Druckartikel: Jahrelang im Wald verborgen

Jahrelang im Wald verborgen


Autor: Wolfgang Desombre

Beiersdorf bei Coburg, Sonntag, 26. Juli 2020

Es war ein ganz normaler Waldspaziergang im Callenberger Forst bei Coburg. Dann entdeckte der Student Franz Seibt etwas, was ihm keine Ruhe mehr ließ.
Der Callenberger Forst gehört der Familie von Sachsen-Coburg und Gotha. Aber im Einsatz mit Eimern - das ist auch für Erbprinz Hubertus ungewöhnlich. Foto: Wolfgang Desombre


Der Grundstückseigentümer war sich nicht zu schade, mit anzupacken: Erbprinz Hubertus von Sachsen-Coburg und Gotha reihte sich am Freitag und Samstag in die Gruppe derjenigen ein, die eine alte illegale Müllkippe im Callenberger Forst beseitigen wollten. Aufgerufen zu der Aktion hatte der Bund Naturschutz (BUND).

Im Oktober vorigen Jahres hatte Franz Seibt, Student an der Hochschule Coburg, den Bund Naturschutz auf das alte Müllvorkommen im Callenberger Forst aufmerksam gemacht. Vermutlich in den 60-er Jahren wurde hier Abfall in den Wald gekippt. Von dieser Deponie in dem Waldstück unterhalb der Herzoggräber nahe bei Schloss Callenberg und abseits des Weges habe niemand etwas gewusst, sagt Erbprinz Hubertus: "Man muss erst wissen, wo was liegt".

Franz Seibt hatte die etwa 30 mal 70 Meter große Ablagerungsfläche durch Zufall entdeckt. Bei einem Spaziergang hatte er am Wegesrand Scherben von Flaschen gefunden und wurde neugierig, ob da noch mehr liegt. Er verließ den Weg und stieß auf die großflächige wilde Mülldeponie. Dorothea Weiß vom BUND hatte gleich Unterstützung zugesagt und die Vorbereitungen liefen an.

Für die Aufräumaktion war trockenes Wetter, ohne kräftigen Wind notwendig. Wer helfen wollte, musste volljährig sein: Alle Müllsammler beteiligten sich auf eigene Gefahr an der Aktion. Entsprechend waren angepasste Kleidung und festes Schuhwerk für alle vorgeschrieben. An der Aufräumaktion beteiligten sich Mitglieder des BUND, Wolfgang Weiß, Förster und Angehöriger des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Mitarbeiter des CEB .

Er finde es toll, wenn die Leute die Natur nutzen, aber er sei traurig darüber, wenn sie die Natur nicht pfleglich behandeln, machte Prinz Hubertus deutlich. Seine Forstverwaltung kümmere sich um den Wald, damit Leute das Areal nutzen und sich auch sportlich betätigen können. Der Callenberger Forst ist bei Spaziergängern und Radfahrern beliebt.

Figuren und Nivea-Dosen

Prinz Hubertus versprach allen fleißigen Helfern, "dass der Müll wegkommt". Was oder wie viel gefunden wird, zeigte sich bei der ersten Räumaktion am Freitagnachmittag. "Wir wollen mit dieser Müllaktion ein Zeichen setzen und damit zeigen, dass hier auch etwas passiert und die Ablagerungen ordnungsgemäß entsorgt werden", betonte Dorothea Weiß. Der BUND fühle sich verpflichtet, Abfälle und vor allem weggeworfenen Plastikmüll zu entsorgen.

Ob es sich um eine "Bürgermeistermüllkippe" handelt oder um eine illegale Müllablagerung, das kann heute niemand so genau sagen. Wie Wolfgang Weiß berichtete, hätten früher die Bürgermeister ihren Bürgern erlaubt, an bestimmten Stellen ihren Müll abzulagern. Die Deponie scheint jedenfalls älter als 45 Jahre zu sein, denn einige Fichten, die auf dem Müll heute wachsen, haben dieses Alter, wie Weiß erläuterte. Gefunden wurden Glas- und Keramikflaschen, Nivea-Dosen, alte Schuhe und Unmengen von Scherben. Der Abfall wurde in einem Container des CEB zwischengelagert. des