Jetzt wird wieder besonders gut auf Bad Rodach aufgepasst
Autor: Wolfgang Desombre
Bad Rodach, Freitag, 04. Mai 2018
Die Nachtwächter der Thermalbadstadt haben am Donnerstagabend ihren Dienst aufgenommen.
Die Nachtwächtersaison in Bad Rodach hat am Donnerstagabend mit witzigen Versen und historischen Melodien am Pulverturm begonnen. Viele Besucher aus nah und fern waren dabei und erlebten die kurzweilige Eröffnung. "Hört hört Ihr Leut' und lasst euch sagen, die Turmuhr hat halb neun geschlagen. Ein neues Wächterjahr beginnt und viele hier versammelt sind. Der Bürgermeister, Stadträt auch, so ist's am Anfang immer Brauch", hieß es da.
Im 17. Jahr unterhält Karl-Heinz Engelhardt meist die Gäste, die sich jede Woche am Donnerstag am Pulverturm ein Stelldichein geben, um die witzigen Verse des Nachtwächters zu genießen. Der Wirt vom Georgenberg sei ein enger Freund von ihm gewesen. Leichtsinnig habe er ihm versprochen, als Nachtwächter durch Rodach zu ziehen, wenn er einmal Rentner sei, erzählte Engelhardt. Beim Biertrinken würden ihm die Verse nur so aus dem Kopf bollern, witzelte der langgediente Nachtwächter, der auch schon Schauspieler und technischer Leiter der Sommeroperette gewesen war. Wenn in Bad Rodach was Lustiges passiert sei, dann greife er dies auf und würze es mit einer Pointe. Über den Bürgermeister und Pfarrer mache er sich immer gerne lustig, gab Karl-Heinz Engelhardt zu. Seine jetzt zwölf Jahre alte Hündin "Amy" sei seine ständige Begleiterin, wenn er sich im Kutschermantel sich auf die Socken macht.
Weiter ging es mit dem Ritual: "Der Bürgermeister, ein wichtiger Mann. Er wird das Licht in der Laterne anzünden. Er tut's ja gerne, dass die Saison beginnen kann." Bürgermeister Tobias Ehrlicher hatte auch in diesem Jahr die Ehre, die große Laterne zu anzuzünden. Natürlich nutzte er die Gelegenheit, Werbung für "seine" Stadt zu machen und die Gäste auf die Einkaufsmöglichkeiten und die Therme Natur neugierig zu machen.
Heute seien die Nachtwächter eine Touristenattraktion. Früher hätten sie eine wichtige Funktion gehabt, die Nachtwächter hätten zum Beispiel frühzeitig einen Brand entdeckt, erzählte Karl Fadler. Er nahm das Gasthaus "Goldener Löwe" in seinen Versen auf: "Plötzlich kam der Hartwig heran und fing mit der Renovierung an." Der achtjährige Ramon Kienel ist schon dabei, in die Fußstapfen seines Großvaters Walter zu treten. Dieser war der Zuchtmeister der Nachtwächter- und Türmergilde und schon 1982 Nachtwächter in Bad Rodach. Die Verse, die Ramon aufsagt, stammen noch aus der Feder seines Opas. "Weil ich's kann", sagte der Junge selbstbewusst auf die Frage, warum er denn einmal ein großer Nachtwächter sein wolle.
Die "Heldburger Turmbläser" unter der Leitung von Manfred Thauer unterhielten die Zuschauer mit historischen Melodien wie der Intrada aus dem Jahr 1685 oder der Eurovisionsfanfare von Marc Antonine Charpentier. Der Einzug des Nachtwächtertrios wurde vom "Hochzeitsmarsch" angekündigt.