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Kabarett in Coburg: Die Future kann uns retten


Autor: Dr. Carolin Herrmann

Coburg, Freitag, 25. Januar 2019

Der "Wissenschafts-Kabarettist" Vince Ebert beamt zwischen Astrophysik und Ehe-Alltag. Jetzt materialisierte er sich auch im Coburger Kongresshaus.
Die Dimension der Wissenschaft   in Kabarett und Alltagsleben: Vince Ebert. Carolin Herrmann


Gesegnet sind wir - mit Kabarettisten, wie nie zuvor. Mit Comedians, Kritisören, Spaßmachern aller Art. Zu lachen ist ja aber auch das Beste, was man gegenwärtig, in dieser Finsternis, tun kann. Die Leute aus Coburg und der Region können, wenn es drauf ankommt, dank diverser umtriebiger Veranstalter jetzt sogar zwei- oder dreimal pro Woche zum Kabarettisten gehen.

Jetzt war mal ein ganz anderer, ein wissenschaftlicher Informatiker zu Gast im Kongresshaus, Vince Ebert aus dem Odenwald, aber das spielte nur ein Rolle, wenn er sich über seine Herkunft lustig machen wollte. Was er wahrscheinlich gerne tut, weil er immer noch so froh ist, entkommen zu sein in den Astroraum und die Physik. Obwohl, das mit der Wahrscheinlichkeit, das ist problematisch, wie uns der Physikus anhand eines partnerschaftlichen Vermittlungsexperimentes mit dem Publikum vorführte.

Entkommen ist er übrigens mit 17 im Strip-Lokal in Aschaffenburg, als er angesichts der um die Stange drehenden Nackten fragte, ob die sich auf der anderen Seite der Welt andersherum dreht. Da war ihm klar, was mit ihm los ist.

Auch heute noch denkt er beim Anblick einer Frau im String-Tanga eher an die Fäden der die Quantenphysik und die Raumzeit sprengenden String-Theorien. Wie gut, dass die Computerfrau aus dem Bildschirm neben ihm, nicht Siri, sondern Val, ihn zwischendurch mal über die Tatsache ins Bewusstsein setzte, dass über seinen letzten Witz nur 13,8 Prozent der Zuschauer lachen konnten.

Jedenfalls, Vince Ebert klärte uns auf über die Geschichte und die Zukunft der Zukunft, eher aus physikalischer Sicht, aber bei weitem nicht nur. Wissenschaftliche Erkenntnisse, zum Lachen alte und neuere, will er vermitteln, hinterfragen und auf ihre Alltagspraktikabilität hin überprüfen. Da ist dann der Ansatz für die Witze. Auch wenn Vince Ebert dabei manchmal zu tief greift, gehört er doch zu den intelligenteren Kabarettisten.

Der Herr Lehrer

In Coburg hatte er zwar darstellerisch nicht seinen besten Tag, weshalb es in der ersten Hälfte zwar interessant und lustig war, aber nicht richtig funkte zwischen ihm und dem Publikum. Nach der Pause, da setzte er bewusster auf die lehrerhafte Belehrung - ha, das ist doch nichts Schlechtes, gut gemacht ist das sogar sehr gut. Wobei im Kontrast das Witzige noch witziger wirkte.

So viel Idiotie

Bei der Betrachtung der Geschichte der Zukunft, also der Vorstellungen, die sich die Menschen von der Zukunft machten, kam heraus, dass sehr viel sehr große Idiotie war, dass aber das, was tatsächlich kam, meist vorher unvorstellbar gewesen war und tatsächlich einen gigantischen Fortschritt für die Menschheit gebracht hat.

Weshalb Vince Ebert die Botschaft verbreitet: Zukunft ist the Future. Während unsere deutsche Zukunft ständig von Angst überschattet ist, kann die sciencefiction-mäßige Future alles bringen, sogar die Rettung der Erde. Denn der Erfindungsgeist dieser erstaunlichen, im Universum vollkommen merkwürdigen Menschheit sei unerschöpflich. Kooperation sei aber das oberste Gebot.

Ob fanatisches Reduzieren, verzichten, kasteien der richtige Weg ist, stellt Ebert als Physiker infrage. Eher berge die Vielfalt, die große Zahl, Neues. Nur: Alles detailliert planen, wie das vor allem die deutschen Planungsfanatiker gerne täten, funktioniert nicht. Denn nichts schlägt planmäßiger zu als der Zufall in einem komplexen System. Und so eines sind wir wahrlich.

Das alles behauptet dieser Sternengucker Vince Ebert. Wenn das keine Botschaft ist! Die brauchen wir doch zur Zeit.

Vince Ebert, 1968 als Holger Ebert in Miltenberg geboren, schloss 1994 sein Studium mit Schwerpunkt experimentelle Festkörperphysik und Astronomie als Nebenfach in Würzburg ab, arbeitete zunächst für eine Unternehmensberatung und für eine Werbeagentur, bevor er 2001 sein erstes Soloprogramm präsentierte. "Zukunft ist the Future" ist sein inzwischen siebtes Soloprogramm. Seit 2018 tourt Vince Ebert auch mit einem englisch-sprachigen Programm: "Sexy Science". Er ist auch Vortragsredner, Moderator und Autor. red