"Intercity-quer" über Bamberg und Coburg?
Autor: Berthold Köhler
Coburg, Mittwoch, 09. Juli 2014
Die Initiative "Intercity-quer", mit den beiden Coburgern Christian Illies und Klaus Wünderling an der Spitze, schlägt vor, dass die Bahn eine neue Intercity-Linie zwischen Stuttgart und Dresden anbieten könnte.
Christian Illies, in Coburg lebender Professor an der Bamberger Universität, und der ehemalige Studiendirektor Klaus Wünderling sind überzeugt: In den kommenden Wochen wird sich die künftige Anbindung der Region an den Schienen-Fernverkehr entscheiden. Weil dabei nach dem derzeitigen Stand der Dinge ein ICE-Systemhalt im Ein- oder Zwei-Stunden-Takt für Coburg illusorisch erscheint, haben Illies und Wünderling die Initiative ergriffen. Und die hat sogar schon einen Namen: "Intercity-quer".
Nicht noch eine mediale Baustelle zusätzlich zu den Diskussionen um Tagesrandhalt, Werrabahn und ICE-Haltepunkte in Grub am Forst oder Dörfles-Esbach! Diese Befürchtung will Christian Illies auf keinen Fall aufkommen lassen. Er sieht "Intercity-quer" völlig losgelöst von all den Debatten um die ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke, die in gut drei Jahren in Betrieb gehen soll.
Starke findet die Idee gut
Für Christian Illies könnte der Intercity nämlich der Schlüssel sein, den hiesigen Wirtschaftsraum besser an den Rest der Welt anzubinden. Und dies nicht nur in Nord-Süd-Richtung, wie es die ICE-Neubaustrecke ermöglichen soll - sondern von West nach Ost. Mit einer neuen Intercity-Verbindung von Stuttgart nach Dresden, vorbei an zahlreichen starken Wirtschaftsräumen und eben auch dem Coburger Land. Für die Bahn, erklärt Klaus Wünderling, wäre der "Intercity-quer" nur eine logistische Herausforderung, bauliche Maßnahmen wären nicht notwendig.
Wünderling und Illies, die sich und ihre Mitstreiter als "Initiative" bezeichnen, haben mit ihrem Vorschlag in der Tasche die ersten Gespräche geführt. Der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke hat die Unterlagen für den Intercity-Entwurf schon vorliegen und Illies seine Unterstützung zugesagt. Aber das wird nicht reichen, um die Bahn von der Notwendigkeit für das neue Angebot zu überzeugen. Das wissen die beiden Coburger Bahn-Kenner auch. Klaus Wünderling fordert deshalb: "Wir müssen mit einer gemeinsamen Aktion in Berlin antreten. Flankierend sollten auch die Oberbürgermeister der betreffenden Städte mit eingebunden werden." Und wer weiß - vielleicht lässt sich Bahnchef Rüdiger Grube ja am Wochenende bei seinem Aufenthalt anlässlich des Sambafestivals in Coburg von "Intercity-quer" überzeugen.
Als "Trumpfkarte" des Coburger Landes sieht Klaus Wünderling den Planfeststellungsbeschluss für die ICE-Neubaustrecke. Dort wurde einst schon festgeschrieben, dass Coburg nur einen "Tagesrandhalt" (Zughalt am frühen Morgen und späten Abend) bekommen soll - aber auch acht Zugpaare von "Interregios". Diese Art der Verbindungen gibt es bei der Deutschen Bahn inzwischen zwar nicht mehr, aber der Intercity ist mit der Zahl seiner Haltepunkte sowie der Reisegeschwindigkeit durchaus vergleichbar.
Für den Fall, dass der "Intercity-quer" keinen Gefallen findet, sind Wünderling und Illies sehr skeptisch, dass Coburg einigermaßen vernünftig an das Netz der schnellen Züge angebunden wird. Wünderling gibt sich bei einem Punkt keinen Illusionen hin: "Bamberg wird beim ICE der wichtige Knotenpunkt für Oberfranken." Alleine schon deshalb, weil von dort aus die Verbindung Richtung Westen (Schweinfurt, Würzburg) startet. Deshalb versteht Wünderling, der viele Jahre im Arbeitskreis "Infrastruktur und Verkehr " der Coburger CSU aktiv war, die Sichtweise der Deutschen Bahn durchaus: "Durch seine günstigere Verkehrslage und den größeren Einzugsbereich für Bahnnutzer hat Bamberg eindeutige Priorität gegenüber Coburg." Zudem gebe es ja auch die bahn-interne Faustregel, dass zwischen den ICE-Haltepunkten mindestens eine Distanz von 100 Kilometern liegen solle. Nur so könne die Bahn Reisegeschwindigkeiten versprechen, die dem Flugzeug zumindest auf nationaler Ebene Konkurrenz machen.
Ganz besonders problematisch könnte sich mit dem ICE-Start und dem Fahrbahnwechsel im Dezember 2017 die Anbindung aus Coburg in Richtung Norden entwickeln - schließlich fällt spätestens dann der momentan noch gut frequentierte ICE-Halt in Lichtenfels weg. Das heißt: Wer von Coburg aus Richtung Norden fahren will, muss erst Richtung Süden (Bamberg) "gondeln" oder die deutlich langsamere Regionalverbindung über Lichtenfels, Jena und Leipzig in Anspruch nehmen. Ein Intercity - zumal dieser zahlreiche Städte, um die der ICE auch künftig einen Bogen machen wird, anfahren könnte - wäre da natürlich Gold wert.
Weitere Gespräche folgen
Christian Illies - "seit über sechs Jahren begeisterter Coburger" und täglicher Bahnfahrer - hat sich angesichts all dieser Argumente davon überzeugen lassen, für "Intercity-quer" mit an die Öffentlichkeit zu gehen.
In den nächsten Wochen haben Illies und Wünderling vor, weitere Gespräche mit (Ober- ) Bürgermeistern entlang der potenziellen Intercity-Strecke führen. Denen will er dabei klar machen: "Es gibt keinen Grund, warum dieser Vorschlag nicht gut für uns alle sein sollte."