Druckartikel: Jugendliche aus Weimar tanzen sich in die Herzen des Coburger Publikums

Jugendliche aus Weimar tanzen sich in die Herzen des Coburger Publikums


Autor: Jochen Berger

Coburg, Dienstag, 26. Juni 2018

Wie sich Musik und Tanz zum Auftakt des interdisziplinären Festivals "Klangrenzen" in Coburg zu einem außergewöhnlichen Abend verbanden.
Kinder und Jugendliche des Projekts "We Dance" begeisterten zum Auftakt des Festivals "Klanggrenzen" in der Alten Pakethalle in Coburg.Foto: Jochen Berger


Sie hat schon viel erlebt - die Pakethalle am ehemaligen Coburger Güterbahnhof. In den letzten Jahren avancierte das eigentlich ausrangierte Backsteingebäude zur gefragten Event-Location und zur neuen Heimat für die Coburger Designtage. Dieser Abend aber zum Auftakt des Festivals Klanggrenzen war selbst für die verwandlungsreiche Pakethalle eine neue Erfahrung - die Premiere als klassischer Konzertsaal und zugleich als Ballettbühne.


Symphonik trifft Tanz

"Musik und Bewegung" - unter diesem Motto bot der Eröffnungsabend des inzwischen dritten Klanggrenzen-Festivals die spannende Begegnung zwischen Symphonik und Tanz, von jungen Profi-Musikern und tanzbegeisterten Kindern und Jugendlichen aus Weimar.


Transparenter Klang

Schon der erste akustische Eindruck des Eröffnungsabend bewies: Die Alte Pakethalle eignet sich problemlos als Konzertsaal mit besonderem Flair. Der Klang ist direkt und sehr transparent. Da fügte es sich gut, dass Johannes Klumpp als Dirigent mit dem jungen Orchester M18 nicht auf üppigen Wohlklang, sondern auf Transparenz und klare Linienführung setzt.


Die "Pastorale" von Beethoven

Ludwig van Beethovens 6. Symphonie, die reichlich mit klangmalerischen Elementen versehene "Pastorale", erlebte auf diese Weise eine schlanke, spannungsvolle und detailgenau durchgeformte Wiedergabe.

Das projektbezogen arbeitende Orchester M 18, das sich aus aktiven oder ehemaligen Mitgliedern renommierter nationaler und internationaler Jugendorchester zusamensetzt, präentierte sich von den ersten Takten an als reaktionsschneller Klangkörper, bei dem alle Instrumentengruppen genau aufeinander hören und stets in Balance gehalten sind. Im Dialog und im Zusammenwirken mit den Streichern und Blechbläsern kamen dabei auch die Holzbläser prägnant und mit individuellen Klangakzenten zur Geltung.


Plastische Artikulation

Johannes Klumpp, in Coburg bereits mehrfach als Gastdirigent am Landestheater zu erleben, setzte mit präzis differenzierter Gestik auf fein abgestufte Dynamik und stets markante, plastische Artikulation.


Idylle nach dem Sturm

Unter seiner Leitung entfaltete das Orchester bei Bedarf bemerkenswerte, aber nie brachiale Klangintensität. Zugleich aber faszinierte das Orchester im idyllischen Finale der "Pastorale" ("Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm") durch schwebende, beinahe unhörbar zarte Pianissimo-Klänge.


Haydn und Prokofiev

Spannungsreich und lebendig gelangen im zweiten Teil die Ouvertüre zu Joseph Haydns selten gespielter Oper "Der Apotheker" und die populäre "Symphonie classique von Sergej Prokofiev.


Gründlich vorbereitet

Begeisterten Applaus der zahlreichen Besucher verdienten sich aber nicht nur das Orchester M18 und sein Dirigent, sondern auch die zwölf Kinder und Jugendlichen des Projekts "We Dance" aus Weimar. Mehr als ein Schuljahr lang hatten sie sich auf die Zusammenarbeit mit dem Orchester vorbereitet und sich mit tänzerischen Mitteln mit dem dritten Satz von Beethovens "Pastorale" und der "Symphonie classique" auseinandergesetzt. In seiner Choreografie setzte Volker Eisenach ganz bewusst auf Elemente, bei denen die tanzende Gruppe und keine solistischen Passagen im Vordergrund standen.


Konzentriert umgesetzt

Einfühlsam verwandelte Eisenach die Spannungskurven und den Gestus der Musik in Bewegungsabläufe, die von den Kindern und Jugendlichen stets bemerkenswert konzentriert und mit großer Begeisterung umgesetzt wurden.


Ausdauernder Applaus

Der verdiente Lohn: ausdauernder Beifall des Publikums, das nach freiem Eintritt am Ausgang reichlich Spenden in offenen Geigenkästen hinterließ.




Rund um das Festival "Klanggrenzen"

Montag, 2. Juli "Ladies' Night" - Blechbläserensemble Brassesoires; 19.30 Uhr, Leise am Markt.

Mittwoch, 4. Juli "Tango trifft Video" - Flex Ensemble 19.30 Uhr, Pfarrzentrum St. Augustin.

Sonntag, 8. Juli "Music Slam" - Aramis Trio und Gäste, Peter Weber (Music Slam); 19.30 Uhr, Haus Contakt Coburg.

Karten-Vorverkauf Tageblatt-Geschäftsstelle, Hindenburgstraße 3 a, Coburg. Hier gibt's auch die kostenlosen Tickets für den 25. Juni.


Das Orchester M18 ist ein junges Orchester, das sich durch die innovative Programmgestaltung auszeichnet. Ziel der musikalischen Arbeit des Orchester M18 ist nicht die Spezialisierung auf eine bestimmte Epoche oder Stilrichtung, sondern ein möglichst breit gefächertes Repertoire, das Barock und Klassik ebenso umfasst wie Werke der klassischen Moderne und zeitgenössische Kompositionen. Die Mitglieder des Orchester M18 sind allesamt aktive oder ehemalige Mitglieder des Gustav-Mahler-Jugendorchesters, des European Union Youth Orchestra oder der Jungen Deutschen Philharmonie, viele von ihnen spielen mittlerweile in führenden Positionen deutscher Kulturorchester