Junger Pianist rettet Konzertabend in Coburg
Autor: Gerhard Deutschmann
Coburg, Dienstag, 27. Januar 2015
Alexander Schimpf springt bei den Coburger "Musikfreunden" kurzfristig für das wegen Krankheit abgesagte Konzert der Philharmonischen Solisten ein und erntet begeisterten Beifall als ebenso virtuoser wie poetischer Künstler.
Das mag ein schöner Schock für den Vorstand der Coburger "Musikfreunde" gewesen sein: Am Abend vor dem Konzert musste das vorgesehene Ensemble wegen Erkrankung eines Mitglieds den geplanten Mozart-Abend absagen.
Zum Glück gelang es wenige Stunden später Musikvorstand Joachim Rückert dank seiner Verbindung zu vielen Künstlern, einen gleichwertigen "Ersatz" zu finden, der sich sogleich bereit erklärte, den Abend zu retten.
Es war der bereits vielfach ausgezeichnete Nachwuchspianist Alexander Schimpf (unter anderem Schüler von Bernd Glemser), welcher nun mit einem ausgewogenen Programm im großen Saal von St. Augustin zum ersten Mal in Coburg konzertierte und sich dank seines Könnens in die Herzen der Zuhörer spielte.
Bach zum Auftakt
Er begann mit der Toccata e-Moll BWV 914 von Johann Sebastian Bach, einem mehrteiligen Frühwerk des
Tastenlöwe und Klavierpoet
Als Klavierpoet und Anschlagskünstler erwies sich der Pianist in den folgenden vier letzten Klavierstücken op. 119 von Johannes Brahms. Verträumt, tiefsinnig erklang das erste Intermezzo, unruhig, schmerzlich das zweite und in heiterer Stimmung das dritte. Der "Tastenlöwe" kam in der abschließenden Rhapsodie erstmals zur Geltung, deren heroische Teile Schimpf kraftvoll, die lyrischen poetisch gestaltete.
Gipfelwerk zum Abschluss
Ein ausgesprochen virtuoses Werk stand zum Abschluss des ersten Teils auf dem Programm: "L' isle joyeuse" von Claude Debussy, ein fesselndes, orgiastisches Klangbild mit typischen Exotismen in der Harmonik. Alexander Schimpf zeigte hier nicht nur fingerfertige Tastenakrobatik, sondern auch subtile Gestaltung und stilistisches Einfühlungsvermögen.
Ein Gipfelwerk der Klavierliteratur bildete nach der Pause den Abschluss des Konzerts: Franz Schuberts letzte Klaviersonate B-Dur D 960, die von Resignation und Abschied, aber in den beiden letzten Sätzen auch von einer gewissen frohen Abgeklärtheit geprägt sind. Alexander Schimpf machte in seiner tiefschürfenden Interpretation, in der keine Note als "unwichtig" behandelt wurde, dieses Werk, das sicher viele schon mehrmals gehört haben, zu einem nachhaltigen Erlebnis.
Nach begeistertem Beifall kehrte er in der Zugabe zum Ausgangspunkt Bach zurück und zelebrierte geradezu die von Egon Petri angefertigte Transkription der Bach-Arie "Schafe können sicher weiden".
So geht es weiter
Montag, 2. März, 20 Uhr Kongresshaus Rosengarten - Sinfoniekonzert in Zusammenarbeit mit dem Landestheater Coburg: Philharmonisches Orchester, Tomoko Takahashi (Klavier), Leitung: Roland Kluttig
Programm Werke von Robert Schumann - "Kinderszenen" (Orchesterbearbeitung von Marcus Maria Reißenberger); Klavierkonzert a-Moll; 2. Sinfonie C-Dur
Nachholtermin Das am Montag abgesagte Konzert mit den Philharmonischen Solisten des Landestheaters wird am Sonntag, 14. Juni (17 Uhr) im "Haus Contakt" (Unterer Realschulstraße nachgeholt