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Jetzt fehlt nur noch Impfstoff fürs Coburger Land


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Freitag, 11. Dezember 2020

Mit beachtlichem Aufwand wurde das Kulturzentrum in Witzmannsberg zu einem Impfzentrum für Stadt und Landkreis Coburg umgebaut.
Martin Stingel, Sebastian Straubel und Dr. Jens Stüber stehen an den Eingängen zu den Impfkabinen. Rainer Lutz


Gerade zwei Wochen ist es her, dass die Entscheidung bekannt wurde, das Kulturzentrum in Witzmannsberg zum Impfzentrum umzubauen, da meldet Landrat Sebastian Straubel (CSU) Vollzug. Am Freitag wurde das Zentrum präsentiert, dass nach Vorgabe der Landesregierung am Dienstag einsatzbereit sein muss. Das ist es auch - bis auf das Wichtigste. Denn ein Impfstoff steht noch nicht zur Verfügung.

Der ist für Januar angekündigt. "Das Interesse ist riesengroß", sagt Sebastian Straubel. Sei doch der Impfstoff der erste Schritt in Richtung eines Schutzes vor der Krankheit und damit in Richtung Normalität im Leben der Menschen.

800 000 Impfdosen sind als erste Charge für Bayern zugesagt, informierte Martin Stingl, organisatorischer Leiter des Impfzentrums. Das heißt, Serum für 400 000 Menschen. "Wer die erste Impfung bekommt, hat schon den Termin für die zweite Dosis, die den Schutz erst wirksam macht", erklärt Martin Stingl. Es werden von der Politik Risikogruppen festgelegt. Danach richtet sich, wer an die Reihe kommt und wer noch warten muss.

Sobald mit den Impfungen gestartet werden kann, werden alle zu diesem Zeitpunkt zugelassenen Impfstoffe verteilt. In einem Beratungsgespräch mit einem Arzt, das vor der Impfung im Zentrum stattfindet, wird dann auch zu entscheiden sein, welcher Impfstoff für den jeweiligen Impfwilligen zur Anwendung kommt.

Für diejenigen, die nach Anmeldung und Terminvereinbarung in Witzmannsberg ankommen, ist ein genauer organisatorischer Ablauf geplant. Baulich wurde alle Vorkehrungen getroffen, um die Ankommenden mit möglichst wenig Kontakt und unter Einhaltung aller Hygienebestimmungen durchzuschleusen. "Wir müssen bedenken, dass ja auch im Impfzentrum das alles eingehalten werden muss, denn die Menschen, mit denen wir hier umgehen, sind ja noch nicht geschützt", betont Martin Stingel. Daher gilt auch die Maskenpflicht weiter.

Nach der ersten Impfung beginnt sich zwar schon ein Schutz aufzubauen. "Der Körper lernt ja den Erreger dann schon kennen", erklärt Dr. Jens Stüber, medizinischer Leiter des Impfzentrums. Doch wirksamen Schutz bietet eben erst die zweite Impfung nach einer Weile. Geimpfte können sich aber infizieren. Sie haben dann leichte oder keine Symptome. "Sie können aber möglicherweise noch andere infizieren", so Dr. Stüber. "Daher wird mit den ersten Impfungen nicht gleich die Pandemie vorbei sein", betont Sebastian Straubel.

Risikogruppen zuerst

Es gilt als sicher, dass vor allem Angehörige der Risikogruppen zu den ersten gehören werden, die eine Impfung in Anspruch nehmen dürfen. Dazu gehören insbesondere Menschen mit Vorerkrankungen und alte Menschen. In dieser Gruppe ist zu erwarten, dass nicht jeder in der Lage ist, das Impfzentrum aufzusuchen. "Das ist uns bewusst. Daher wird es zwei mobile Impfteams geben", erklärt Martin Stingl. Diese Teams werden nach entsprechenden Terminierungen, Einrichtungen aufsuchen wie etwa Seniorenheime oder Pflegestationen, um dort die Impfung an diejenigen zu verabreichen, die nicht mobil genug sind, um ins Impfzentrum zu kommen.

Dort wird durch eine entsprechende Personaldecke und Schichtdienst der Betrieb an sieben Tagen der Woche jeweils von 6 bis 20 Uhr sichergestellt. Das Ziel, das sich das Organisationsteam gesetzt hat, ist es, 600 Impfwillige am Tag zu versorgen. Ein hohes Ziel. Schließlich rechnet Dr. Jens Stüber mit ungefähr einer Stunde Verweildauer für jeden, der das Zentrum durchläuft. "Wir sind dank der Luftreinigungsanlage des Gebäudes in der Lage, eine entsprechend große Zahl von Menschen gleichzeitig ins Impfzentrum zu lassen", lobt der medizinische Leiter die Wahl des Kulturzentrums als Standort.

Wie oft diese Zahl zusammenkommt, kann heute niemand sagen. Impfbereitschaft spielt eine Rolle. Und wie die je nach Alter und Gesundheitszustand bei der Bevölkerung aussieht, ist schwer einzuschätzen. Eine Altersgrenze gibt es indes nicht. Die Impfstoffe können auch an Kinder verabreicht werden. Wer nach einer Erkrankung oder einem zunächst positiven Testergebnis als inzwischen genesen gilt, wird auch geimpft, wenn er das möchte, erklärt Dr. Jens Stüber. Da die Krankheit oft ohne Symptome verläuft, werden auch Menschen zur Impfung kommen, deren Körper sich schon mit Covid 19 auseinander gesetzt hat. Das ist aber kein Hinderungsgrund.

Die Kulturhalle ist allerdings gerade erst mit hohem Aufwand als solche umgebaut worden. "Die Gemeinde hat deswegen ein berechtigtes Interesse, dass sie das Gebäude so zurück bekommt, wie sie es uns überlassen hat", stellt Martin Stingl fest. Dem wurde dadurch Rechnung getragen, dass trotz des aufwendigen Umbaus, den der Freistaat finanziert, nicht eine Schraube in Decke oder Wände gedreht werden musste. Das hat den Vorteil, dass die Einbauten später zurückgebaut und eingelagert werden können. "Wir hatten so etwa bisher nicht. Aber wir wissen auch nicht, ob wir es nicht wieder einmal brauchen", sagt Martin Stingl. Hoffen will er das aber natürlich nicht.