Weidhausen
Autor: Berthold Köhler
Weidhausen bei Coburg, Dienstag, 03. November 2015
Weidhausen will Flächen für Familien anbieten. Das ist aber nicht so einfach. Mal wollen die Eigentümer keine Grundstücke für Baugebiete hergeben, mal machen hohe Kosten für den Straßenanschluss einen Strich durch die Rechnung.
In der Einschätzung, dass die Gemeinde - will sie nicht weiter junge Familien verlieren - dringend Bauplätze für Einfamilienhäuser braucht, ist sich der Gemeinderat einig. Doch da gibt es ein Problem: Es wird nicht ganz einfach für Weidhausen, "einfach so" mal ein Baugebiet aus dem Ärmel zu schütteln. Das wurde am Montagabend bei der Gemeinderatssitzung im Feuerwehrgerätehaus deutlich.
Am Ende war die Verzweiflung bei Walter Lorper (Freie Bürger) sogar so groß, dass er um Hilfe rief: "Wir brauchen externe Unterstützung!" Doch gemach, bremste Gemeindegeschäftsleiter Walter Bott die aufkommende Hysterie mit klaren Worten ein. Dass die Aufstellung eines Bebauungsplanes keine einfache Sache sei und man dabei allerhand Probleme zu lösen haben - das sei so neu bei einem solchen Verfahren nicht.
Einfach wird es freilich nicht. Das Baugebiet "Süd-Ost IV" kippte der Gemeinderat relativ schnell wieder in die Ablage, nachdem deutlich wurde, dass einige Grundstückseigentümer dort partout nicht verkaufsbereit sind. Deshalb ließe sich eine sinnvolle Straßenanbindung nur schwer bis gar nicht verwirklichen.
Wohin mit dem Abwasser?
Eine unerfreuliche Überraschung waren auch die Pläne von Architekt Horst-Dieter Göhring für den Bebauungsplan "Schule I". Hauptproblem dort: Das fallende Gelände, was den Bau einer Abwasser-Hebeanlage unumgänglich macht - zumindest, wenn dort wie einst vorgesehen elf Häuser entstehen sollen. 775 000 Euro würde da die Gesamt-Erschließung kosten.
Weil das eindeutig zu viel ist, wurde das Gebiet auf fünf Bauplätze reduziert, deren Abwässer dann auch ohne Pumpwerk über einen Kanalanschluss Richtung Schule entsorgt werden könnten. Billig wird aber auch das nicht: knapp unter 300 000 Euro.
Das wird teuer
"Da zahlen wir aber kräftig drauf", sagte Thomas Carl (Freie Bürger) und löste damit ein "Klartext"-Statement des Bürgermeisters aus. "Illusorisch", sagte Markus Mönch, sei der Gedanke, dass ein Baugebiet der Gemeinde Geld in die Kasse spülen werde. Man werde angesichts der hohen Kosten im Straßenbau um eine kommunale "Eigenbeteiligung" an der Erschließung von Baugebieten nicht herumkommen. Auch die künftigen Bauherren müssten sich darauf einstellen, dass die Gemeinde nicht mehr mit einem Quadratmeterpreis von 55 Euro "an den Start gehen" (Mönch) werde. "Wir müssen uns bewusst sein, dass wir viel Geld in die Hand nehmen werden", stellte der Bürgermeister klar.
Letztlich blieben für den Gemeinderat zu viele Fragen offen, um das Baugebiet "Schule I" schon jetzt offensiv auf den Weg zu bringen. Auf Vorschlag des Bürgermeisters wird die Verwaltung bis zur nächsten Sitzung (Montag, 7. Dezember) einen Liste mit den wichtigsten Kennzahlen erstellen: Gesamtkosten, Erschließungskosten für die Anlieger, Grundstückspreis. Dann wird eine Entscheidung fallen. Einen Vorteil hätte "Schule I" zumindest: Die infrage kommenden Grundstücke sind bereits im Eigentum der Gemeinde.
Eine "dicke Nummer" brachte schriftlich SPD-Fraktionssprecher Bernd Faber schriftlich (er war bei der Sitzung nicht anwesend) in die Diskussion ein: die Planung eines Baugebietes über das Ende der Hallstraße hinaus über die "Raimundsruh" zur Mühlgasse. "Sehr, sehr schwierig" empfand der Bürgermeister diesen Vorschlag, alleine schon von der Dimension her. Gerade einmal maximal 6000 der über 38 000 in Frage kommenden Quadratmeter Fläche seien dort ein Gemeindeeigentum. Dazu komme eine Straßenerschließung, die wohl kaum unter einer Million Euro zu bekommen sei. Auf Antrag von Michael Werner (SPD) wurde die Diskussion über dieses Baugebiet ebenfalls bis zu Dezember-Sitzung des Gemeinderates zurückgestellt.
Aus dem Gemeinderat Weidhausen
Half-Pipe Die Anlage wurde, weil sich niemand an die Sperrung gehalten hat, abgebaut und liegt jetzt im Gemeindebauhof. Ob - und wo - sie jemals wieder aufgestellt wird, steht noch in den Sternen.
Breitband Sollte eine derzeit laufende Untersuchung ergeben, dass es in Weidhausen und Neuensorg wirklich noch relevante Versorgungslücken beim schnellen Internet gibt, kann die Gemeinde auf ein weiteres staatliches Förderprogramm bauen und die Versorgung der Bürger bei 90 Prozent Zuschuss im kommenden Jahr komplettieren.