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Jubiläum mit reichem Melodienschatz


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Sonntag, 01. Juni 2014

Ein doppeltes Jubi läum beging der Melchior-Franck-Kreis Coburg mit einem von der Kulturabteilung der Stadt veranstalteten Festkonzert in der Ehrenburg: Das 50-jährige Bestehen des von Knut Gramß gegründeten Musizierkreises sowie der 375. Todestag des nach ihm benannten Tonschöpfers, der Herzog Johann Casimirs getreuer "Capelnmeister" war.
Blumen und einen güldenen Lorbeerkranz gab es für Knut Gramß, der seit 50 Jahren den Melchior-Franck-Kreis leitet. Fotos: Jochen Berger


Seit 50 Jahren musiziert also der Melchior-Franck-Kreis auf historischen Instrumenten und in ebensolchen Gewändern. Von den Gründungsmitgliedern sind nur noch Knut Gramß und seine Frau Adelheid (Heidi) übrig geblieben. Wer die Entwicklung des Ensembles verfolgt hat, wird festgestellt haben, dass die Qualität der Gesangs- und Instrumentaldarbietungen kontinuierlich nach oben gegangen ist.

Mit Schalmei und Dulzian

Die sechs- bis achtköpfige Gesangsgruppe singt homogen und notensicher, die Instrumentalisten beherrschen ihre Gambe, Laute, Harfe, ihren Zink und Dulzian, ihre Schalmei und Blockflöte, ihr Krummhorn, Gemshorn oder den Kontrabass klangvoll und überlegen.

Knut Gramß ist nach wie vor der inspirierende Leiter, der sich auch große Verdienste im mühevollen Suchen und Finden der Franckschen Kompositionen erworben hat.
In 60 Bibliotheken und Archiven der Welt sind die bislang aufgefundenen mehr als 1600 Werke des in Zittau geborenen und über Augsburg und Nürnberg nach Coburg gelangten Melchior Franck verstreut.
Als Motto des Jubiläumskonzerts wählte man sinnigerweise "Flores musicales", den Titel einer Sammlung aus dem Jahr 1610. Der musikalische Blumenstrauß begann passend zur Jahreszeit mit dem textnah gestalteten und ausdrucksvoll gesungenen "Die liebe Maienzeit". Eine beschwingte Couranta wurde dazu als Intermezzo musiziert.

Hildebrand und kalter Schnee

Überhaupt wechselten Gesangs- und Instrumentalstücke miteinander ab, wie auch die Instrumentation. So erklang ein Deutscher Tanz mit zarten Gemshörnern, eine Fabel mit schnarrenden Krummhörnern, eine Intrada mit ganzem Orchester, eine Galliarda im klangvollen Gewand von Blockflöten, Harfe und Laute wie auch eine von Blockflöten makellos dargebotene Pavana.
Vielfältig, aber stets ausgefeilt und sorgsam gestaltet waren die Gesangsdarbietungen, wobei Soli und Chor, begleitet oder a cappella miteinander abwechselten. Der reiche Melodienschatz des Melchior Franck wurde hier hörbar, sei es im "Hildebrandslied", in "Der Reif und auch der kalte Schnee" oder bei "Mit Musizier'n und Saitenspiel". Das Programm war vornehmlich weltlich ausgerichtet und nur im letzten Viertel geistlich, wo besonders das doppelchörige "Da pacem Domine" und das sechsstimmige "Unser Leben währet siebzig Jahr" beeindruckten.
Es gab noch einige Besonderheiten außerhalb des offiziellen Programms, das mit viel Beifall aufgenommen wurde: Ein ausdrucksvolles Solo mit Gambe und Laute ("Das ist das ewige Leben") von Nele Gramß, zwei Zugaben des Melchior-Franck-Kreises mit den wohl bekanntesten Schöpfungen seines Namensgebers ("Kommt, ihr G'spielen" und Doppelkanon "Da pacem Domine") und eine humorvolle Laudatio auf den verdienstvollen Leiter Knut Gramß durch ein Mitglied des Ensembles, Susanne Fischer, bei der am Ende Gramß ein Lorbeerkranz in Gold aufgesetzt wurde.