Junge Wähler in Coburg ganz stark dabei
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Montag, 22. Oktober 2018
Vor allem die 14- bis 16-Jährigen und die über 60-Jährigen gaben ihre Stimmen bei den Kirchenvorstandswahlen im evangelischen Dekanat Coburg ab.
Zwar ist die Kirchenvorstandswahl im evangelischen Dekanat Coburg an diesem Montagnachmittag noch nicht komplett ausgezählt, aber für die beiden Dekane, Andreas Kleefeld und Stefan Kirchberger, sind bereits einige interessante Trends erkennbar: Zum Beispiel hat sich das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Kirchenvorständen umgekehrt, die unter 16-Jährigen waren die zweitstärkste Wählergruppe und die Briefwahl bescherte dem Dekanat eine deutlich höhere Wahlbeteiligung als bei den letzten Wahlen 2012.
Für die Kirchenvorstandswahlen 2018 hatte die bayerische Landeskirche erstmals verbindlich Briefwahlen eingeführt, das heißt, jedes Gemeindeglied hatte vorab die entsprechenden Unterlagen bekommen. "Die Nachfrage nach der Briefwahl war enorm", resümiert Andreas Kleefeld. "Nur noch rund 15 Prozent der Wähler sind persönlich erschienen."
"Gewaltige Schwankungen"
;58342 Wahlberechtigte leben in den 51 Kirchengemeinden des Dekanats Coburg, 43 davon sind am Montagnachmittag bereits ausgezählt. Bis zu diesem Zeitpunkt haben 16832 Gemeindeglieder ihre Stimme abgegeben - das entspreche einer Wahlbeteiligung von 33,7 Prozent, rechnet Kleefeld vor. Allerdings fehlten zu diesem Zeitpunkt noch die Ergebnisse von acht Gemeinden.
"Sehr erfreulich" findet Kleefeld das offenkundige Interesse der Wahlberechtigten an ihrer Kirche. Allerdings seien die Schwankungen von Gemeinde zu Gemeinde gewaltig. Im kleinen Beuerfeld mit 110 Gemeindegliedern zum Beispiel habe die Wahlbeteiligung bei 68,2 Prozent gelegen, in Heilig-Kreuz (3783 Wahlberechtigte) dagegen nur bei 14,7 Prozent, erläutert Kleefeld. Damit sei Heilig-Kreuz zwar das Schlusslicht, "für so eine große Kirchengemeinde ist das dennoch respektabel". 2012 hatte die Wahlbeteiligung hier noch bei 15,2 Prozent gelegen.
Zum einen lässt sich daraus schließen, dass die Bindung an die Kirche in kleinen Gemeinden höher ist als in großen. Zum anderen liege das aber auch daran, ob sich eine Kirchengemeinde in der Stadt oder im Landkreis befinde, sagt Dekan Stefan Kirchberger. Ein paar Beispiele: In St. Moriz lag die Wahlbeteiligung diesmal bei 21,9 Prozent (2012: 14,9 Prozent); Ebersdorf: 44,4 (25,7); Neustadt bei Coburg: 22,8 (14,6); Sonnefeld: 43,8 (33,5). Aber es gebe auch Ausreißer: Die Katharina-von-Bora-Gemeinde im Hörnleinsgrund hatte diesmal eine Wahlbeteiligung von über 25 Prozent - "für eine Stadt-Gemeinde ist das hoch", erklärt Kirchberger.
Insgesamt sei die Wahlbeteiligung etwa ein Drittel höher als vor sechs Jahren, schätzen Kirchberger und Kleefeld. Zu einem guten Teil dürfte das an der Briefwahl liegen. 2006 gab es die nur auf Antrag einzelner Wähler, 2012 war es den Kirchengemeinden freigestellt, ob sie Briefwahl anbieten wollten, diesmal war sie verbindlich für alle. "Kirchengemeinden, die zum ersten Mal Briefwahl gemacht haben, hatten eine höhere Beteiligung", fasst Kleefeld zusammen. "Offenbar fühlten sich durch die Briefwahl deutlich mehr Leute angesprochen."
Mehr Frauen als Männer
;Auffällig sei auch die Geschlechterverteilung, sagt der Dekan. "Bislang haben bei Kirchenvorstandswahlen immer die Männer dominiert. Diesmal werden wir fast 60 Prozent Frauen und 40 Prozent Männer haben." Vor sechs Jahren sei das Verhältnis noch genau andersherum gewesen.