Jürgen Wittmann: 100 Tage, ein Maibaum und eine Hochzeit
Autor: Helke Renner
Grub am Forst, Freitag, 08. August 2014
Langes Herumreden ist nicht sein Ding. Jürgen Wittmann handelt lieber. Als neuer Bürgermeister hat er sich ohne Verzug auf seine selbst gesetzten Schwerpunkte konzentriert: Ortsdurchfahrt, Gewerbegebiete, Nahversorgung.
Das spannendste und ungewöhnlichste Erlebnis, das Jürgen Wittmann in seinen ersten 100 Tagen als Bürgermeister hatte, war eine Trauung. "Davor hatte ich wirklich Bammel." Vier Leute hatten sich für den Sonntag Mitte Juli angemeldet. "Also haben wir unser Trauzimmer hergerichtet. Doch dann kamen 16 Zuschauer. Zusammen mit dem Brautpaar und den Kindern mussten sich schließlich 20 Leute in den kleinen Raum quetschen." Es ging. "Am Ende waren alle zufrieden und haben sich bedankt."
Richtig zupacken musste der neue Bürgermeister der Wählergruppe "Gut für Grub" auch beim Start ins neue Amt. Am 30. April war er bis 15 Uhr an seiner Arbeitsstelle bei den SÜC und wurde dort auch noch verabschiedet. Um 15.15 Uhr musste Jürgen Wittmann zur Schlüsselübergabe in Grub am Forst sein. Und am 1. Mai hat er als erste Amtshandlung den Maibaum mit aufgestellt.
Er muss heute noch durchschnaufen, wenn er daran denkt.
Markt im Dorfzentrum
Da stehen zum Beispiel die Stichworte Marktrecht, Bustransfer oder auch bürgernahes Rathaus. Letzteres sei ihm von Anfang an wichtig gewesen und habe schon mit einem großen Stapel an Briefen begonnen, als er den ersten Tag im Amt war. Und dann kamen sie auch selbst - die Leute vom Landratsamt und anderen Behörden und die Grüber. "Ein Wahnsinn, was man in 100 Tagen für Leute trifft."
Er habe sich aber die Zeit zum Gespräch genommen. Zum Beispiel, als die Frau kam, deren Keller nach einem Starkregen voller Wasser stand und die von ihm wissen wollte, was sie tun solle. Ihr konnte Jürgen Wittmann als ehemaliger SÜC-Mitarbeiter ein paar Ratschläge geben. Auf Anregung einer älteren Grüberin wird es im Gemeindeblatt demnächst die Möglichkeit geben, dass Leser mit geringen finanziellen Mitteln kostenlos Anzeigen aufgeben können.
Fast nur positive Reaktionen
Die Leute im Dorf reagierten bisher fast ausschließlich positiv auf ihn und seine Arbeit, stellt Jürgen Wittmann fest. Nur dass manche, die ihn früher einfach mit "Jürgen" angesprochen haben, jetzt "Herr Bürgermeister" nennen, gefällt ihm nicht so gut.
Die ersten Dokumente, mit denen er sich beschäftigen musste, seien die Arbeitsnachweise für den Bauhof und die Reinigungskräfte der Gemeinde gewesen. "Da musste ich aber nur meine Unterschrift drunter setzen." Und dann die Feuerwehr! "Mir war anfangs gar nicht bewusst, dass ich auch deren Chef bin." Inzwischen haben sie ihm eine App eingerichtet, über die er ständig über die Einsätze der Feuerwehrleute informiert wird.
Der Punkt Marktrecht auf seiner Pinnwand ist der knappe Ausdruck für ein Anliegen, das den neuen Bürgermeister umtreibt. "Ich wünsche mir einmal in der Woche rund um das Rathaus einen Markt mit mindestens zehn Ständen." Dort könnte es Gemüse, Geflügel, Nudeln und Spirituosen aus der Region und Bio-Produkte geben. Momentan sei er in Gesprächen mit den Händlern.
Außerdem möchte Jürgen Wittmann den Bus der Verwaltungsgemeinschaft nutzen, um mit ihm Senioren zum Einkaufen in Supermärkte in der näheren Umgebung zu fahren. Denn einen Lebensmittelmarkt gibt es in Grub am Forst nicht mehr. "Nach den Ferien wollen wir einen Probelauf für den Bus starten."
Nicht so recht vorangekommen ist der Bürgermeister, was die Entwicklung der Gewerbegebiete angeht.. "Wir sind aber im Gespräch mit der Sprecherin der Grundstücksbesitzer und hoffen, zu einer Lösung zu kommen."
Der dritte Bauabschnitt der Ortsdurchfahrt soll bis Oktober fertig sein. "Da hat es Verzögerungen gegeben, weil wir später als geplant damit beginnen konnten. Beim vierten Bauabschnitt bis zum Ortsende liegen wir aber gut in der Zeit." Im nächsten Jahr müssen die Arbeiten beendet werden, denn dann läuft die Förderung aus.
Kirchweih-Schausteller gesucht
Eine große Sorge hat der neue Bürgermeister noch: die Kirchweih am dritten Sonntag im Oktober. Dort gab es bisher immer einen Handwerkermarkt. Doch für die Betreiber der Stände sei es nicht lukrativ, nur für einen Nachmittag nach Grub zu kommen. Jetzt sucht Jürgen Wittmann einen Ersatz und wünscht sich dazu auch noch mindestens einen Schausteller. "Eine Kirchweih ohne Markt und Schausteller ist einfach nichts Richtiges", sagt er und hofft auf eine rasche Lösung des Problems.