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Kaum Politik im Konfettiregen von Coburg


Autor: Ulrike Nauer

Coburg, Sonntag, 02. März 2014

Beim Coburger Gaudiwurm am Sonntag spielte der Wahlkampf nur eine kleine Rolle. Mit 61 Gruppen und Wagen war der Umzug heuer aber deutlich länger als in den vergangenen Jahren.
Foto: Ronald Rinklef


Man hätte erwarten können, dass die Coburger Parteien die Gelegenheit so kurz vor der Kommunalwahl nutzen, um beim 31. Gaudiwurm am Sonntagnachmittag noch einmal ordentlich die Werbetrommel für ihre Kandidaten zu rühren. Mit 61 Gruppen und Wagen war der Umzug heuer immerhin gut ein Viertel länger als im vergangenen Jahr. Doch der Faschingstrubel in der Innenstadt gestaltete sich - rein politisch gesehen - überraschend zurückhaltend.

Lediglich die beiden "Großen" SPD und CSU sowie der Neuzugang bei den Kommunalwahlen, die Jungen Coburger, machten auf sich aufmerksam. Wobei die Kleinsten, die JC, unbestritten den Aufsehen erregendsten Auftritt hatten. Mit einem gigantischen orangefarbenen Elchgeweih am Auto warnte das "Jungwild" die "Platzhirsche" vor "Wildwechsel".

Die SPD - Magenta von den Füßen bis zur Häkelmütze - wies dagegen fast bescheiden mit ihrem Schild in Richtung Rathaus: "7 wollen OB sein, doch für Coburg muss wieder ein Norbert rein" forderten sie. Ohne seine erkrankte OB-Kandidatin Birgit Weber war das "Putz-Team der CSU" unterwegs. Im Blaumann, bewaffnet mit Wischmopp und Putzlappen, lautete das Motto: "Wir räumen auf!"


Der Gaudiwurm war nicht nur einiges länger als in den vergangenen Jahren, er ließ diesmal auch ein wenig länger auf sich warten. Angeführt von der Coburger Sambagruppe Aipalé - der Karneval von Rio lässt grüßen - schlängelte sich der bunte Umzug mit kleiner Verspätung durch die Ketschengasse hinauf zum Marktplatz. Dort wurde er schon von eifrigen Bonbon-Fängern erwartet, die die größten Tüten und Taschen mitgebracht hatten, die sie in Mamas Haushalt finden konnten.

Statt Bonbons und Popcorn hatte der Faschingsverein Seßlach allerdings ein etwas anderes "Zuckerl" mitgebracht. Für ihren Faschingsumzug am morgigen Dienstag warben die Seßlacher mit Kondomen und doppeldeutigen Sprüchen.

Der Weidacher Karnevalsverein begnügte sich nicht damit, Bonbons in die Menge zu werfen. In Anlehnung an die Werbung für ein bekanntes Karamellbonbon hatten sich die Narren unter dem Motto "Weidach'S Original" selbst ganz opulent in Goldfolie gewickelt.

Dass auch Männer tanzen können, bewiesen die Effect's, besser gesagt, deren "Männerballett". Die "Defect's" ließen sich selbst durch hämische Kommentare ("großer Sport!") nicht vom Tanzen abbringen und schlugen zum Vergnügen des Publikums sogar einige Räder auf dem Kopfsteinpflaster.