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Karl Zeitler: Der Landkreis Coburg trauert um einen Mann mit Herz


Autor: Berthold Köhler

Untersiemau, Mittwoch, 28. August 2013

Karl Zeitler, Coburgs Altlandrat, starb in der Nacht auf Mittwoch völlig überraschend im Alter von 69 Jahren. Er war zwölf Jahre Bürgermeister in Untersiemau und stand anschließend 18 Jahre lang an der Spitze des Landkreises.
Gut gelaunt, mit geselligen Weggefährten (wie hier Inge Geiß und Arno Stammberger) an der Seite und die Gitarre in der Hand - wenn Karl Zeitler mit der Kutsche im Coburger Land unterwegs war, war er ein glücklicher Mensch. In der Nacht auf Mittwoch ist der Coburger Alt-Landrat unerwartet im Alter von 69 Jahren gestorben.


Diese Nachricht kam für alle Menschen im Coburger Land völlig überraschend: Karl Zeitler, von 1990 bis 2008 Coburger Landrat, ist in der Nacht auf Mittwoch gestorben. Er wurde nur 69 Jahre alt und starb ein gutes Vierteljahr vor seinem 70. Geburtstag.

Hans-Joachim Lieb, viele Jahre als CSU-Kreisrat Stellvertreter von Karl Zeitler, fasste die außergewöhnliche Position Zeitlers in der Region einst treffend in einem Satz zusammen: "Er war der beliebteste Landrat seit Ende des Zweiten Weltkrieges."

Ein Leben für die Arbeit

Karl Zeitler war als Landrat noch ein Kommunalpolitiker der "alten Schule". Er, der seine politische Laufbahn im Weidacher Gemeinderat begann, war volksnah, für viele Menschen einfach nur "der Karl". Immer, wenn Zeitler im Landkreis unterwegs war, nahm er sich Zeit für Gespräche mit den Menschen. Viele "seiner" Bürger kannte er auf Anhieb persönlich. Aber: Sein Engagement kostete auch Zeit. "70 bis 80 Stunden Arbeitszeit", gestand Zeitler anlässlich seines 60. Geburtstags, waren für ihn pro Woche normal. Dass er alle ihm zustehenden 30 jährlichen Urlaubstage einmal hätte nehmen können, war für ihn utopisch.

Und dennoch war der gebürtige Bischofsgrüner ein Familienmensch. Die beiden Enkel, Julian und Emilie (Kinder der einzigen Tochter Stefanie) bereiteten Karl Zeitler große Freude. Und mit seiner Ehefrau Monika, die er 1965 kennen lernte, hatte er einen Ruhepol im Leben. Sie war die Frau an seiner Seite, die ihn bedingungslos unterstützte. Mit ihr gemeinsam hatte er ein großes Hobby: Die Freude an der Musik und am Gesang, die die Zeitlers seit vielen Jahrzehnten im Weißenbrunner Gesangverein "Waldeslust" pflegten. Monika Zeitlers Tod im Sommer 2012 war für ihren Mann der Anlass, sich nahezu komplett aus dem öffentlichen Leben zurück zu ziehen. Vorher hatte er sich schon aus dem Kreistag verabschiedet, um seiner Frau im Kampf gegen ihre schwere Erkrankung beizustehen. Dass er mit seiner Monika die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Amt nicht mehr wie erhofft in vollen Zügen genießen konnte, traf den Alt-Landrat schwer.

Herausforderung Grenzöffnung

18 Jahre lang stand Zeitler, der seit den 60er Jahren SPD-Mitglied war, an der Spitze der Landkreisverwaltung. Es waren die Jahre, in denen der Landkreis einen Wandel durchmachte wie nie zuvor. Die Zeit nach der Grenzöffnung erforderte eine komplette Neuausrichtung der Infrastruktur des Landkreises: Viele Neu-Bürger aus Thüringen suchten eine Wohnung, alte Straßenverbindungen mussten wiederbelebt werden, die großen Bauprojekte ICE und Autobahn sollten schnell das Coburger Land prägen. Dabei positionierte sich Zeitler als Landrat immer als Gegner der ICE-Neubaustrecke - doch all der Widerstand und die Verweise auf mögliche Alternativen entlang der bestehenden Bahnstrecken halfen nichts. Die Bahn setzte das Projekt durch. Die Niederlage, die Karl Zeitler allerdings am meisten schmerzte, war das Aus für die Sing- und Musikschule des Landkreises im Jahr 2003. Dieses trug der den Landkreis-Bürgermeistern, die er für das Scheitern der Finanzierung über den Landkreis Coburg verantwortlich machte, lange nach.

Gegangen, als es schön war

2008 beschloss Karl Zeitler dann, obwohl er noch eine Amtsperiode hätte dranhängen können, sich aus dem Amt des Landrates zurückzuziehen. Es war ein gewaltiger Einschnitt in das Leben eines Mannes, der von 1978 an hauptberuflich - erst als Untersiemauer Bürgermeister, dann als Landrat - für und in der Kommunalpolitik lebte. "Nicht leicht", das gab Zeitler im Vorfeld seines 65. Geburtstages zu, sei ihm der Schritt in den Ruhestand gefallen. Dennoch bedauerte die Entscheidung keine Sekunde: "Ich konnte gehen und sagen: Es war schön." Eine Aussage, die leider auf seinen Ruhestand nicht mehr zutraf.

Trauerfeier am Freitag

Die Trauerfeier für Karl Zeitler findet am Freitag, 30. August, um 13 Uhr in der Sankt-Salvator-Kirche in Untersiemau statt. Die Traueranzeige von Karl Zeitler finden Sie auf unserem Trauerportal.