Druckartikel: Sanitäter, Stuntman, Kletterer: Henry Salwender aus Großheirath hat viele Talente

Sanitäter, Stuntman, Kletterer: Henry Salwender aus Großheirath hat viele Talente


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Samstag, 17. Sept. 2016

Henry Salwender arbeitet als Rettungssanitäter beim BRK. Davor war er Stuntman, Buschpilot und installierte Rotorblätter an Windrädern.
Industriekletterer für Windkrafträder, Stuntman und Double für Semir (Erdogan Atalay ) in der Serie "Cobra 11" und Ruhepol für Löwenbabys - Henry Salwender hat eine ganze Reihe von Talenten und Fähigkeiten - vor allem aber auch Neugier und Lebensfreude. Fotos: privat


Auf einer alten Visitenkarte steht "Henry Salwender - Allrounder". Doch damit ist der 49-Jährige gar nicht mehr so glücklich. Dabei verblüfft die Auflistung auf der Rückseite: Berufskraftfahrer, Baumaschinenführer, Privatpilot, Schlosser, Schweißer, Industriekletterer, Hausmeister, Lagerist, Kellner.
"Als Kind hyperaktiv, später ein Workaholic", sagt er über sich selbst. Sich immer weiter zu entwickeln, Ziele zu verfolgen und zu erreichen, ist seine Vision. "Es gibt immer einen Weg", heißt es auf der Visitenkarte, die einen Steinbock am steilen Berg zeigt. Auch das bisherige Leben des gebürtigen Großheirathers lässt diesen Schluss zu.


Double von Semir bei Cobra 11

Seine berufliche Laufbahn begann mit einer Ausbildung zum Schlosser. Von Unruhe getrieben, war er schon von jungen Jahren an immer viel unterwegs, "tanzte auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig". So machte er nebenbei den Bus- und Lkw-Führerschein, was ihm schließlich eine Stelle als Busfahrer im öffentlichen Dienst einbrachte.
Als er in einer Hausfrauenzeitschrift las, dass ein Stuntman für die Actionserie "Cobra 11" gesucht wird, bewarb er sich - und wurde prompt engagiert. Henry Salwender ließ sich seine damals noch schulterlangen Haare abschneiden "und plötzlich sah ich aus wie der kleine Türke Semir aus der Serie". Fortan übernahm er die Actionfrequenzen im Auto als dessen Double.
Als jedoch "Der Clown" und "Motorradcops" abgesetzt wurden, standen einige Stuntmen aus der gleichen Firma erst mal wieder auf der Straße - auch Henry Salwender, der ja noch nicht so lange dabei war. Einen seiner letzten spektakulären Auftritte hatte er bei der 100. Sendung des Tigerentenclubs, bei der eine Stuntshow gezeigt wurde. Da Henry aus Coburg aber an nicht jedem Training in Köln teilnehmen konnte, blieb ihm nur die (Haupt-)Rolle des Frosches Günther, der zwischen den Stuntmen hin- und herrennen durfte. Henry Salwender lacht darüber. Schließlich war das nur ein kleines Kapitel in seinem Leben.


Neues Leben in Afrika

2005 kam dann der Wendepunkt. "Ich kündigte meine Lebensversicherung - eine Art Kurzschlussreaktion - und wollte einfach nur noch weg." Sieben Wochen Urlaub vom Busfahren und ab nach Südafrika. Dort machte Henry seinen Pilotenschein. "Ich erlebte dort eine Bewusstseinserweiterung, die mich ein ganzes Stück weiter brachte," erzählt er. Afrika hatte sein Herz geöffnet, und er wollte am liebsten dort bleiben - wenn er Arbeit finden würde. Das war nicht das Problem: Henry konnte als Fahrer arbeiten und Buschpilot.


Löwen wie Sand am Meer

Zusammen mit einigen farbigen Kollegen kümmerte er sich um die Löwenbabys, die sein Fluglehrer "nebenbei" auf seiner Farm hielt. In einer Aufzuchtstation wurden sie bis zu einem halben Jahr herangefüttert, erst mit der Flasche und dann mit Frischfleisch, bis sie wieder ausgewildert oder zum Abschuss verkauft wurden. "Löwen gibt es dort wie Sand am Meer", ein großes Geschäft ist das nicht.
2008 hat der "Allrounder" dem ÖPNV den Rücken gekehrt und gekündigt. Zunächst wurde er Lagerverwalter in einer Baufirma, doch es dauerte nicht lange, da suchte der rastlose Salwender eine neue Herausforderung: Er machte sich selbstständig. "Ich stolperte von einem Auftrag in den nächsten, arbeitete, wenn ich Geld brauchte." Als 2010 die WM in Südafrika stattfand, kontaktierten ihn Bekannte und er flog nach Johannisburg, wo er Versorgungszelte für die Sportler mit aufbaute.
Danach kam er nach Coburg zurück und lernte prompt seine heutige Lebensgefährtin kennen. "Ich war immer auf der Suche nach der richtigen Partnerin", sagt Henry Salwender und nennt die Familie einen wichtigen Anker in seinem Leben. Beate sei die "Dame seines Vertrauens", von der er sich gehalten fühlt.
Mit der freiberuflichen Selbstständigkeit wollte es nicht so recht klappen. "Ich bin ja nur noch dem Geld hinterhergerannt", sagt er. Deshalb suchte er sich eine Festanstellung. Im Landestheater half er zunächst beim Weihnachtsmärchen im Stellwerk, später war er in der Bühnentechnik angestellt. Da er jedoch nicht wusste, dass die im August ausgestellten Mitarbeiten gewöhnlich im September wieder am Landestheater weiter arbeiten können, suchte er sich nach der ersten Saison einen neuen Job. Diesmal bewarb er sich als Mechaniker für Windkraftanlagen in Würzburg. Ausgestattet mit dem Kletterschein war er der perfekte Mann, um als Industriekletterer in der Abteilung Rotorblatt die Wirtschaft aus der Vogelperspektive zu unterstützen. Unter der Woche hing er für seine Firma in der Luft, am Wochenende fuhr Henry Salwender ehrenamtlich Rettungsfahrzeuge fürs Rote Kreuz. "Das gefiel mir so gut, dass ich beschloss nebenbei noch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter zu machen." Sein großes Ziel war damals die Höhenrettung, für die er gerne im Einsatz wäre. Doch der Rettungsdienstleiter in Coburg hatte andere Pläne.


Oberstes Ziel erreicht

Nachdem Salwender einen Halbtagsjob im Fahrdienst des BRK angenommen hatte, konnte er kurze Zeit später hauptamtlich in Vollzeit in die Rettungsleitstelle nach Bad Rodach wechseln. "Hier fühl ich mich richtig wohl und meine Freundin verehrt mich dafür", lacht der Mann, der von sich sagt, dass er die Menschen mag. Sein oberstes Ziel habe er jetzt erreicht: Hauptamtlich im Bevölkerungsschutz zu arbeiten. Ja, so drückt er sich aus. Der Dienst am Menschen sei ihm wichtiger als alles Geld. Früher war sein Leitmotto: "Wenn ich von Luft und Liebe leben könnte, würde ich nur durch die Gegend fahren und den Menschen helfen."
Und heute? Da tut er es. Aber eine gewisse Unruhe ist immer noch in ihm spürbar. Gerne würde er all seine Fähigkeiten bündeln. "Dazu gehören meine akrobatischen Neigungen, meine Flexibilität und das Klettern!" Fensterputzer am Wolkenkratzer? Wer weiß...