In Shanghai is(s)t alles "Coburger" Wurst
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Freitag, 17. März 2017
Eine chinesische Lebensmittelfirma vertreibt unter der Dachmarke "Coburger" deutsche Wurstspezialitäten. Nur die Coburger Bratwurst fehlt im Sortiment.
Man darf sich als Coburger schon fast ein bisschen gebauchpinselt fühlen: Da geht ein chinesisches Unternehmen her, produziert deutsche (und österreichische) Traditionswürste - Nürnberger, Thüringer, Weißwurst, Käsekrainer - und verpasst ihnen als Markennamen ausgerechnet "Coburger". Noch fehlen im Sortiment der chinesischen Firma die echten Coburger Bratwürste, aber es könnte sie bald geben. Mit Hilfe der Stadt Coburg wird schon an entsprechenden Kooperationen gearbeitet.
Bei den Chinesen kommen die Leckereien bestens an - zwei Tonnen Wurst verlassen täglich die Großfleischerei in der Metropole Shanghai. Beliefert werden Bierfeste, große Hotelketten, Supermärkte und auch übers Internet wird verkauft. In Coburg ist man inzwischen auch auf die kostenlose Werbung aufmerksam geworden. Das ist wiederum dem Niederländer Theo van der Maas zu verdanken, der als Senior Consultant unter anderem für eine Coburger Firma arbeitet, zeitweise in Shanghai lebt und dort die Wurstmarke entdeckt hat.
"Es war alles ein großer Zufall", sagt Theo van der Maas rückblickend im Gespräch mit dem Tageblatt. Als sich Kyle Lin, der Generalmanager des Lebensmittelherstellers "Coburger Food", Anfang 2016 an ihn wendet, geht es eigentlich ums Personalmanagement. Da existiert die Marke "Coburger" schon seit gut zwei Jahren. Den Namen hatte sich Lin einfach aus dem Internet gesucht. "Hamburger gab's schon, deswegen Coburger", sagt van der Maas.
Franken hat noch mehr zu bieten
In Coburg ist man zu dieser Zeit allerdings noch ahnungslos. Van der Maas, der Coburg gut kennt, wird hellhörig, ist interessiert, hat Ideen, wie man die Marke noch besser ausbauen könnte, will vor allem die Stadt Coburg mit einbeziehen. Doch seine erste Anfrage - per E-Mail - landet bei der Stadtverwaltung im Papierkorb. Er hakt erneut nach - und erregt schließlich Aufmerksamkeit bei Coburgs Zweiter Bürgermeisterin Birgit Weber. Die sei sofort begeistert gewesen, erzählt van der Maas. Kyle Lin wird offiziell nach Coburg eingeladen, um die Stadt kennenzulernen, für die er wirbt. Für Theo van der Maas ist damit aber noch lange nicht Schluss. Schließlich hat die Region Franken noch viel mehr zu bieten, was man auf den chinesischen Markt bringen könnte: "Lebensstil, Historie und eben die Produkte", zählt van der Maas auf. Warum nicht fränkischen Käse und fränkische Gewürze in den chinesischen Würsten verarbeiten? Entsprechende Verhandlungen laufen bereits, wie Michael Selzer vom Büro der Zweiten Bürgermeisterin berichtet - unter anderem mit den Milchwerken in Wiesenfeld, die künftig den Cheddar für die Käsekrainer liefern sollen; mit der Metzgerei Luther aus Neustadt, um irgendwann auch echte Coburger Bratwürste in China anbieten zu können; mit der Baunacher Firma Kirchner, die mit ihren Gewürzen für den richtigen Geschmack sorgen soll.
Die Zusammenarbeit zwischen Coburg und Shanghai kann aber auch in die andere Richtung funktionieren: Es werde bereits über ein chinesisches Teehaus in Coburg nachgedacht, sagt van der Maas - ein passender Partner wäre Schubarts Kaffeewerkstatt.
"Mit der Hofapotheke (Hoflikör) und der Konditorei Feyler (Schmätzchen) gibt es bereits seit 2016 funktionierende Geschäftsbeziehungen", so Selzer.